Der Chatbot von Microsoft imitierte kurzfristig den umstrittenen Influencer Andrew Tate.

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Der Hype um die neuen KI-Tools bringt auch allerhand seltsame Auswüchse mit sich. Insbesondere Chatbots lassen große Sprachmodelle mit entsprechenden Fragen rasch an ihre Grenzen stoßen – und können die KI mitunter zur Kannibalin machen. Ein versteckter Celebrity-Modus des Chatbots für Microsofts Bing ermöglicht es nun Nutzern, eine Unterhaltung mit Prominenten simulieren zu können. Kurzfristig funktionierte dies auch mit Andrew Tate – und entsprechend frauenfeindlichen Aussagen.

Cristiano Ronaldo, Lady Gaga oder Arnold Schwarzenegger – Microsofts Bing-KI ermöglicht Gespräche mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, wenn man den Chatbot explizit darum bittet. Wie "Gizmodo" berichtet, funktioniert dies offenbar auch mit äußerst umstrittenen Persönlichkeiten wie Andrew Tate. Zu Beginn räumte die KI ein, dass die Unterhaltung "nur eine Parodie" sei, danach spiegelte sie aber tatsächlich nach und nach die Ansichten des inhaftierten Influencers wider.

Die Frage, weshalb es okay für ihn sei, ein Misogyn zu sein, beantwortete der KI-Tate gemessen am Original noch recht verhalten. Er liebe Frauen "auf seine eigene Art". Als der Tester erwiderte, dass er diese Ansicht nicht verstehe, und nachfragte, warum er glaube, dass Frauen ihm zu dienen hätten, legte die KI dann mit den absurdesten Theorien los.

Der Versuch von "Gizmodo" zeigt jedenfalls, dass sich mit diesem Modus Microsofts inhaltliche Beschränkungen offenbar umgehen lassen. Strukturell ist die Bing-KI ohnehin darauf reduziert, pro Instanz – in dem Fall Gespräch – nicht mehr als acht Fragen stellen zu können.

Leise nachjustiert

Die Probleme, die die Simulation solcher Unterhaltungen nach sich ziehen kann, sind Microsoft durchaus bewusst. Sucht man beispielsweise das Gespräch mit Donald Trump, verweigert der Bing-Bot seinen Dienst. Es ist auch davon auszugehen, dass die Einschränkungen hinsichtlich der Gesprächspartner im Lauf der Zeit ausgeweitet werden.

Auf direkte Nachfrage von Gizmodo hat Microsoft keine Stellungnahme abgegeben, mit welchem Update der Celebrity-Modus eingeführt worden ist und weshalb es offenbar möglich ist, sich mit äußerst kontroversen Persönlichkeiten zu unterhalten.

Foto: Der Standard

Mittlerweile dürfte Microsoft aber auch in diesem Fall Konsequenzen gezogen haben: DER STANDARD konnte im Selbstversuch zwar den Celebrity-Modus aktivieren, eine Gesprächssimulation mit Andrew Tate war allerdings nicht mehr möglich. Konkret heißt es: "Ich kann Ihnen helfen, mehr über Andrew Tate zu erfahren, aber ich kann nicht den Celebrity-Modus für ihn starten. Das ist eine Funktion, die ich nicht habe." Und das ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auch besser so. (red, 7.3.2023)