An "The Last of Us" kommt man derzeit fast nicht vorbei – und sei es nur, weil das Pedro-Pascal-Meme einer Panikattacke x-Mal auf Social Media reingespült wird. Pedro wer? Okay. Fangen wir vorne an: "The Last of Us" ist die Verfilmung eines Games mit gleichem Namen und begeistert gerade ein Millionenpublikum. Seit Mitte Jänner läuft "The Last of Us", ganz klassisch jede Woche eine Folge (in Österreich auf Sky zu sehen) – das heißersehnte Staffelfilnale lässt bis 12. März auf sich warten.

Wer hat's noch nicht gesehen? Das Meme aus "The last of Us", das schön langsam zu nerven beginnt.

Die vereinigte Gamer-Gemeinde konnte es zum einen Teil kaum abwarten, bis die TV-Serie rauskommt. Gleichzeitig befürchteten viele, dass diese dem vielgeliebten und vielgelobten Game aber auch nicht gerecht werden könnte. Und dann gibt es diejenigen, die noch nie wirklich etwas vom Game gehört haben und eigentlich gar keine Erwartung hatten.

Wie schaffen es die Produzenten also, dass jene, die das Game und damit einen großen Teil des Plots kennen, genauso gespannt auf die nächste Folge warten, wie jene, die noch nie etwas von der Geschichte gehört haben? Darüber unterhalten sich Game-Experte Alexander Amon und Daniela Rom, Serienfan ohne Gamevorgeschichte, in einem Serienreif-Spezial.

Haben Sie sich auch immer gefragt, was essen die in so einer Zombieapokalpyse eigentlich? "The Last of Us" hat schönere und weniger appetitliche Antworten auf diese Frage.
HBO / Warner Media/Sky

Worum geht’s in der Serie in Kürze? Die Welt wurde von einer Pilz-Epidemie heimgesucht, die nicht nur zum Tod vieler Menschen geführt hat, sondern jeden Infizierten zu einem Pilz-Zombie macht, der nach nichts anderem trachtet, als weitere Menschen anzustecken. Wir begleiten den mittelalten Joel und den Teenager Ellie, wie sie sich durch diese Welt schlagen und dabei eine Vater-Tochter-ähnliche Beziehung aufbauen.

MINI-SPOILER-Alert: Sie betreten eine mehr oder weniger spoilerfreie Zone, es kann halt nur sein, dass irgendwo eine Pilzspore übrig geblieben ist. Wer also wirklich nichts über die Serie weiß und auch nicht mehr wissen will, schaut sich vielleicht lieber erst "The Last of Us" an.

Vorschau zum Staffelfinale.
HBO Max

Daniela Rom: Ich bin ja als Anti-Zombie-Angsthase komplett ohne Erwartungen in diese Serie gestolpert – und eigentlich auch nur, weil ich überall überrollt wurde mit Reviews und Memes und Videos. Da hab ich mir gedacht: Okay, schau ich mal rein, ist aber eh nix für mich. Ich glaube, ich bin von einer Serie noch nie so überrascht und gleichzeitig emotional niedergewalzt worden wie von "The Last of Us". Eine Folge, und ich war drin. Für mich ist das die beste Serie, die ich seit Jahren gesehen habe, und ich bin fast fassungslos, wie viel die Serienmacher da richtig machen. Darauf können wir dann gern noch genauer eingehen. Aber wie ist es für dich, als Gamer, der die Geschichte ja quasi schon kennt? Weil für mich ist vieles neu – eigentlich alles – , und sofern ich mich durch exzessives Nachlesen nicht schon selber gespoilert habe, auch sehr spannend.

Alexander Amon: Ich war "hyped" auf die Serie, weil ich die zwei gleichnamigen Spiele sehr liebe. Schon in den Games standen die Charaktere im Vordergrund – die Geschichte. Das Spielkonzept an sich war gar nicht so neu. Deshalb war ich gespannt, wie stark sich die Macher an die Vorlage halten würden. Serien- oder Filmumsetzungen von Videospielen haben ja zu Recht einen zweifelhaften Ruf. Es ist immer die Frage, wie viel übernehme ich, um die Fans nicht zu enttäuschen, aber wie viel passe ich an, um im neuen Medium funktionieren zu können. Haben dich zum Beispiel manche Szenen irritiert? Etwa die Autofahrt, wo man als Zuseher von der Rückbank auf das Geschehen blickt? Das war beispielsweise eins zu eins aus dem Spiel übernommen.

