Zigtausende neue Bücher überschwemmen Jahr für Jahr den Buchmarkt. Auf rund 3.150 gelesene Werke soll man es als schnell und viel lesender Mensch im Laufe seines Lebens bringen können, wie der deutsche Schriftsteller Arno Schmidt einmal vorgerechnet hat. An Quantität besteht in der Literatur also kein Mangel. Vergleichsweise selten bekommt man es jedoch mit einem Buch von solcher Qualität zu tun, dass man es nicht nur einmal, sondern gleich mehrmals lesen möchte. Das sagt dann schon einiges darüber aus, wie hochwertig ein Roman sein muss, der es zu solchen Ehren bringt, dass man gewillt ist, ihm wiederholt wertvolle Lebenszeit zu widmen.

Manche Bücher halten problemlos mehrfacher Lektüre stand.
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Wenn die einmalige Lektüre nicht ausreicht

Gründe, ein Buch mehrmals lesen zu wollen, gibt es viele. Möglicherweise ist die Sprache dermaßen gewählt und geschliffen, dass man sich einzelne Formulierungen gerne mehrmals auf der Zunge zergehen lässt. Auch die Zeichnung und Entwicklung einzelner Charaktere kann so überzeugend sein, dass man sie mehr als einmal erleben möchte, um sich daran zu erfreuen. Vielleicht ist das Buch besonders unterhaltsam, sodass es einfach insgesamt kurzweilig ist. Oder man hat es mit großer Spannung bis zum Ende gelesen, wo dann eine derart verblüffende Wendung erfolgt, dass man die geschilderten Geschehnisse rückwirkend in einem ganz anderen Licht sieht – und das Buch noch einmal lesen möchte, um alle Zusammenhänge und früh erfolgten Andeutungen zu verstehen.

Das erneute Lesen kann so aussehen, dass man ein Buch bis zum Ende liest, auf der letzten Seite zuklappt – und es vorne gleich wieder öffnet, um erneut zu beginnen. Spannend kann eine Wiederholung der Lektüre aber auch sein, wenn einige Zeit vergangen ist, seit einem das Buch so gut gefallen hat. Man ist vielleicht älter geworden und hat inzwischen einen anderen Blick auf die Welt oder kann sich mittlerweile mit den Charakteren anders identifizieren als beim ersten Lesen des Buches. Möglicherweise bewertet man die Geschehnisse, die einen vormals emotional bewegt haben, inzwischen anders. Selten, aber doch kann es auch vorkommen, dass der Funke der Begeisterung erloschen ist – und man einem Buch nicht mehr so viel abgewinnen kann wie anno dazumal.

Dennoch liegen die Vorteile wiederholter Lektüre auf der Hand: Man weiß, was einen erwartet, genießt, was man schon kennt, entdeckt, was man vielleicht überlesen hat, und wird immer vertrauter mit etwas, das einem von Anfang an Freude bereitet hat. Erneut in die Welt eines guten Buches einzutauchen und sich aus der eigenen, weniger interessanten Realität zu flüchten kann sich gewissermaßen anfühlen, als ob man nach Hause kommt.

Wie ist das bei Ihnen?

Was motiviert Sie, sich einem Buch wiederholt zu widmen – und was ändert sich beim Mehrmallesen? Welches Buch haben Sie am öftesten verschlungen – und warum? Oder käme es Ihnen angesichts der riesigen Auswahl an Büchern auf dem Markt oder Ihrem großen SUB niemals in den Sinn, ein Buch mehr als einmal zu lesen? Berichten Sie im Forum! (Daniela Herger, 7.3.2023)