Etwa so hatten sich die Astro-Illustratoren die Welt um Spocks Heimatstern 40 Eridani A vorgestellt.
Illustr.: Don Davis/University of Florida

Im "Star Trek"-Universum sind es die Vulkanier, die uns in der Gemeinschaft der raumfahrenden Galaxienbewohner willkommen heißen. Eine Delegation der spitzohrigen Außerirdischen mit ausgeprägtem Sinn für Logik fliegt vom Planeten Vulcan herbei, kurz nachdem die Menschheit hinter das Geheimnis des überlichtschnellen Flugs gekommen ist. Mr. Spock, der wohl prominenteste Alien der Science-Fiction-Geschichte, ist ebenfalls auf dem Planeten aufgewachsen, der den real existierenden Stern 40 Eridani A umkreisen soll.

Supererde in der habitablen Zone

Groß war die Freude nicht nur unter eingefleischten Trekkies, als sich 2018 herausstellte, dass es um diesen 16 Lichtjahre entfernten sonnenähnlichen Stern tatsächlich mindestens einen Exoplaneten geben könnte – noch dazu in der potenziell lebensfreundlichen Zone des Sterns. Aus den Beobachtungen zogen die Forschenden auch einige konkrete Schlüsse darauf, wie HD 26965b, so die offizielle Bezeichnung von Vulcan, aussehen könnte.

Der Vulkanier Spock (in der Serie dargestellt von Leonard Nimoy), hier links, war erster Offizier unter Captain James T. Kirk (William Shatner) auf dem Raumschiff Enterprise.
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Er sei etwa doppelt so groß wie unsere Erde, und seine Masse übertreffe jene der Erde um das Achtfache, schrieben die Forschenden damals in den "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society". Vermutlich sei die Welt ein Grenzfall zwischen Gas- und Felsplanet. Nun aber stellte sich all das als Irrtum heraus: kein "Vulcan" um 40 Eridani A.

Ernsthafte Zweifel

Ganz einwandfrei war die planetare Entdeckung ohnehin nie gewesen. Auf die Spur kam man dem vermeintlichen Exoplaneten mit der sogenannten Radialgeschwindigkeitsmethode, bei der minimale Eigenbewegungen des Heimatsterns auf einen potenziellen Begleiter zurückgeführt werden. Ernsthafte Zweifel an der Existenz von HD 26965b wurden spätestens laut, als sich herausstellte, dass die scheinbar beobachtete 42-tägige Umlaufzeit des "Planeten" exakt dem Rhythmus der Aktivität von 40 Eridani A entspricht.

Wie ein Team um Katherine Laliotis von der Ohio State University auf dem Preprintserver ArXiv.org berichtete, haben genauere Nachuntersuchungen dies nun bestätigt. Die Forschenden hatten im Rahmen einer umfassenden Analyse naher Systeme hinsichtlich lohnenswerter Ziele für künftige direkte Exoplanetenbeobachtungen auch 40 Eridani A ins Visier genommen. Die Messungen zeigten dabei klar, dass die regelmäßigen Schwankungen des Sterns unmittelbar auf die stellaren Aktivitätsmuster zurückzuführen sind – und eben nicht auf einen Exoplaneten.

Roddenberrys Brief

Der Stern 40 Eridani A ist Teil eines auch als Keid bekannten Dreifachsternsystem, das 1783 vom britischen Astronomen William Herschel entdeckt wurde. Der orangefarbene Hauptreihenstern besitzt eine etwa zehn Prozent geringere Masse als die Sonne und nur rund ein Drittel ihrer Leuchtkraft. Dass in diesem System Mr. Spocks Heimatwelt zu finden ist, verkündete "Star Trek"-Schöpfer Gene Roddenberry 1991 in einem Brief an den Herausgeber des US-Magazins "Sky & Telescope" – womit er einen Schlusspunkt hinter die jahrzehntelangen Spekulationen über die Verortung von Vulcan setzte.

Nun ist der Stern nach einem vorübergehenden Zwischenspiel zwar wieder planetenlos, doch so muss es nicht unbedingt bleiben: Das Team um Laliotis will keineswegs ausschließen, dass um 40 Eridani A doch Exoplaneten kreisen. Sollte es sie geben, dürften sie freilich deutlich kleiner sein als die vermeintliche Supererde. Um Felsplaneten in einer solchen Konstellation und unter dem gegebenen Blickwinkel zu entdecken, seien die derzeit eingesetzten Instrumente allerdings nicht empfindlich genug. (tberg, 3.3.2023)