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Schwechat/Frankfurt – Höhere Ticketpreise, deutlich mehr Passagiere, ein sehr guter Sommer und ein Schlussquartal, das besser lief als geplant, all das verhalf der AUA im abgelaufenen Geschäftsjahr zu einem kleinem Plus. Die Fluglinie erzielte ein um Sondereffekte bereinigtes Ebit von drei Millionen Euro. Im Jahr 2021 wies die Fluggesellschaft hier noch minus 249 Millionen Euro aus. Ohne die Sondereffekte fiel 2022 beim Ebit ein Minus von zwei Millionen an, nach minus 238 Millionen im Jahr zuvor, teilte das Unternehmen mit.

"Auch 2022 war kein einfaches Jahr für uns. Im ersten Jahresquartal war der Flugverkehr aufgrund der Einreiseauflagen vielerorts noch sehr eingeschränkt, im Februar sind mit einem Krieg vor unserer Haustür die Ausgaben für Treibstoff und Energie in die Höhe geschnellt", sagte AUA-Chefin Annette Mann. Auf das Ergebnis sei man "sehr stolz." Nach einem schwachen ersten Quartal erzielte die Fluglinie höhere Durchschnittsticketerlöse sowie einen deutlichen Anstieg der Passagierzahlen auf 11,1 Millionen Personen. Im Jahr 2021 beförderte die Lufthansa-Tochter nur fünf Millionen Passagiere.

Starkes zweites Halbjahr

Vor allem im zweiten Halbjahr 2022 stieg die Reiselust: Die AUA transportierte in diesem Zeitraum sieben Millionen Passagiere. Fast so viele wie in der zweiten Jahreshälfte 2019 – also vor der Corona-Pandemie – mit rund acht Millionen. Außerdem konnte die AUA im Gesamtjahr das Sitzkilometerangebot von 11,3 Milliarden auf 21,7 Milliarden nahezu verdoppeln, wobei die Auslastung mit 79,4 Prozent beinahe den Wert von 2019 (80,8 Prozent) erreichte.

Der Umsatz stieg um 152 Prozent auf 1,871 Milliarden Euro und lag damit nur noch elf Prozent unterhalb des Umsatzes von 2019 – das auch dank der um 15 bis 20 Prozent gestiegenen Ticketpreise. Die Gesamterlöse stiegen ebenfalls um 152 Prozent auf 1,949 Milliarden Euro, die Gesamtaufwendungen um 90 Prozent auf 1,946 Milliarden Euro. Daraus ergibt sich erstmals nach 2019 wieder ein positives, um Sondereffekte bereinigtes Betriebsergebnis (Adjusted Ebit) in Höhe von drei Millionen Euro.

Corona-Kredit vorzeitig zurückbezahlt

Den 2020 in der Corona-Krise gewährten staatlich besicherten Kredit hatte die AUA wie berichtet bereits im dritten Quartal 2022 zurückgezahlt. Ursprünglich wäre der Kredit bis Ende 2025 gelaufen.

Die Fluglinie verweist hier auf die positive Liquiditätsentwicklung sowie auf eine Kreditlinie der Lufthansa Group. Dadurch war es möglich, die verbliebenen 210 Millionen Euro des Gesamtkredites in der Höhe von 300 Millionen Euro vorzeitig zu tilgen. Wie hoch die Kreditlinie war, die die AUA vom Mutterkonzern erhielt, bezifferte das Unternehmen nicht. Die AUA war im Juni 2020 nach der ersten Pandemiewelle von der türkis-grünen Bundesregierung mit insgesamt 450 Millionen Euro gerettet worden. 150 Millionen Euro flossen direkt von der Staatskasse auf die Konten der Airline und mussten nicht zurückgezahlt werden. Für den 300 Millionen Euro schweren Kredit übernahm die Republik die Haftung. Weitere 150 Millionen Euro schoss der Eigentümer Lufthansa zu.

