(Festsaal in der Parteizentrale der Freiheitlichen Partei Österreichs, bis auf den letzten Platz gefüllt mit Parteimitgliedern. Licht auf eine Funktionärin und einen Funktionär in der dritten Reihe.)
FUNKTIONÄRIN (fiebernd): Ach, ich bin so aufgeregt. Er ist ein so fantastischer Rhetoriker. Diese Aschermittwochrede letztens, ein Traum. Ich hätte ihm bis zum Ostersonntag zuhören können.
FUNKTIONÄR: Na, hoffentlich wirst du nicht enttäuscht, weil … Ich weiß nicht ... Irgendwie ist er nicht mehr derselbe, seit –
FUNKTIONÄRIN: Still! Er kommt!
(Der Parteivorsitzende Kickl betritt den Saal und tritt ans Rednerpult. Tosender Applaus.)
KICKL (freundlich lächelnd): Kameraden, lasst euch sagen, / ihr sollt mit allen euch vertragen, / nicht immer alles hintertreiben, / tolerant sein, ehrlich bleiben. / Zu oft schon sind wir angeeckt. / Zeigen wir doch mehr Respekt, / auch für unsre Konkurrenten / wie den Bundespräsidenten / und für Grüne und für Rote. / Das erste unserer Gebote / soll lauten: Jeder Mensch ist gleich. / Beherzigt dies, ich bitte euch. / Macht endlich Schluss mit eurem Schimpfen, / lasst, wenn möglich, euch auch impfen, / und schenkt mir nun Applaus, Gejohle, / wenn ich nochmals wiederhole: / Jeder Mensch ist gleich viel wert! / Danke, dass ihr zugehört. (Er verlässt, immer noch freundlich lächelnd, das Rednerpult und den Saal.
Lastendes Schweigen.)
FUNKTIONÄRIN (perplex): Was bitte war das?
FUNKTIONÄR: Ich hab’s dir ja gesagt … Seit ihm jemand dieses Buch geschickt hat, ist er nicht mehr derselbe.
FUNKTIONÄRIN: Was für ein Buch?
FUNKTIONÄR: "Der Fluch der Mumie".
(Vorhang)
(Antonio Fian, 3.3.2023)