Höhere Ticketpreise, deutlich mehr Passagiere, ein sehr guter Sommer und ein gutes Schlussquartal verhalfen der AUA 2022 zu einem kleinen Plus. Die Fluglinie erzielte einen Gewinn von drei Millionen Euro (um Sondereffekte bereinigtes Ebit).

Gut elf Millionen Menschen transportierte man im Vorjahr, die Passagierzahlen bewegen sich auf Vor-Corona-Zeiten zu. Die neuen grünen Tarife können seit Mitte Februar auf allen Europa-Flügen und ausgewählten Nordafrika-Destinationen gebucht werden. Einen einheitlichen Zuschlag gibt es dafür nicht, sie orientieren sich am Classic-Tarif. Noch ist die Nachfrage nach Kompensation bescheiden.

Auch wenn der Anteil am Flugverkehr gemessen an den globalen C02-Emissionen vergleichsweise niedrig ist: Fliegen ist dem Klima wenig zuträglich . Ein Drittel der Klimawirkungen vom Flugverkehr wird C02 zugeschrieben. Es entstehen aber nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch Kondensstreifen, Ruß, Stickoxide. Bessere Routen, saubere Alternativen zu Kerosin, Emissionshandel, Preisanreize, Verhaltensänderungen, mehr Kostenwahrheit, es gibt viele Schrauben, an denen gedreht werden muss.
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FÜR: Grün ist beliebt. Wer etwas auf sich hält, hat ein grünes Label auf seinen Produkten und Dienstleistungen und signalisiert, etwas für Umwelt und Klima zu tun. Auch bei der AUA, wie im gesamten Lufthansa-Konzern, gibt es nun auf Europa-Strecken und ausgewählten Nordafrika-Destinationen einen grünen Flugtarif. Die Belastung des Klimas werde zu 20 Prozent über die anteilige Verwendung von nachhaltigerem Flugbenzin (SAF) und zu 80 Prozent über die Finanzierung von Klimaschutzprojekten ausgeglichen.

Die AUA kauft in diesem freiwilligen System für jede Tonne CO2 ein Zertifikat, das bescheinigt, dass das Treibhausgas anderswo gespart wird. Aber: Nicht alle diese Atteste sind ihr Geld wert. Aufgedeckt wurden etwa Projekte, die es nie gab, oder Bäume in Wiederaufforstungsprojekten, die doppelt gezählt wurden. Ist das System also wertlos? Zahlt der Kunde für einen "Ökoschmäh"? Immerhin fallen bei der AUA für einen Flug nach Barcelona um rund 130 Euro für ein grünes Ticket 50 Euro mehr an.

Fragt man Umweltfachleute, fällt die Antwort eindeutig aus: Wo immer es möglich ist, sollten Flüge vermieden werden. Ist das nicht möglich, sei "ein kompensierter Flug das geringere Übel als ein nicht kompensierter", meint Boku-Experte Joachim Thaler. Was den freiwilligen C02-Markt betrifft, so brauche es mehr Transparenz und Monitoring, findet auch Wifo-Umweltökonomin Angelika Köppl. Die AUA kooperiert etwa mit Climate Austria, das unter anderem Beleuchtungsoptimierung bei der Lebenshilfe Mürztal oder Windparks in Neukaledonien finanziert.

Und wie erkennen Konsumenten, ob Projekte seriös und sinnvoll sind? Ein Blick auf die Zertifizierungen mit freiwilligen Standards (Auf welche Qualitätskriterien es ankommt, wird im "Ratgeber freiwillige CO2-Kompensation" des dt. Umweltbundesamts auf den Seiten 25-30 erläutert). Als einer der strengsten gilt der Gold Standard.

WIDER: Wer freiwillig mehr bezahlt fürs Fliegen, tut dies nicht zuletzt auch, um sein Gewissen zu beruhigen. Das könnte auch nach hinten losgehen, mag sich doch der eine oder andere denken, er oder sie unterstütze ohnehin Ausgleichsmaßnahmen. Nur: Klimaschonender wird Fliegen damit nicht. Immerhin entstehen die Emissionen ja trotzdem. Das merkt auch Wifo-Expertin Angelika Köppl an. In erster Linie müsse es darum gehen, Alternativen zum Fliegen ins Auge zu fassen.

Boku-Experte Joachim Thaler sieht das ebenso. Besonders wichtig sei es, Kurzstreckenflüge zu vermeiden, "sie sind noch emissionsintensiver als Langstreckenflüge". Noch ein Tipp: Wenn ein Flug nicht vermieden werden kann, sollte Economy statt Business oder First Class gebucht werden, Letzteres ist nämlich noch klimaschädlicher. Die Verwendung nachhaltigeren Kerosins, was die EU ab 2025 mit einer Beimischquote, die sukzessive steigen soll, verpflichtend umgesetzt sehen will, ist bei alldem ein Schräubchen in einem komplexen Räderwerk. Die ganz großen Hebel liegen anderswo als in nachhaltigerem Treibstoff und in der freiwilligen Kompensation.

"Sinnvoller wären Preissignale durch staatliche und überstaatliche Regulierung, C02-Steuern, Einbeziehung in den Emissionshandel", sagt Köppl. Airlines sollten die Entscheidung, ob die Emissionen des Fluges kompensiert werden oder nicht, ohnehin gar nicht an ihre Kundschaft auslagern, urteilt Joachim Thaler. Es sollten sämtliche Flüge von vornherein kompensiert werden, meint er. "Der höhere Preis, den dies zur Folge hätte, wäre ein Beitrag zu mehr Kostenwahrheit."

Was Letzteres betrifft, sei es auch höchst an der Zeit, die indirekte Subventionierung von Flügen durch das Fehlen einer Kerosinsteuer abzuschaffen. (Regina Bruckner, 5.3.2023)