Donald Trump macht sich für eine weitere Kandidatur bereit. Ein Song soll dabei helfen.

Foto: AP/Alex Brandon

Donald Trump und der bewaffnete Widerstand gegen den Staat sind sich keine Unbekannten. Dass sich dieses Verhältnis auch auf musikalischer Ebene zeigt, ist aber neu. Am 2. März wurde das Lied "Justice for All" veröffentlicht, eine Kollaboration von Ex-US-Präsident Donald Trump mit dem Gefangenen-Chor "J6 Prison Choir". Dieser setzt sich laut "Forbes" aus Personen zusammen, die wegen Beteiligung am Sturm auf das US-Kapitol festgenommen wurden. Den Auftakt des Songs macht der Chor, der die Nationalhymne der USA singt, während Trump zwischendurch die "Pledge of Allegiance" rezitiert, also den Treueschwur auf die Nation.

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Trumps Passagen wurden auf seinem Wohnsitz in Mar-a-Lago eingesprochen, während der Gesang des Chors über ein Gefängnistelefon aufgenommen wurde. Ein laut "Forbes" geplantes Musikvideo, das Donald Trump bei der Durchführung "patriotischer Akte" sowie Szenen von dem Sturm auf das US-Kapitol zeigen soll, ist bisher noch nicht veröffentlicht worden. Das derzeit verwendete Standbild des Videos zeigt die Innenseite einer Gefängniszelle, in der anhand von Zählstrichen an der Wand bereits viele Tage eingeritzt wurden, während der Ausblick aus dem vergitterten und mit Stacheldraht abgesicherten Fenster die Flagge der Vereinigten Staaten zeigt.

Trumps Solidarität mit dem Mob

Der Sturm auf das US-Kapitol ereignete sich am 6. Jänner 2021, als Trump-Anhänger versuchten, die Beglaubigung der Wahlergebnisse – und somit die Ermöglichung eines Präsidenten namens Joe Biden – zu verhindern. Bei dem gewaltsamen Eindringen in das Gebäude wurden dutzende Personen verletzt. Am Ende waren fünf Todesopfer zu beklagen. Mittlerweile fanden 950 Festnahmen statt, während 350 Menschen bereits verurteilt wurden, wie das US-Justizministerium im Jänner mitteilte. Erst zu Beginn des Jahres wurden vier weitere Mitglieder der rechtsextremen Miliz Oath Keepers unter anderem wegen "aufrührerischer Verschwörung" zu Haftstrafen verurteilt.

Donald Trump war nicht nur maßgeblich durch Mobilisierung zur Kundgebung, aufwiegelnde Rhetorik und eine ausbleibende Reaktion zum Sturm auf das Kapitol beteiligt, wie der offizielle US-Untersuchungsausschuss festgestellt hat, sondern unterstützte diese Bewegung auch im Nachhinein. Bereits im vergangenen Jahr kündigte er an, im Falle einer Wiederwahl Begnadigungen für beteiligte Personen zu erwägen. Diese Nähe scheint weiterhin zu bestehen: Im Fall des Musikprojekts soll es laut "Forbes" sogar der ausdrückliche Wunsch des ehemaligen US-Präsidenten gewesen sein, in dieses Projekt – das ursprünglich ohne ihn geplant war – involviert zu werden.

Das Ende des Liedes

Die Nähe zwischen den Ausschreitungen und dem Song spiegelt sich nicht nur in den Beteiligten wider, sondern ist auch am Ende des Liedes zu bemerken. Dort ruft der Chor "USA! USA! USA!" in einem Tempo, wie es auch von der demonstrierenden Masse vor dem Kapitol gerufen wurde. Die "Washington Post" sieht außerdem Ähnlichkeiten zu dem Rhythmus der Parole "Hang Mike Pence!", mit der der Mob auf eine potenzielle Anerkennung der Wahl durch den Vizepräsidenten reagierte.

Der Erlös des Songs soll an die Familien von Personen gehen, die aufgrund ihrer Teilnahme bei dem Sturm auf das Kapitol zu Haftstrafen verurteilt wurden. Genauere Informationen über die einzelnen Häftlinge wurden von "Forbes" nicht veröffentlicht, die rechtsextreme republikanische Abgeordnete Marjorie Taylor Greene postete allerdings bereits im November des vergangenen Jahres eine anonymisierte Aufnahme von Häftlingen, die – wie sie auf Twitter schrieb – jeden Abend die Nationalhymne singen würden. Eine Online-Verkaufsplattform wurde bereits aufgesetzt, jedoch noch nicht mit Inhalten befüllt. Donald Trump hat sich bisher noch nicht zu dem Projekt geäußert, laut CNN war sein Kampagnenteam von dem Projekt nicht informiert. Dies alles passiert in einem politischen Klima, in dem von Trump unterstützte Kandidaten gerade wegen dessen zunehmend extremistischer Positionen reihenweise Wahlen verloren haben. Der veröffentlichte Song dürfte diese Entwicklung nicht unbedingt aufhalten. (Tizian Rupp, 6.3.2023)