Der hypertalentierte Max Verstappen hat seinen dritten Weltmeistertitel im Visier. Seine Herausforderer heißen Charles Leclerc und Lewis Hamilton.

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Am Sonntag (16 Uhr, Servus TV) startet mit dem Großen Preis von Bahrain Max Verstappens "Mission Hattrick". Der zweifache Weltmeister gewann in der vergangenen Saison 15 von 22 Rennen, teilweise hatten sie den Aufregungsfaktor einer Fronleichnamsprozession. Der Niederländer von Red Bull ist auch heuer favorisiert – doch es gibt Gründe, auf Spannung zu hoffen.

Frage: Das Wichtigste vorneweg: Wer soll Weltmeister Max Verstappen schlagen?

Antwort: Über die ganze Saison dürften nur Charles Leclerc (Ferrari) und Lewis Hamilton (Mercedes) realistische Chancen haben. Dass RB-Motorsportberater Helmut Marko in Bahrain von den "besten WM-Tests, die wir bei Red Bull hatten", sprach, grenzt aus Sicht der Konkurrenz an eine gefährliche Drohung. Aber, sagt Servus-TV-Kommentator Andreas Gröbl dem STANDARD: "Immer, wenn das technische Reglement stabil bleibt, rücken alle zusammen."

Frage: Die WM hätte auch im Vorjahr spannender sein können, als sie schlussendlich war. Wird Ferrari endlich aufhören, seinen Fahrern von der Boxenmauer aus ins Knie zu schießen?

Antwort: Auch diese Zeitung hat in der Vorsaison die Frage gestellt: Was macht Ferraris Strategiechef eigentlich beruflich? Mittlerweile heißt die Antwort: etwas anderes. Inaki Rueda wurde für seine an Slapstick grenzende Fehlentscheidungsserie mit einer Versetzung in das Werk in Maranello bestraft, der Inder Ravin Jain dürfte Charles Leclerc etwas weniger Siege kosten.

Frage: Wer könnte überraschen?

Antwort: Nach exzellenten Testfahrten gehört der Hype Aston Martin. Im Vorjahr waren die Briten nur auf Rang sieben der Konstrukteurswertung, nun dürften sie ein schnelles und verlässliches Auto auf den Asphalt gebracht haben. Vor allem die Longruns in Bahrain waren überzeugend. Der Haken? Die Aussagekraft der Tests ist traditionell unmöglich einzuschätzen – sie können gleichermaßen Vorbote oder Chimäre sein. Im Bestfall dürfte Aston Martin Mercedes den dritten Platz streitig machen.

Frage: Wer fährt denn für das angebliche Überraschungsteam?

Antwort: Mit Fernando Alonso hat Aston Martin zudem einen Topfahrer in seinen Reihen. Teamkollege Lance Stroll kann beim Saisonstart trotz seines gebrochenen Handgelenks starten, kurzzeitig waren Gerüchte um ein Comeback von Sebastian Vettel aufgekommen. Der Rennstall hatte aber ohnehin klargestellt, dass im Ernstfall Ersatzfahrer Felipe Drugovich gefahren wäre. Die von Wikipedia ausgewiesenen österreichischen Wurzeln des Brasilianers sind schon sehr weit entfernt, aber immerhin: Sein Vorbild ist Niki Lauda.

Frage: Was hat sich beim Personal geändert?

Antwort: Pierre Gasly fährt nun für Alpine, Nyck de Vries ersetzt ihn bei Alpha Tauri. Nachwuchshoffnung Oscar Piastri verstärkt McLaren, Logan Sargeant hat bei Williams Bruchpilot Nicholas Latifi abgelöst. Haas hat Deutsche getauscht: Nico Hülkenberg statt Mick Schumacher. Auch bei den Teamchefs gibt es neue Gesichter. Ferraris Neo-Chef heißt Frédéric Vasseur, bei dessen Ex-Team Alfa Romeo werden die Pflichten aufgeteilt. McLaren leitet nun Andrea Stella, Williams der von Mercedes geholte James Vowles.

Frage: Was ist sonst noch neu?

Antwort: Es gibt statt drei nun sechs Sprintrennen, auch in Spielberg wird wieder am Samstag über 100 Kilometer gefahren. Der GP von Las Vegas feiert am 18. November sein Comeback. Gute Nachricht für die Wirbelsäulen der Mercedes-Piloten: Das "Porpoising", das Hoppeln der Autos, dürfte dank technischer Anpassungen Geschichte sein.

Frage: Worüber wird noch geredet?

Antwort: Über das Schweigen. Der Motorsportweltverband Fia hat seinen Fahrern einen Maulkorb verpasst, politische Äußerungen abseits von Social Media und TV-Interviews brauchen nun eine vorherige Genehmigung. Die allesamt volljährigen Fahrer kritisierten die Strafandrohung.

Frage: Mercedes’ schwarzes Auto war eine politische Botschaft, nun sind auch Haas und Alfa Romeo schwarz. Solidarisieren sie sich?

Antwort: Nein. Die Teams sparen Gewicht, indem sie Teile des Carbons unlackiert lassen.

Frage: Wo sieht man die Rennen in Österreich?

Antwort: ORF 1 und Servus TV teilen sich wie gehabt die Rennen auf. Servus übernimmt den Start, Spielberg machen beide, das Saisonfinale in Abu Dhabi (26. November) überträgt der ORF. Sky überträgt alle Rennen. (Martin Schauhuber, 2.3.2023)