Connie Nielsen spielt die Dänin Karen Blixen auf ihrem Weg zur erfolgreichen Schriftstellerin.

Foto: Viaplay, Magenta TV

Die Frau sitzt an ihrem Schreibtisch, taucht die Feder in Tinte, die im Lampenschein rot wirkt, hält noch einmal inne, beginnt zu schreiben: "Liebe Mutter, verzeih mir. Ich kann nicht mehr. Ich glaube, ich war hier in Kenia glücklicher, als es den meisten Menschen vergönnt ist. Ich habe in die Augen von Löwen gesehen – und unter dem Kreuz des Südens geschlafen." Eine Welt voller Poesie habe sich ihr eröffnet. "Aber jetzt. Jetzt kann ich nicht mehr."

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Mit diesen Worten wollte sich die Schriftstellerin Karen Blixen 1931 von dieser Welt verabschieden. All ihrer Illusionen beraubt, die Farm in Kenia verloren, der Geliebte bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und sie selbst von Krankheit geschwächt, sieht sie keinen Sinn mehr weiterzumachen: "Begrabt mich am Fuße der Ngong Hills. Love Karen."

Kein Neuanfang

Der Versuch misslingt. Einen Monat später, im September 1931, erreicht Blixen ihre Heimat im dänischen Ringstedlund. Ihre Familie empfängt sie warmherzig und voller Fürsorge. So beginnt die sechsteilige Viaplay-Serie "The Dreamer – Becoming Karen Blixen", neu in Österreich bei Canal+, in Deutschland auf Magenta TV abrufbar.

Die Rückkehr nach Dänemark ist kein Neuanfang für die Schriftstellerin, die auf der Suche nach einem Verlag ist und ihre Geschichtensammlung "Seven Gothic Tales" publizieren soll. Sie kassiert eine Ablehnung nach der anderen. Die meisten lesen nicht einmal ihre Manuskripte.

Welterfolge

Die dänische Schriftstellerin Karen Blixen ist international vor allem für ihre literarischen Werke "Out of Africa" und "Babette's Feast" bekannt. Beide sind, von Sydney Pollack und Gabriel Axel inszeniert, zu Filmklassikern geworden.

Blixens Kurzroman "The Dreamers: A Novel" – eine von "Seven Gothic Tales" – ist das die Serie verbindende Motiv. In der Erzählung berichtet ein junger Engländer einem morgenländischen Geschichtenerzähler von einer Begebenheit seiner frühen Jugend, als er sich unsterblich in eine Frau verliebte, die als Prostituierte arbeitete. Die filmische Schilderung vom Leben der nach ihrer Rückkehr aus Afrika um die Veröffentlichung ihrer Geschichten ringenden Autorin wechselt sich mit diesem Seitenstrang ab.

Nicht nur Biographie

Dadurch ist "The Dreamer" nicht bloß die Biografie einer berühmten Schriftstellerin, sondern eine poetische Erzählung. Geschildert wird auch die Familiengeschichte des Clans, allen voran Blixens Mutter Ingeborg Dinesen und der Tante Bess, die letztlich zum schriftstellerischen Durchbruch verhilft. Nicht alle in der Familie unterstützen das Bestreben der zum Schreiben entschlossenen Frau, die sich weder entmutigen noch verbiegen lässt. Den Geschichten der Blixen von Afrika, der Farm und den Menschen, die dort wohnten und arbeiteten, hören die wohlhabenden Verwandten – darunter der Schwager und Verleger Knud Dahl (Lars Mikkelsen) – zwar freundlich zu, sehr interessiert sind sie aber nicht.

Die in den USA lebende dänische Schauspielerin Connie Nielsen ("Wonder Woman", "Gladiator") spielt die Rolle mit nordischer Kühle. Die Serie entstand, gemeinsam mit der dänischen Produzentin Karoline Leth, nicht zuletzt auf deren Bestreben. In Dunja Gry Jensen fanden sie eine geeignete Autorin, in Jeanette Nordahl die Regisseurin.

Weit weg von Meryl Streep und "Out of Africa"

Nielsens Blixen ist Welten entfernt von Meryl Streeps Oscar-gekrönter Interpretation in "Out of Africa" (1986) mit Klaus Maria Brandauer und Robert Redford. Statt der romantischen jungen Frau, die sich in einer leidenschaftliche Liebesbeziehung verstrickt – eine Geschichte, die auf Blixens Memoiren von 1937 über ihre 17 Jahre als Plantagenbesitzerin in Kenia basiert –, sehen wir eine gebrochenen Frau mittleren Alters, die ihre Farm, ihren Geliebten und beinahe ihr Leben verloren hat und gezwungen ist, nach Dänemark zurückzukehren, mittellos und abhängig von der Großzügigkeit ihrer Familie, um zu überleben.

In gewisser Weise sei "The Dreamer" der Gegenentwurf zu "Out of Africa", sagte Nielsen im Interview. "Nicht dass wir etwas gegen den Film hätten, aber viele Leute haben diese Geschichte, ihre Memoiren, als die Wahrheit angesehen, und 'Out of Africa' war eigentlich eine Erfindung, die Karen gemacht hat, um ihr wahres Ich zu verschleiern", sagt Nielsen, die für die Rolle stark abgenommen hat. "Es war Teil ihrer Selbsterfindung als Künstlerin, eine Figur, die sie nach ihrer Rückkehr nach Hause schuf." (Doris Priesching, 7.3.2023)

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