Die Ablöse des Menschen durch KI in so manchen Bereichen könnte in den nächsten Jahren Thema werden.

Foto: imago images / Rüdiger Wölk

Tainted Love von Soft Cell, 1999 von Prince oder Under The Bridge von Red Hot Chili Peppers. Nimmt man allein die Musikauswahl als Kriterium, könnte man sich auch auf einen bereits etablierten Radiosender verirrt haben. Der Slogan des Radiosenders RadioGPT verrät allerdings, dass es sich hier um das erste Musikprogramm handelt, das allein von Künstlicher Intelligenz betrieben wird.

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"Wir sind wie Radio-Menschen, allerdings besser". Sätze wie diese unterbrechen regelmäßig das Programm des Senders, der aktuell nur als Demo auf der Website verfügbar ist. Man soll als Zuhörer allerdings möglichst rasch wissen, dass man nicht auf einem herkömmlichen Kanal seine Lieblingsmusik hört.

Nachdem in den letzten Monaten KI-Systeme eindrucksvoll gezeigt haben, wie sie Gedichte schreiben und komplexe Antworten auf das Leben geben können, scheint nun der nächste Schritt gekommen zu sein.

Geschaffen wurde RadioGPT von der US-Firma Futuri, die für ihr Projekt die gesprochenen Text produzierende GPT-3-Technologie mit dem hauseigenen Content-System TopicPulse verbunden hat, das nach den passenden Stories sucht. Man würde mit dieser Kombination die Audio-Landschaft "revolutionieren", schreibt das Unternehmen in einer Presseaussendung.

Tatsächlich bietet RadioGPT nicht nur Musik, sondern scannt rund 250 Quellen wie Facebook, Twitter oder Instagram, um passende Neuigkeiten und Informationen für das eigene Programm zu finden. Diese werden dann in einen passenden Text zusammengeführt und von einer oder mehreren KI-Stimmen vorgelesen. Diese können auch wie "bereits bekannte Persönlichkeiten" klingen, lässt das Unternehmen wissen.

Kunden gefunden

Aktuell kann man sich auf der Website die Demo von RadioGPT anhören, um einen Eindruck von KI-generiertem Programm zu bekommen. Laut den Herstellern hat bereits Alpha Media– immerhin Besitzer von 207 Radiostationen – als Kunde zumindest für einen ersten Test zugesagt. Auch in Kanada hat man mit Rogers Sports & Media einen ersten Abnehmer gefunden.

"Ich habe solches Vertrauen in KI, dass ich sie sogar dieses Statement habe schreiben lassen," lässt Alpha Media Vice President Phil Becker wissen. Man wolle mit den neuen Möglichkeiten lokalisierte Inhalte in Echtzeit verbreiten. Auf die künftige Personalsituation im Unternehmen geht Becker in dem Statement allerdings nicht ein.

Musikbranche im Umbruch

Schon heute hilft KI bei der Musikproduktion, egal ob Songwriting oder Mastering. Der Kreativgeist Peter Hollens hat sogar einen Song inklusive Musikvideo von Künstlicher Intelligenz kreieren lassen und meinte dazu: "Die Zukunft wird großartig".

(red, 5.3.2023)