Abendhimmel über Salgótarján im Norden Ungarns: Der hellere der beiden "Sterne" ist Venus. Jupiter gleich darunter scheint dagegen fast zu verblassen.

Foto: EPA/Peter Komka

Haben Sie zuletzt am Abendhimmel Ufos bemerkt? Wer die zwei Lichter, die scheinbar unbeweglich über dem westlichen Horizont schweben, für Alienbesucher gehalten haben mochte, ist einer planetaren Täuschung aufgesessen: Die auffällig hellen Objekte, denen selbst die Lichtverschmutzung größerer Städte kaum etwas anhaben kann, sind Venus und Jupiter, die sich ihr jährliches Stelldichein geben.

Scheinbares Tête-à-Tête

Etwa alle elf bis 15 Monate kommt es zu so einem Rendezvous zwischen den beiden hellsten Planeten (und zugleich zu einer Häufung der Ufo-Sichtungen), aber nur wenige sind so eindrucksvoll und so gut sichtbar wie dieses. Bei der aktuellen sogenannten Venus-Jupiter-Konjunktion kommen sich die Schaumgeborene und der oberste Himmelsgott seit Anfang der Woche nach Sonnenuntergang bis auf rund 40 Bogenminuten nahe – das ist etwas mehr als die Breite eines Vollmonds. Einen tieferen Einblick in die Himmelsmechanik hinter der Begegnung liefert dieser Onlinevortrag der Wiener Arbeitsgemeinschaft für Astronomie (WAA).

Ab dem Wochenende werden sich Jupiter und Venus wieder voneinander verabschieden.
Illustr.: Imago Images/red

Das Doppelgestirn erweckt natürlich nur den Anschein einer tatsächlichen Begegnung, ein Trick der Perspektive: Während einer entsprechenden Konjunktion sind die Erde, der innere Planet Venus und der ferne Jupiter auf ihren Bahnen um die Sonne fast exakt entlang einer Linie aufgereiht. Während die beiden Planeten dadurch am Nachthimmel scheinbar in Kussweite geraten, trennen sie in Wahrheit rund 650 Millionen Kilometer praktisch leerer Weltraum.

Erde, Venus und Jupiter bilden eine Linie. Von hier unten aus ergibt das eine Konjunktion am Nachthimmel.
Illustr.: Small-Body Database/red

Warten auf das nächste Mal

Wer das planetare Tête-à-Tête am Abend beobachten will, sollte nach der Dämmerung in westliche Richtung blicken. In der Nacht auf Samstag wird die hellere Venus ziemlich genau über Jupiter stehen – klares Wetter vorausgesetzt. In den kommenden Tagen wird der Abstand zwischen den beiden hellen Planeten wieder wachsen. Obwohl schon mit freiem Auge nicht zu übersehen, erhöht ein Feldstecher oder Teleskop natürlich das Himmelsvergnügen. Schon mit kleineren optischen Behelfen lassen sich drei der größten Jupitermonde erkennen: Io, Ganymed und Callisto.

Hat man das Spektakel verpasst, ist Geduld gefragt: Auf das nächste vergleichbare Zusammentreffen von Venus und Jupiter in der Abenddämmerung wird man drei Jahre warten müssen. Wer das nicht abwarten will, hat im August 2025 die Chance auf eine schöne Venus-Jupiter-Konjunktion, muss dafür aber wohl vor fünf Uhr früh aus den Federn. (tberg, 3.3.2023)