Die Statistik ist Rapid-Trainer Zoran Barisic "wurscht".

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Wien – Zoran Barisic hat "wirklich Spaß". Cheftrainer von Rapid zu sein kann natürlich auch unlustig sein und werden, aber das betraf eher seine unmittelbaren Vorgänger. Didi Kühbauer und zuletzt Ferdinand Feldhofer könnten darüber keine Lieder, sondern komplette Opern singen. Den Job als Sportgeschäftsführer hat der 52-jährige Barisic nicht ungern ausgeübt, aber der Herbst war in Hütteldorf ein Desaster, alles wurde umgekrempelt, der Präsident heißt jetzt Alexander Wrabetz.

Barisic musste den Job wechseln, wurde durch Steffen Hofmann und Markus Katzer ersetzt. Auf einmal steht er wieder im Fokus. "Dabei bin ich nicht der Typ, der sich exponieren will. Aber im Zentrum sollen halt immer Mannschaft und Trainer stehen." Realitäten müssen auch bei Rapid akzeptiert werden. "Meine Berufung dürfte schon sein, auf dem Fußballplatz zu stehen."

Die Stimmung hat sich jedenfalls gedreht. Nicht zuletzt dank Barisic. "Die Spieler gehen gerne zur Arbeit, haben Spaß. Das ist einmal eine Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu sein. Der Rest ist harte Arbeit." Die Ergebnisse passen, zuletzt ein 2:1 in Wolfsberg und davor ein 3:0 daheim gegen Altach. Im Cup wurde das Halbfinale erreicht, am 5. April wird Ried begrüßt, sogar das Losglück hat den Weg ins Allianz-Stadion gefunden. Die Minimalanforderung, die Meistergruppe zu erreichen, ist praktisch erfüllt, um dies zu verhindern, müssten 25 schlafende Teufel gleichzeitig erwachen. Barisic will sich "den Restzweifel" aber nicht nehmen lassen.

Weiterentwicklung

Er ergötzt sich an der Entwicklung der Spieler. "Nahezu stündlich wird jeder besser. Die Mentalität, du musst bei Rapid überzeugen, damit du irgendwann einen nächsten Schritt machen kannst, ist absolut vorhanden. Es gab kein Aha-Erlebnis, wir befinden uns in einem extrem positiven Prozess." Mittelfeldmann Patrick Greil bestätigt den Eindruck: "Wir sind in einem guten Schwung."

In den Matches haben laut Barisic "die positiven Schübe zugenommen. Es gibt aber immer noch Phasen, wo wir kurzzeitig weg sind."

Am Sonntag muss man allerdings ab 17 Uhr voll da sein. Serienmeister Red Bull Salzburg gibt sich die Ehre, bis Freitagmittag waren 22.000 Karten verkauft. Die Stimmung wird nahezu enthusiastisch sein und sollte sich bei einem positiven Verlauf (schlecht wären zwei Gegentore nach drei Minuten) weiter steigern. Die Statistik weist Zahlen des Horrors aus, Rapid hat von den vergangenen 16 Vergleichen 14 verloren (zwei Remis). Barisic hat deshalb bei der Bundesliga um eine Absage angesucht. "Scherz, Statistik ist mir wurscht."

Blöderweise ist Salzburg gegen Rapid extramotiviert. Da gibt es keine Schonung, diese Duelle sind mit jenen in der Champions League (davon träumt Rapid nur) gleichzustellen. "Salzburg ist für mich eine europäische Spitzenmannschaft. Sie haben nur noch einen Bewerb zu bestreiten, daher werden sie nicht rotieren. Das würden sie sonst auch nicht tun. Wir fühlen uns geschmeichelt, fühlen uns respektiert."

Patentrezept

Und wie man endlich voll bestehen kann? "Um zu gewinnen, braucht man einen perfekten Tag und ein bisschen Glück. Wir werden bereit sein, alles raushauen und mutig auftreten." Salzburgs Coach Matthias Jaissle bestätigt Barisic vollinhaltlich, was als Drohung interpretiert werden kann. "Wir wissen natürlich um die Bedeutung dieser Partie. Entsprechend konzentriert und motiviert werden wir das Ganze angehen. Wir schauen primär auf uns. Rapid ist sehr stabil geworden."

Barisic weiß das, er ist ja Teil der neuen Zuversicht. In Hütteldorf wird an der Nachhaltigkeit gebastelt, Leopold Querfeld verlängerte bis 2025. Im Sommer kommt Stürmer Fally Mayulu ablösefrei vom Zweitligisten Blau Weiß Linz, der 20-jährige Franzose ist hochbegabt, unterschreibt bis 2027. Katzer: "Er kann sehr wertvoll für uns sein."

Greil hat übrigens mit Austria Klagenfurt gegen Salzburg einmal gewonnen. "Was Klagenfurt kann, muss auch Rapid können." Zoran Barisic widerspricht nicht. (Christian Hackl, 3.3.2023)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 20. Runde der Fußball-Bundesliga am Sonntag (alle Spiele live auf Sky):

SK Rapid Wien – FC Red Bull Salzburg (Wien, Allianz Stadion, 17.00 Uhr, SR Muckenhammer). Bisheriges Saisonergebnis: 1:1 (a). 2021/22: 0:2 (a), 1:2 (h), 1:2 (a), 0:1 (h)

Rapid: Hedl – Kasius, Querfeld, Sollbauer, Auer – Pejic, Kerschbaum – Bajic, Greil, Zimmermann – Burgstaller

Es fehlen: Kühn, Schick, Koscelnik, Druijf, Hofmann, Sattlberger (alle verletzt bzw. im Aufbautraining)

Fraglich: Grüll, Strunz (beide Aufbautraining)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet, Pavlovic, Ulmer – Gourna Douath – Capaldo, Gloukh, Seiwald – Adamu, Okafor

Es fehlen: Fernando (Oberschenkelprobleme), Guindo (Knie-OP), Omoregie (Rückenprobleme), Tijani (Schien- und Wadenbeinbruch)

SK Austria Klagenfurt – SCR Altach (Klagenfurt, 28 Black Arena, 14.30 Uhr, SR Weinberger). Bisheriges Saisonergebnis: 4:1 (a). 2021/22: 4:0 (a), 2:0 (h)

Klagenfurt: Menzel – Gkezos, Mahrer, N. Wimmer – Straudi, Benatelli, Demaku, Cvetko, Schumacher – Binder, Pink

Es fehlt: Arweiler (Mittelfußbruch)

Altach: Jungdal – Strauss, Haudum, Edokpolor – Ja. Jurcec, Bähre, Jäger, Schreiner – Bischof, Nuhiu, Balic

Es fehlen: Zwischenbrugger (Aufbautraining), Ju. Jurcec (Muskelverletzung)

WSG Tirol – LASK (Innsbruck, Tivoli Stadion Tirol, 14.30 Uhr, SR Spurny). Bisheriges Saisonergebnis: 4:1 (a). 2021/22: 1:1 (h), 0:3 (a), 0:6 (a), 4:0 (h), 2:1 (h)

WSG: F. Oswald – Rogelj, Stumberger, Bacher, Schulz – Sulzbacher, Müller, Ertlthaler – Ogrinec – Forst, Prica

Es fehlen: Behounek (gesperrt), Sabitzer (Jochbein), Blume (Sprunggelenk), Okungbowa (Oberschenkel)

LASK: Schlager – Stojkovic, Ziereis, Wiesinger, Renner – Michorl, Jovicic – Usor, Horvath, Nakamura – Mustapha

Es fehlen: Letard, Anselm, Boller (alle Kreuzband), Taloverov (Jochbein), Kecskes