Cowboys mit Kuscheltieren gibt es im Cowboyfilm auch, aber eher selten.

Apollonia Theresa Bitzan

Längst ist die Figur des ballernden Kuhhirten aus dem Saloon der Filmindustrie verschwunden. Was vorgestern noch Spiel mir das Lied vom Tod (1968) war, löste sich gestern in der Parodie Der Schuh des Manitu (2001) auf, um noch einmal als Django Unchained (2012) aufzuröcheln. Doch das einst prägende Genre des Westerns hat mitsamt seinen patriarchalen Mustern seine Munition wohl verschossen.

Zu Recht, findet die Performancekünstlerin Nora Jacobs und bereitet der Heldenfigur von einst mit ihrem Stück How Do You bei Imagetanz im Brut jetzt ein ironisches Begräbnis – stilecht im Metrokino-Kulturhaus.

Schattenperformerin

Das Originelle an der Low-Tech-Performance ist weniger die Idee, dass Jacobs’ Cowboy mit dem Namen "Honey Drag Cowdy" als Frau mit Bärtchen, Hut, Ledergewand und Pelzchengürtel auftritt. Sondern vielmehr, dass sich dieser ziemlich patscherte Held ausschließlich in Sprichwörtern äußert. Die Parade der Sprichwörter – "Such das Glück nicht mit dem Fernrohr" – samt Abwandlungen – "Gut gesagt ist halb gewonnen" – hebt die bodenständige Tradition der Volksweisheit in lichte Höhen.

Außerdem tritt Cowdy, dargestellt von Jacobs selbst, zusammen mit der Gebärdensprachen-Übersetzerin Pam Eden auf, die als schwarz gekleidete Schattenperformerin zur perfekten Partnerin für den Abend wird. Zu seinem Beginn und am Ende der Liveperformance flimmern kurze Filme über die Metrokino-Leinwand. Besonders fesch dabei ist die Video-Gruppenpräsentation von Dragkings in ihren Outfits.

Für How Do You hat sich Nora Jacobs von der Wiener Performerin Barbara Kraus beraten lassen, und tatsächlich findet sich deren künstlerische Handschrift ganz deutlich in allem, was Cowdy mit seiner Leidenschaft fürs Häkeln in dieser kurzweiligen Stunde so tut. Bis hin zum langen Abschied. (Helmut Ploebst, 7.3.2023)