Irfan Peci will in Österreich gemeinsam mit Rechtsextremen Kundgebungen abhalten.

Foto: Thomas Witzgall

Der Mann war einer der wichtigsten Propagandisten der islamistischen Terrorgruppe Al-Kaida im deutschsprachigen Raum und wurde dann zu einem der wichtigsten V-Männer des deutschen Verfassungsschutzes. Nach seiner Enttarnung als Spitzel schrieb Irfan Peci mit zwei Journalisten im Jahr 2015 ein Buch und wurde so zu einem Medienliebling. Er gab Interviews, saß in einer Talkrunde bei Markus Lanz, das ZDF drehte eine Dokumentation über ihn. In der Öffentlichkeit trat er als Fachmann für die Themen Terrorismus, Prävention und Deradikalisierung auf. Diese Karriere endete, als der "Spiegel" private Chatnachrichten von ihm enthüllte, in denen er rassistische Tiraden abließ. Seither tritt er als antimuslimischer Agitator in Erscheinung. Nun taucht Peci bei den rechtsextremen Identitären in Wien auf.

"Und dann schauen wir, wie die Migranten reagieren"

Im April soll es in Österreich losgehen, verkündeten Peci und der bekannte Identitäre Martin Sellner vor wenigen Tagen in einem gemeinsamen Video. Mit "anderen Patrioten" wollen sie Kundgebungen gegen "Islamisierung und den Bevölkerungsaustausch" auf die Beine stellen. Ihre Kundgebungen sollen an "Brennpunkten" in "Wien, Linz und Graz" stattfinden, kündigten die beiden Männer an. "Und dann schauen wir, wie die Migranten reagieren", erklärte Peci.

Sellner und Peci gemeinsam auf Telegram.
Foto: Screenshot

Provokation und Konfrontation

Das lässt auf Aktionen schließen, wie sie in der Vergangenheit in Deutschland zu beobachten waren. Dort war Peci bei der islamfeindlichen "Bürgerbewegung Pax Europa" aktiv. Bei seinen Auftritten ging es um Provokation und Konfrontation. Es wurde scharf gegen den Islam oder Geflüchtete gewettert. "Ziel ist es dabei, die aufgebrachten Gegner in Diskussionen zu verwickeln und im Livestream vorzuführen", beschreibt der Journalist Thomas Witzgall von der antifaschistischen Website "Endstation Rechts" bisherige Auftritte. Hauptsächlich ist es eine Show für die Seher und Seherinnen des Videos.

Peci ist schon länger in Österreich vernetzt. Im Dezember des vergangenen Jahres trat er bei einer Veranstaltung der Identitären in Wien auf. Er war bei Podiumsdiskussionen der FPÖ zu Gast und besuchte Corona-Demonstrationen.

Kampagne gegen Justizministerin Zadić

Im Jahr 2020 spielte er eine Rolle bei einer Kampagne gegen Justizministerin Alma Zadić (Grüne), einem erklärten Feindbild der extremen Rechten. Damals versuchten Identitäre und FPÖ-Politiker, Zadić mit dem radikalen Islam in Verbindung zu bringen und so Stimmung zu machen. Sie beriefen sich dabei auf ein Video von Peci. Darin unterstellte er Zadić indirekten Kontakt zu Islamisten. Er stützte das darauf, dass sie als Abgeordnete im September 2019 das Islamische Kulturzentrum Graz besucht habe. Dort seien laut Peci auch streng konservative Prediger aufgetreten, außerdem gebe es Kooperationen mit anderen Moscheen, in denen problematische Inhalte verbreitet würden. Das Video wurde damals von Sellner und dem Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp verbreitet.

Peci bei einer Corona-Demonstration in Wien.

Ziel: FPÖ in die Regierung bringen

Warum Peci nun in Österreich aktiv wird, erklärt er in einem Video damit, dass die Bevölkerung in Österreich nach 1945 nicht so stark "umerzogen" worden und "patriotischer" sei. Außerdem wohne er jetzt in Wien. Und er rechne mit weniger Verfolgungsdruck aus Politik und Justiz. Ziel sei, sagt Peci in dem Video weiter, mit Druck von der Straße die FPÖ in die Regierung zu bringen und den "Durchbruch" zu erzielen: ein "Verbotsgesetz gegen den politischen Islam". Dem würden dann "De-Islamisierung-Maßnahmen" folgen.

Mediale Aufmerksamkeit und unkritische Berichte

Seine Zusammenarbeit mit Peci zeigt, dass Sellner zur Stelle ist, wenn es um Medienshows geht – obwohl er erst im Jänner seinen Abschied vom Aktionismus der Identitären verkündet hat. Aber mediale Aufmerksamkeit und unkritische Berichte sind für ihn und große Teile des rechtsextremen Spektrums enorm wichtig. Sie überhöhen ihre Aktionen und helfen ihnen, ihre Botschaften zu transportieren und Spenden zu lukrieren.

Ehemaliger Komplize von Mohamed Mahmoud

Mit einem Österreicher hat Peci schon früher eng zusammengearbeitet, allerdings als er noch für Al-Kaida warb: dem Jihadisten Mohamed Mahmoud, der im Jahr 2018 vermutlich bei einem Luftangriff auf ein Gebäude des "Islamischen Staates" in Syrien getötet wurde. (Markus Sulzbacher, 7.3.2023)