"Landesfürst" ist eine geläufige journalistische Bezeichnung für die Landeshauptleute, die halt wie die Fürsten über ihre Provinzen herrschen. Meist recht lange, oft recht autokratisch, sehr oft sehr selbstbewusst gegenüber dem Bund und überhaupt.

Das bröckelt. Angefangen hat es mit dem Tiroler Günther Platter, der nach einer "Alles richtig gemacht"-Pleite der Corona-Bekämpfung einen braven Nachfolger ins Wahlfeuer schickte. Dann stürzte die "Landesfürstin" Johanna Mikl-Leitner in Niederösterreich um zehn Prozentpunkte ab, hauptsächlich, weil die FPÖ bei den rabiaten Impfverweigerern und Ausländerfeinden erfolgreich war. Und weil sie – im Unterschied zum "Über-Landesfürsten", ihrem Vorgänger Erwin Pröll – keine großen Themen und Projekte hatte.
"Fürstengehabe mit undurchdachten Folgen."
Das gilt übrigens auch für den letzten absackenden Landesfürsten, den Kärntner SPÖ-Mann Peter Kaiser. Ein vernünftiger, gemäßigter, intellektueller Politiker – aber wer kann sich an eine größere wirtschafts- oder kulturpolitische Kärntner Initiative in den letzten Jahren erinnern?
Wenn sich die Landesfürsten zusammentun, um ihre Macht einzusetzen – was kommt dann heraus? Eine bei der Landeshauptleutekonferenz am Achensee vereinbarte Impfpflicht, die erstens kontraproduktiv war und zweitens ohnehin nie in Kraft trat. Fürstengehabe mit undurchdachten Folgen. Eine der Schwachstellen der österreichischen Realverfassung. (Hans Rauscher, 6.3.2023)