Joel und Ellie. Er schreckt vor Gewalt nicht zurück und will eigentlich vor allem seine Ruhe. Sie will lernen, wie man sich durch diese Welt schlägt. Und liebt schlechte Witze.
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Daniela Rom: Ich finde, es zeigt sich hier genau, dass eine gute Geschichte auch in einem anderen Medium funktionieren kann. Aber eben nur, wenn man sich total darauf einlässt, was das Medium eben braucht. Die Serienmacher kriegen da, glaub ich, eines gut hin, was sonst oft nicht so recht funktioniert: Sie erschaffen aufgrund einer starken Story eine halb neue für die Serienwelt, machen Fanservice für Gamer, indem sie eben Dinge einbauen, die man kennt, aber vergessen nie, dass eine TV-Serie etwas anderes ist als ein Game. Die Perspektive ist eine andere, während du im Game einfach wen umbringst (oder selber stirbst), ist das beim Zuschauen noch einmal einen andere Nummer. Die Serienmacher, der Game-Entwickler Neil Druckmann und Craig Mazin, haben hier einfach richtig gute Arbeit geleistet. Und auch Teile dazuerfunden, um die Geschichte fürs TV kompatibler zu machen. Und dann kommt da zum Beispiel die dritte Folge raus, die mit Bill und Frank – das ist ein Kunstwerk für sich alleine. Und kommt so im Game ja nicht vor.

Alexander Amon: Ja, genau. Mit solchen Folgen überraschen sie auch die Kenner der Spiele, und das hat mich dann umso mehr gefesselt. Vor allem deshalb, weil die neuen Elemente von mir nicht als Fremdkörper wahrgenommen wurden. Das war richtig stark, so wie du sagst.

Der Vergleich macht sicher: Im Internet kursieren solche Videos, hier ein Beispiel zur achten Folge.
IGN

Daniela Rom: Ich hab mich lange gefragt, was mich so fesselt an dieser Serie. Und meine – platte – Antwort ist: Die ganze Geschichte wird nicht platt erzählt. Also da, wo andere viel Tamtam brauchen und irgendwelche Plots lange erklären müssen und mich damit langweilen, wird das hier mit einer kleinen Geste oder einer kurzen Passage nebenher eingefügt. Zum Beispiel in Folge 8 mit der sektenähnlichen Community. Da hat man von Anfang an das Gefühl, da stimmt irgendwas nicht. Was da wirklich nicht stimmt, kommt dann auch nicht mit einem Holzhammer auf dich zu, sondern durch ein paar recht creepy Szenen und durch ein menschliches Ohr, das auf dem Boden einer Küche liegt. Mehr grauslich geht nicht, und das, obwohl viel von der Gewalt gar nicht richtig gezeigt wird. Geht dir die Action ab? Weil das kommt ja eher in homöopathischen Dosen vor – also für mich als Angsthase eh genau genug.

Alexander Amon: Ich finde die Action gerade richtig dosiert. Die war im Spiel natürlich mehr, weil du halt 20 Spielstunden füllen musst. Man darf halt nicht vergessen, dass die Auseinandersetzungen natürlich nochmal intensiver sind, wenn du selbst an so einem Clicker vorbeischleichen musst. Aber sie haben das wirklich gut hinbekommen. Was mich noch interessieren würde, was sagst du zu den Charakteren? Ich finde das erfrischend, dass mal nicht alle wie Models aussehen. Speziell die weiblichen Figuren in der Serie. Ich fand das passend und erfrischend.

