Ein grünes Label ist schnell auf Fonds oder andere Produkte gedruckt. Doch die Wahrheit hält nicht immer, was das Pickerl verspricht.

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Die Welt nachhaltiger gestalten, Ressourcen schonen, saubere Lieferketten, Einhaltung von Arbeitsvorschriften: Das sind Ziele, die auch bei nachhaltigen Fonds wichtig sind. Investiert wird nur in jene Unternehmen, die sich diesen Ansätzen verschrieben haben oder sich dahin transformieren.

Die EU hat mit der Taxonomie auch eine Einstufung für Fonds geschaffen, damit sich Kunden besser orientieren können, wie grün ein Fonds ist. Eingeteilt werden diese Fonds in Artikel. Die sogenannten Artikel-6-Produkte sind herkömmliche Fonds, die keine Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Eine Stufe darüber finden sich die Artikel-8-Fonds, im Anlegerjargon hellgrüne Fonds genannt: Diese Produkte berücksichtigen ökologische oder soziale Kriterien, haben aber keinen ausschließlichen Fokus auf Nachhaltigkeit. Die dunkelgrünen Artikel-9-Fonds streben ein konkretes Nachhaltigkeitsziel an, wobei die Wirksamkeit zur Erreichung dieses Ziels nachgewiesen werden muss.

Doch wie grün sind jene Fonds, die sich so bezeichnen? Dazu hat die Nachhaltigkeitsplattform ESG Plus / Cleanvest mit dem Konsumentenschutz der Arbeiterkammer Oberösterreich eine Studie erstellt und sich jene 180 Fonds in Österreich angesehen, die unter Artikel 8 und Artikel 9 angeboten werden.

Für die Analyse wurden 23 Nachhaltigkeitskriterien sowie 122 thematische Unterkriterien entwickelt, auf deren Basis die 180 nachhaltigen Aktien-, Anleihen- und Mischfonds am österreichischen Markt unter die Lupe genommen wurden. In den analysierten 180 Fonds waren 78 Aktienfonds, 69 Anleihenfonds, 29 Mischfonds und vier sonstige Fonds – drei Wandelanleihenfonds und ein Rohstofffonds.

Nachhaltig von bis

Die Ergebnisse der 180 Fonds reichen von nur 38 Prozent der maximal erreichbaren Bewertungspunkte (Kathrein US-Dollar Bond) bis zur höchsten Bewertung von 100 Prozent (Iqam SRI SparTrust). 95 der 180 Fonds erzielen ein höheres Ergebnis als der Mittelwert, der bei 72 Prozent liegt. Das Gesamt-Sample der 180 Fonds besteht aus nur zehn Artikel-9-Fonds, also Fonds mit einem konkreten Nachhaltigkeitsziel, und aus 170 Artikel-8-Fonds.

Die zehn Artikel-9-Fonds haben mit 80 Prozent einen um elf Prozent höheren Mittelwert als das Gesamt-Sample aller Fonds sowie auch der Artikel-8-Fonds (mit jeweils einem Mittelwert von 72 Prozent). Nur drei der zehn Artikel-9-Fonds haben ein Ergebnis, das niedriger als der Mittelwert des Gesamt-Samples ist (alle drei Fonds von Amundi Austria).

Zu den Fonds mit den zehn besten Ergebnissen aller 180 untersuchten Fonds zählen acht Anleihenfonds (mit 97 bis 100 Prozent der maximal erreichbaren Bewertungspunkte) und zwei Aktienfonds (mit 95 und 97 Prozent der erreichbaren Punkte). 100 Prozent der maximalen Nachhaltigkeitspunkte erreichte der Anleihenfonds Iqam SRI SparTrust M. Ebenfalls als sehr nachhaltig bewertet wurden Schoellerbank Vorsorgefonds (99 Prozent), Amundi Muendel Bond sowie Amundi Muendel Rent (jeweils 98 Prozent), Erste Bond Euro Muendelrent (98 Prozent) und Raiffeisen-Oesterreich-Rent (98 Prozent).

Blick in die Aktienfonds

Die Top Ten der nachhaltigsten Aktienfonds wurden separat ausgewertet. Unter ihnen befinden sich unter anderem der Erste WWF Stock Environment (97 Prozent), der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Momentum (95 Prozent) sowie der 3 Banken Mensch & Umwelt Aktienfonds (92 Prozent). Der Mittelwert der zehn bestplatzierten Fonds liegt mit 97 Prozent sehr hoch (um 35 Prozent höher als der Mittelwert des Gesamt-Samples, der bei 72 Prozent liegt). Drei der Fonds stammen vom Raiffeisen-Sektor (zweimal Raiffeisen Capital Management und einmal Kepler-Fonds), jeweils zwei von Amundi Austria und Erste Asset Management und jeweils einer von Iqam, Schoellerbank und Masterinvest. Von diesen zehn am besten bewerteten Fonds ist lediglich einer Artikel-9, die anderen neun Fonds werden dem Artikel 8 zugeordnet.

"Unter den 180 Fonds gibt es definitiv Greenwashing-Kandidaten", fasst ESG-Gründer Armand Colard zusammen. Besonders schlimm findet Colard es, wenn Fonds "ESG" oder "Nachhaltigkeit" im Namen haben und das dann nicht erfüllen.

Klare Kriterien gefordert

Die beiden am schlechtesten bewerteten Aktienfonds sind übrigens die Standortfonds Deutschland/Österreich. Im Beipackzettel KID wird angegeben, dass ESG-Erwägungen bei der Auswahl von Unternehmen miteinbezogen werden. Die Portfolios aber zeigen, dass das keine große Auswirkung hat: Öl- und Gaskonzerne wie BP, OMV oder Rüstungsfirmen wie Thales sind vorhanden.

Die AK OÖ fordert klare und rechtlich bindende Vorgaben für Nachhaltigkeitskriterien. Zum Schutz der Anleger sollte eine Prüfung durch die jeweils zuständige Finanzmarktaufsicht verpflichtend eingeführt werden. (Bettina Pfluger, 3.3.2023)