Ein Bild aus harmonischeren Tagen: das denkmalgeschützte Novomatic-Forum beim Wiener Naschmarkt.

Foto: Heribert Corn

Im Novomatic-Forum beim Wiener Naschmarkt fliegen wie berichtet seit einigen Wochen die Fetzen. Der Vermieter Lukas Neugebauer und der Mieter, die Dots Group von Martin Ho, die hier die Pizzeria "404 – Don't Ask Why" betrieben hat, decken einander mit Klagen ein. Sie werfen einander zehntausende Euro an Schulden und sonstige Verfehlungen vor – und während Neugebauer mittlerweile einen neuen Mieter für die Flächen gefunden haben will, betont man bei der Dots Group, die Flächen bis 2031 angemietet zu haben.

Nun ist ein weiterer Höhepunkt des Konflikts erreicht: Am Freitagmorgen wollte man sich vonseiten der Dots Group nach einem entsprechenden richterlichen Beschluss Zutritt zum Lokal verschaffen und begann mit dem Abbau der zuvor wie berichtet errichteten Hindernisse in Form von Ziegelmauern. Daraufhin wurde, so erklärt es Alexander Khaelss-Khaelssberg, Pressesprecher der Dots Group, vom Vermieter die Polizei gerufen, um einen Einbruch zu melden. Der Anwalt der Dots Group habe den Beamten daraufhin den Exekutionstitel vorgelegt, woraufhin diese wieder abzogen.

"Daraufhin kam es zu Rangeleien", sagt Khaelss-Khaelssberg, "woraufhin der Anwalt der Dots Group erneut die Polizei gerufen hat." Letztendlich seien, wie in einer Einstweiligen Vorkehrung des Bezirksgerichts Innere Stadt vor wenigen Tagen verfügt, die Hindernisse abmontiert und die Schlösser aufgebrochen worden, danach sei man wieder abgezogen.

In einem Medienbericht war allerdings die Rede von einem Formalfehler, durch den den der Vorgang gestoppt werden musste. Vom langfristigen Erfolg der Arbeiten scheint man bei der Dots Group insgesamt nicht überzeugt: "Wir gehen davon aus, dass die Mauer schon wieder steht", sagte der Sprecher Freitagmittag.

Der Vermieter Lukas Neugebauer präsentiert auf Anfrage eine andere Version der Ereignisse: Die Dots Group habe am Freitagmorgen "in einem medialen und rechtlichen Totalausfall die Durchsetzung einer Exekution ohne Beiziehung der entsprechenden Vollzugsorgane geprobt". Von der Polizei sei das Vorgehen schließlich gestoppt worden: "Die Mauer steht und der Zugang bleibt weiterhin verwehrt."

Gerichtstermine folgen

Für die, die bei all dem Hin und Her mittlerweile den Überblick verloren haben: Vor wenigen Wochen wurde Martin Hos Lokal gegenüber der Wiener Secession laut eigenen Angaben "zugemauert", die Schlösser seines Lokals ausgetauscht und der Mietvertrag von seinem Vermieter unter anderem wegen offener Rechnungen in der Höhe von 60.000 Euro als beendet erklärt, ein Räumungsverfahren ist bei Gericht anhängig.

Vonseiten des Vermieters gab es eine andere Version der Ereignisse: Die Rücknahme des Lokals sei so vereinbart, ein neuer Mieter – ein Optiker – für die Fläche bereits gefunden worden, der wiederum die Dots Group wegen Besitzstörung klagte, damit aber abgeblitzt ist.

Das Bezirksgericht Innere Stadt hat vor wenigen Tagen eine Einstweilige Vorkehrung erlassen, wonach der uneingeschränkte Zugang der Dots Group zum Mietobjekt binnen zwei Tagen wiederhergestellt werden und weitere Besitzstörungen unterlassen werden müssen.

Die Einstweilige Vorkehrung sei "vorläufig und lediglich auf Basis der Angaben von Herrn Ho" erlassen worden, argumentierte man daraufhin auf Vermieterseite. Eine Überprüfung der Angaben erfolge erst im Rahmen eines nachgelagerten Prozesstages. Dieser werde abgewartet.

Als fix gilt also nur eines: Weitere Gerichtstermine werden folgen. (zof, 10.3.2023)