In der Twitter-Zentrale soll sich mittlerweile übler Geruch ausbreiten.

Foto: Jeff Chiu, AP

Elon Musk fürchtet im Twitter-Hauptquartier in San Francisco offenbar um seine Sicherheit und wird ständig von zwei Bodyguards begleitet – selbst wenn er auf die Toilette geht. Ein Entwickler, der mit der BBC unter der Bedingung der Anonymität sprach, berichtet, die Leibwächter seien "kräftig" und "groß" und könnten aus einem Hollywoodfilm stammen.

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DER STANDARD

Nun ist es nicht ungewöhnlich, dass hochrangige Führungskräfte und Firmenbosse von Leibwächtern begleitet werden oder dass Unternehmen beträchtliche Summen für die Sicherheit ihrer Chefetage ausgeben. So stehen Meta-Chef Mark Zuckerberg in diesem Jahr 14 Millionen US-Dollar für seinen Personenschutz zu. Aber in Musks Fall sei davon auszugehen, dass er mittlerweile den Twitter-Angestellten misstraue, heißt es in dem Bericht.

Misstrauen auch im Entwicklungsbereich

Musks Misstrauen gegenüber der Belegschaft äußere sich auch in anderen Bereichen. Der Entwickler berichtet von massiven Störungen im Betriebsablauf, weil Musk seine Vertrauensleute auf Schlüsselpositionen setzt, ungeachtet deren Qualifikation. Diese stammen meist von Musks anderen Unternehmen wie Tesla, Space X oder der Boring Company. "Eine völlig neue Person, die nicht über das nötige Fachwissen verfügt, macht das, was früher von mehr als 20 Leuten gemacht wurde", berichtet der Entwickler, den die BBC "Sam" getauft hat.

Sam beschreibt, wie Musk Entwicklerinnen und Entwickler seiner anderen Unternehmen zu sich holt und sie bittet, den Code der Twitter-Angestellten innerhalb weniger Tage zu bewerten, bevor er entscheidet, wen er entlässt. Es würde aber "Monate" dauern, einen solchen Code zu verstehen, sagt der Twitter-Entwickler.

Gestank und Kakerlakenbefall

Im Dezember verzeichnete das Unternehmen einen Umsatz- und Gewinnrückgang von 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das liegt einerseits am Schuldendienst, denn Musk bürdete der Plattform rund 13 Milliarden Dollar des Kaufpreises auf. Andererseits ziehen sich immer mehr Werbekunden zurück, weil sie nicht im Umfeld von Fake News und Hassrede wahrgenommen werden wollen. Darüber hinaus verkauft sich das Twitter Blue genannte Abonnement nicht so, wie Musk das erwartet hat.

Deshalb ist der mittlerweile zweitreichste Mensch der Welt dringend auf der Suche nach neuen Einnahmequellen für seine Social-Media-Plattform. Jüngst versuchte er angeblich die Zimmerpflanzen im Twitter-Hauptquartier an die Mitarbeitenden zu verkaufen. Wie "Business Insider" berichtet, breiten sich mittlerweile Kakerlaken sowie ein strenger Geruch in den Büros aus, nachdem Musk das Wartungs- und Hausmeisterteam gekündigt hat.

Neben ausständigen Mieten soll sich Twitter schon seit mehreren Monaten weigern, für die Cloud-Dienste von Amazon zu bezahlen. Mittlerweile hätten sich Schulden in Höhe von mindestens 70 Millionen Dollar angehäuft – weshalb Amazon im Gegenzug damit drohe, geschaltete Werbeanzeigen nicht zu bezahlen.

Musks eigenartiger "Sicherheitsvorfall"

Musks Sicherheitsteam ist nicht zum ersten Mal in den Schlagzeilen: Im Dezember geriet es ins Rampenlicht, nachdem Musk gesagt hatte, ein "verrückter Stalker" habe sich in Los Angeles auf das Auto gestürzt, in dem sein Sohn saß. Das South Pasadena Police Department ermittelte und erklärte später, dass es sich bei dem Verdächtigen in diesem Fall "um ein Mitglied von Elon Musks Sicherheitsteam" gehandelt habe. (pez, 7.3.2023)