Die Pride Village auf dem Wiener Rathausplatz wird es im Juni bei der diesjährigen Pride in Wien nicht geben, erklären die Veranstalter mit Bedauern.

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Die Vienna Pride wird auch dieses Jahr wieder ohne die beliebte "Pride Village" über die Bühne gehen. Grund für die Absage seien die mangelnden Förderungen durch die Stadt Wien, wie die Organisatoren der Pride von der Homosexuelleninitiative (Hosi) am Donnerstag in einer Aussendung beklagten.

Bei der Pride Village handelt es sich um eine große Zeltstadt auf dem Rathausplatz, die in den Jahren vor der Pandemie im Rahmen der Pride für einige Tage aufgebaut worden war. Dort gab es ein künstlerisches und aktivistisches Bühnenprogramm sowie gastronomische Angebote. In der Corona-Zeit musste die Pride Village epidemiologisch bedingt abgesagt werden, doch für 2023 hatte sich die Hosi ein Revival erhofft.

Gestiegene Kosten nicht finanzierbar

Daraus werde nun aber nichts, erklärt Hosi-Obfrau Ann-Sophie Otte. Denn die vom Büro des zuständigen Stadtrats Christoph Wiederkehr (Neos) für die gesamte Pride zugesagte Fördersumme von 175.000 Euro reiche nicht aus, um auch das Betreiben der Pride Village finanzieren zu können.

Die Förderungen seien geringer als vor der Pandemie, die seither massiv gestiegenen Sicherheits- und Organisationskosten könnten somit nicht gedeckt werden. So seien etwa die Preise für Bühnen- und Veranstaltungstechnik in den letzten Jahren um bis zu 30 Prozent gestiegen. Zudem gebe es neue Sicherheitsauflagen, deren Umsetzung ebenfalls ins Geld gehe.

Verlorenes Know-how

Die Hosi zeigt sich von Wiederkehrs Förderpolitik enttäuscht: "Leiden wird darunter die LGBTQI-Community, der eine wichtige Möglichkeit für Sichtbarkeit und Austausch genommen wird." Die Initiative fürchtet aber noch einen weiteren Nachteil durch das abgespeckte Pride-Programm: Durch den nunmehr dräuenden Personalabbau beim Organisationsteam gehe Know-how verloren, das es für eine Bewerbung der Stadt Wien für die Ausrichtung der World Pride benötige. Die rot-pinke Stadtkoalition hat in ihrem Regierungsprogramm eine solche Bewerbung als Ziel ausgegeben.

Diskussion ums Geld

Auf STANDARD-Anfrage ging Stadtrat Wiederkehr am Donnerstagnachmittag auf die Kritik der Hosi ein. Für ihn sei die Absage der Pride Village "nicht nachvollziehbar". Die Veranstaltung leiste einen "wichtigen Beitrag, um die Vielfalt und Buntheit in Wien sichtbar zu machen". Sie wäre laut Wiederkehr mit den zugesagten Fördermitteln "sehr gut durchführbar gewesen", zumal diese nun um 15 Prozent höher seien als 2022. Wiederkehr will sich "jetzt dafür einsetzen, dass es ein attraktives Angebot geben wird, um Pride Village zu retten".

Die Hosi weist die von Wiederkehr angeführte Steigerung der Fördermittel allerdings als schiefen Vergleich zurück: 2022 habe man die Veranstaltung der Pride Village aufgrund der Covid-Ansteckungsgefahr gar nicht erst beantragt, insofern müsse man die Jahre inklusive Pride Village in vorpandemischen Zeiten zum sinnvollen Vergleich heranziehen. 2019 habe die entsprechende Gesamtfördersumme 500.000 Euro betragen – also mehr als doppelt so viel wie für 2023. Gegen den Vergleich mit 2019 regt sich wiederum im Büro Wiederkehr Widerstand: Die damalige Höhe der Summe sei auf die 2019 in Wien abgehaltene Europride und den dadurch höheren Finanzbedarf zurückzuführen, heißt es zum STANDARD.

Stattfinden wird die Vienna Pride jedenfalls dieses Jahr von 1. bis 18. Juni. Die Regenbogenparade, bei derfür LBTQI-Rechte demonstriert wird, wird am 17. Juni über den Ring ziehen. (Theo Anders, 2.3.2023)