In der aktuellen Regierung stellen Frauen bereits einen Anteil von 60 Prozent, in vielen anderen Bereichen besteht aber noch Aufholbedarf.

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Pünktlich zum internationalen Frauentag am kommenden Mittwoch will Spaniens Linksregierung einen weiteren Schritt in Richtung Gleichstellung beider Geschlechter tun. "Wenn Frauen die Hälfte der Gesellschaft ausmachen, dann müssen sie auch die Hälfte der politischen und wirtschaftlichen Macht ausmachen", erklärte Regierungschef Pedro Sánchez bei einem Treffen seiner sozialistischen PSOE am Samstag. Politik und Wirtschaft sollen künftig paritätisch besetzt sein. Sánchez will deshalb am kommenden Dienstag ein neues Gleichstellungsgesetz im Kabinett verabschieden lassen. Dort sitzen 14 Ministerinnen und acht Minister.

Das neue Gesetz sieht vor, dass das Management von börsennotierten Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro zu 40 Prozent aus Frauen bestehen müssen. Und in der Politik sollen künftig streng paritätische Listen verpflichtend sein. Das neue Gesetz soll noch vor den Wahlen Ende des Jahres durchs Parlament gebracht werden.

Platz zwei hinter Schweden

Dort sieht es in Sachen Frauenanteil bereits jetzt gar nicht schlecht aus. Mit 44 Prozent weiblichen Abgeordneten liegt das Land auf der Iberischen Halbinsel derzeit in Sachen Frauenanteil an zweiter Stelle in Europa, nur von Schweden mit 47 Prozent übertroffen. Zum Vergleich: In Österreich sitzen 40,4 Prozent Frauen im Nationalrat, im deutschen Bundestag gerade einmal 31,5 Prozent.

Anders in der Wirtschaft: In den Aufsichtsräten der spanischen börsennotierten Unternehmen saßen nach einer internationalen Vergleichsstudie des Consultingsunternehmens Deloitte 2021 26,3 Prozent Frauen, in Österreich waren es 28,2 Prozent, im Deutschland 28,9 Prozent und in den USA nur 23,9 Prozent. Nur Frankreich mit 43,2 Prozent Frauen in Aufsichtsräten und Norwegen mit 42,6 Prozent lagen 2021 über der 40 Prozenthürde, die Sánchez jetzt für Spanien anstrebt. In den Vorständen der Großunternehmen sind es noch schlechter aus. Dort sitzen in den Unternehmen des spanischen Aktienindexes IBEX 35 nur 18,8 Prozent Frauen, beim DAX sind es 22,1 Prozent und beim ATX kümmerliche 8,3 Prozent.

EU-Richtlinie

Das Gesetz der spanischen Linksregierung folgt in Sachen Wirtschaft weitgehend der Richtlinie zur Förderung einer ausgewogeneren Vertretung von Frauen und Männern der Europäischen Union aus dem Vorjahr. Diese sieht vor, dass bis 2026 mindestens 40 Prozent der Posten der nicht geschäftsführenden Mitglieder von Leitungsorganen mit Angehörigen des unterrepräsentierten Geschlechts zu besetzen sind. Wenn Mitgliedstaaten sich dafür entscheiden, sowohl geschäftsführende als auch nicht geschäftsführende Mitglieder von Leitungsorganen einzubeziehen, muss das Ziel 33 Prozent bis 2026 betragen. (Reiner Wandler aus Madrid, 5.3.2023)