Teenager-Sein ist auch in der Postapokalypse schwierig – für beide Seiten.
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Daniela Rom: Ich wüsste gar nicht, was ich nicht gut finde. Also die ganze Optik der Serie ist einfach gut. Die Figuren sind eigentlich bis in jede Nebenfigur hinein klar gezeichnet und haben eine innere Logik, die nachvollziehbar ist. Das Drehbuch ist hervorragend. Das Casting ist eine echte Meisterleistung – selbst wenn es im Vorfeld ja einiges an Diskussionen gab. Wer jetzt noch Pedro Pascal oder Bella Ramsey für eine Fehlbesetzung hält, soll einfach leise sein. Wo man vielleicht auch den Vorteil dessen sehen kann, dass es vorher schon ein Game mit einer eigenen Gamelogik gab, ist die "Weltenbildung".

Es gibt so viele kleine Hinweise und Elemente, die mir als Zuseherin diese Welt erklären, in der ich gerade bin. Es gibt kaum Ungereimtheiten, weder im Verlauf der Geschichte noch innerhalb der Charakterentwicklung. Und das nach sehr wenigen Episoden schon. Oder noch ärger: innerhalb nur einer Episode, weil sie dann eh schon wieder tot sind. Andere brauchen für so etwas drei Staffeln, und dann ist es immer noch nicht so gut. Ich mein, ich hab "The Walking Dead" mehrmals versucht mir anzuschauen, aber da komm ich nicht einmal nach einer Staffel so richtig rein. Und so simple Sachen, wie "Was essen die eigentlich?" oder "Was ist mit dem Klo?" werden nie wirklich beantwortet. Ich brauch da auch keine Abhandlung dazu, aber wie zum Beispiel die Tampons oder die Menstruationstasse einfach so in der Serie vorkommen, das ist schon großes Kino.

Alexander Amon: Haha, gute Punkte. Was mich an Spielen und der Serie gleichermaßen fasziniert, wie sie mit simplen Methoden, etwa dem unterirdischen Kinderspielraum, Fotos oder Notizen, kleine Geschichten erzählen, die man nur angedeutet bekommt. Das war im Spiel noch viel mehr, etwa wenn man Abschiedsbriefe lesen konnte, wo sich zum Beispiel ein Vater bei seiner Familie entschuldigt, dass er gebissen wurde und sich deshalb selber richtet.

Da war schon starker Tobak dabei, aber das hat in diese düstere Welt super gepasst. Mich interessiert echt, wie es weitergeht. Ob sie wirklich einfach das zweite Spiel verfilmen und es mit zwei Staffeln sein lassen – oder doch noch eine dazwischen einschieben oder das zweite Spiel in zwei Teile splitten. Ich kann mir bei dem Erfolg einfach nicht vorstellen, dass sie da so cool sind und sagen: zwei Staffeln – that’s it.

Bill und Frank – die vielleicht schönste Liebesgeschichte im Zombieversum, die jemals erzählt wurde. Ich sage nur: Erdbeeren.
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Daniela Rom: Starker Tobak ist gut, jede Folge ist eine emotionale Dampfwalze. Die Serienmacher unterscheiden quasi zwischen Action, also irgendwas mit Pilz-Zombies und echtem Geballer, und "emotionaler Action", also diese echt brutal emotionalen Szenen und der Beziehungsaufbau zwischen den Figuren. Und was soll ich sagen, ich bin nach quasi jeder Folge für eine Stunde fertig mit der Welt. Ich hoffe tatsächlich sehr, dass sie es nicht unnötig in die Länge ziehen. Also mir ist lieber, sie machen zwei richtig tolle Staffeln als vier, von denen zwei nur Larifari sind.

Alexander Amon: Absolut. Für mich persönlich wünsche ich mir, dass das Modell Schule macht und künftig nur noch die richtigen Enthusiasten auf Videospielen basierende Serien produzieren. Der Erfolg der Serie zeigt Netflix und Co im Idealfall, dass man hier richtig guten Stoff auf die kleine Leinwand bringen kann. Was ich dir in jedem Fall auch empfehlen kann, auch wenn es ganz anders ist und nicht mit realen Schauspielern gedreht wurde, ist "Arcane" auf Netflix. Da erscheint dieses oder nächstes Jahr die zweite Staffel. Basiert lose auf dem Multiplayer-Spiel "League of Legends", das seit 2009 auf der ganzen Welt von Millionen Jugendlichen gespielt wird. Aber nur sehr lose – es ist einfach eine wirklich gut erzählte Geschichte. So wie "The Last of Us". (aam, rom, 9.3.2023)

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