Natürlich kämpft Sahra Wagenknecht für Frieden. Selbstverständlich möchte sie ein Ende des Ukrainekrieges. Aber das Manifest, die Kundgebung, die vielen Auftritte in den Talkshows, das alles hat für die umstrittenste Linken-Politikerin Deutschlands einen angenehmen Nebeneffekt: Sie ist mehr im Gespräch als Kanzler Olaf Scholz.

Als Wagenknecht bei der großen Demo vor zehn Tagen in Berlin erklärte, "wir fangen jetzt auch an, uns zu organisieren", durfte man das durchaus doppeldeutig verstehen. Nun erfolgte der nächste, logische Schritt: Wagenknecht kündigte an, bei der Wahl 2025 nicht mehr für die Linke anzutreten.

Sahra Wagenknecht und die Linke: Da geht gar nichts mehr.
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Trennung mit Anlauf

Überrascht hat das niemanden. Sie und die Linken-Führung liegen nicht erst seit dem Ukrainekrieg über Kreuz.

2016 sprach Wagenknecht mit Blick auf die vielen Geflüchteten von "Grenzen der Aufnahmebereitschaft in der Bevölkerung". Während der Pandemie missfiel ihre Impfskepsis.

Und im Vorjahr, als sie die Genossinnen und Genossen auch noch als "Lifestyle-Linke" geißelte, die vor lauter Gendern die Arbeiterschaft vergessen, war man schon nahe dem Gefrierpunkt. Zuletzt lud Rechtsextremist Björn Höcke sie sogar ein, sich der AfD anzuschließen.

Eigentlich war es für beide Seiten in jüngster Zeit nur noch Qual: Die Linken-Spitze litt, traute sich aber nicht, ein Ausschlussverfahren einzuleiten, da Wagenknecht so prominent ist.

Gerade noch im Bundestag

Und Wagenknecht brauchte die Partei. Denn Aufmerksamkeit bekommt, wer permanent gegen den Strich bürstet. Jetzt aber ist die Trennung eingeleitet und wohl unumkehrbar.

Wohin dies die deutsche Linke führen wird, kann man derzeit noch nicht absehen. In den Bundestag hat sie es 2021 gerade noch geschafft. Vielleicht saugt Wagenknecht mit einer neuen Partei zu viel für einen Wiedereinzug ab. Möglicherweise schafft sie es selbst nicht. Dann hätten beide verloren. Aber wenn sie so weitergemacht hätten, vermutlich auch. (Birgit Baumann, 7.3.2023)