Österreich hat laut EY EU-weit zwar den den höchsten Anteil an Start-ups mit zumindest einer Gründerin, je höher die Investmentrunden werden, desto geringer fällt aber der Frauenanteil aus.

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Es wird vor allem innerhalb der Szene viel darüber gesprochen, dass die Start-up-Branche einen höheren Frauenanteil vertragen würde. Wenn es aber ums Geld geht, spiegelt sich das nach wie vor nicht wider. Investmentzahlen spielen in der Szene eine tragende Rolle und geben Aufschluss, wie es um einen Standort bestellt ist: Das investierte Risikokapital geht fast ausschließlich an rein männlich zusammengesetzte Gründungsteams: Bei 105 von 130 Finanzierungsrunden 2022 bestanden die Gründungsteams nur aus Männern – das entspricht 81 Prozent, wie eine Analyse der Wirtschaftsprüfungskanzlei EY zeigt. Noch deutlicher falle die männlich dominierte Verteilung beim Finanzierungsvolumen aus, fast 87 Prozent flossen an Unternehmen ohne Frau im Gründungsteam. Das entspricht auch dem langfristigen Durchschnitt zwischen 2010 und 2021.

"Dass der Venture-Capital-Markt immer noch ein ‚Boys Club‘ ist, liegt auch am starken strukturellen Ungleichgewicht", sagt EY-Start-up-Experte Florian Haas. Der Anteil an Gründerinnen liege hierzulande bei nicht einmal einem Fünftel, bei Investorinnen sogar noch niedriger. Dennoch hat Österreich EU-weit den höchsten Anteil an Start-ups mit zumindest einer Gründerin – je höher die Wachstumsphase und das Finanzierungsvolumen, desto geringer wird aber der Frauenanteil.

Gemischte Teams im Vorteil

Dabei seien gemischte Teams vor allem in unsicheren Zeiten ein Erfolgsfaktor, sagt Lisa Fassl, Mitgründerin des Vereins Female Founders und Geschäftsführerin des Fonds Fund F. "Genderdiverse Teams sind weniger stark von zurückgehender Investitionsfreudigkeit betroffen – auch wenn sie es im Fundraising historisch gesehen immer schwerer hatten als die rein männliche Konkurrenz."

Unabhängig von der unternehmensinternen Geschlechterverteilung ist der Geldregen in der Start-up-Szene aber vorerst ohnehin vorbei. Nachdem 2021 weltweit alle Rekorde in Hinblick auf Start-up-Finanzierungen geknackt wurden, haben steigende Zinsen, wirtschaftliche Unsicherheiten, Inflation und eine drohende Rezession das Marktumfeld stark eingetrübt. Trotz des Rückgangs um ein Fünftel im Vergleich zu 2021 wurde 2022 mit einer Milliarde Euro das zweithöchste Finanzierungsvolumen der heimischen Geschichte erzielt. (Andreas Danzer, 7.3.2023)