"Spieglein, Spieglein ...": Rumäniens Regierung will mittels KI die Anliegen der Bevölkerung besser verstehen.

Foto: Twitter/Rumänische Regierung

Rumäniens Regierung hat einen "neuen ehrenamtlichen Berater", der mancherorts für Verwunderung sorgen dürfte: Ministerpräsident Nicolae Ciucă stellte stolz eine künstliche Intelligenz (KI) namens "Ion" vor, die Anliegen der Bevölkerung in Echtzeit an die Regierung übermitteln soll.

"Hallo! Du hast mir Leben eingehaucht. Ich bin Ion. Meine Aufgabe ist es nun, euch zu vertreten. Die Botschaften an mich stellen ein Porträt von uns Rumänen dar. Bring mir bei, Rumäne zu sein. Was muss ich über Rumänien wissen?" Das waren die ersten Worte der künstlichen Intelligenz, als sie am Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Optisch wurde "Ion" als futuristisch anmutender Spiegel in Szene gesetzt.

Bei der Demonstration hob Ciucă dies als eine "internationale Premiere" hervor und beanspruchte gleich "den ersten Regierungsberater, der künstliche Intelligenz einsetzt", für sein Land. Rumäniens Premier ist der Überzeugung, dass "der Einsatz von KI keine Option, sondern eine Verpflichtung sein sollte, um besser informierte Entscheidungen treffen zu können".

Schnittstelle zur Bevölkerung

Diese Entscheidungen basieren auf einer Technologie, die ihre Information aus zwei Quellen beziehen wird, wenn man der Website des Projekts Glauben schenkt. Zum einen wird sich die KI aus "öffentlich zugänglichen Daten sozialer Netzwerke" speisen, zum anderen können Rumäninnen und Rumänen ihre Anliegen auch direkt über ein Interface auf der Website deponieren.

Konkret soll das System Meinungen und Strömungen der Gesellschaft "auf automatische, natürliche, ausgewogene und unvoreingenommene Weise" erfassen und daraus "Meinungsgraphen" erstellen. In einem Abstract der Regierung heißt es weiter, dass man sich mit "Ion" die Kommentare in sozialen Medien zunutze machen möchte, die "über die verschiedenen Dienstleistungen staatlicher Einrichtungen starke Hinweise auf die Zufriedenheit der Bürger" liefern.

Testphase

Über einen weiteren Schritt soll die KI die Themen "nach ihren Auswirkungen auf den öffentlichen Sektor" priorisieren und daraus wesentliche Informationen für die Regierung ableiten. Das Projekt befindet sich noch in einer Testphase und wurde zusammen mit den wichtigsten Forscherinnen und Forschern des Landes vollständig in Rumänien entwickelt. Für die Verwaltung von "Ion" wird das Ministerium für Forschung, Innovation und Digitalisierung verantwortlich sein.

Am Ende der Demonstration verabschiedete sich "Ion" mit den Worten: "Habt einen schönen Frühling!" Bleibt für das Projekt zu hoffen, dass sich die KI nicht erst im Sommer wieder meldet. (bbr, 3.3.2023)