Teuerungsprämie

Auch der 2020 mit den Mitarbeitern ausgehandelte Gehaltsverzicht wurde mit Jahresende um zwei Jahre früher als geplant beendet. Seit Jänner werden den Mitarbeitern wieder normale Gehälter ausbezahlt. Zusätzlich erhielten alle Mitarbeiter eine Teuerungsprämie von bis zu 3.000 Euro netto – viermal 500 Euro, im Jänner noch einmal eintausend.

Austrian Airlines musste sich 2020 krisenbedingt verschlanken, doch zuletzt konnte wieder leicht aufgestockt werden. Seit Oktober 2022 verfügt sie über zwei von vier neuen Airbus A320neo. Aber auch beim Personal habe man wieder aufgestockt. 600 Mitarbeiter wurden im Vorjahr aufgestockt, heuer kamen 155 neue Beschäftigungsverhältnisse dazu.

Die aktuellen Buchungseingänge und der weitere Flottenzuwachs würden die Weichen für ein erfolgreiches Jahr 2023 legen. "Für das Jahr 2023 rechnen wir mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung", kündigte Mann an.

Lufthansa machte 2022 Gewinn

Auch für die Lufthansa gab es positive Nachrichten. Die Austrian-Airlines-Mutter hat im vergangenen Jahr nach massiven Verlusten während der Corona-Pandemie wieder einen Gewinn eingeflogen. Das bereinigte Betriebsergebnis belief sich, wie schon im Dezember angekündigt, auf 1,5 Milliarden Euro, nach einem Defizit von 1,7 Milliarden Euro im Jahr zuvor, wie die Fluggesellschaft am Freitag mitteilte.

Angesichts der Rückkehr in die Gewinnzone verlangt die deutsche Gewerkschaft Verdi zusätzliches Geld für das Personal. Das Unternehmen solle allen Konzernbeschäftigten eine "Inflationsausgleichsprämie" von jeweils 3.000 Euro zahlen.

Die starke Nachfrage nach Flügen von Reisenden und in der Luftfracht verschaffte Lufthansa 2022 mit 32,8 Milliarden Euro fast doppelt so hohe Erlöse wie im Jahr zuvor. Der Vertrag von Lufthansa-Chef Carsten Spohr ist in dieser Woche vorzeitig bis Ende 2028 verlängert worden. Die Ticketpreise sollen weiter rund ein Fünftel über dem Vorkrisenniveau liegen.

Lufthansa Cargo als größte Gewinnquelle

Erneut war allerdings die Frachttochter Lufthansa Cargo mit einem Rekordergebnis von 1,6 Milliarden Euro größte Gewinnquelle, während die Passagier-Airlines wegen des schwachen ersten Halbjahres noch 300 Millionen Euro Verlust einfuhren. Auch schlugen hohe Kosten von 555 Millionen Euro zur Entschädigung von Kundinnen und Kunden für Flugausfälle und -verspätungen im Sommer zu Buche, als es in der Luftfahrt wegen Personalmangels überall klemmte.

Unter dem Strich schaffte der MDAX-Konzern wieder schwarze Zahlen: Der Nettogewinn lag bei 791 Millionen Euro. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit 875 Millionen Euro gerechnet. Im laufenden Jahr soll die Erholung zurück zum Vorkrisenniveau von 2019 weitergehen: Der bereinigte Betriebsgewinn soll deutlich steigen. Das Kapazitätsangebot bei den Passagier-Airlines soll auf 85 bis 90 Prozent gesteigert werden, von 72 Prozent im vergangenen Jahr. Bei der Frachttochter Lufthansa Cargo sollen Umsatz und Ergebnis nach einer Sonderkonjunktur allerdings zurückgehen.

Die Schweizer Tochter Swiss erzielte einen Betriebsgewinn von 456 Millionen Franken (456,6 Millionen Euro), nach einem operativen Verlust von 405 Millionen Franken im Vorjahr. (APA, Reuters, rebu 3.3.2023)