Kaiser wurde im Parteivorstand einstimmig als SPÖ-Chef bestätigt. Er wird auch die Koalitionsverhandlungen leiten.

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Er wolle ganz ehrlich sein: "Ja, ich habe daran gedacht, aufzuhören und alles hinzuschmeißen", sagte der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser am Tag danach, am Tag nach der bitteren Niederlage der SPÖ bei den Landtagswahlen.

Die neun Prozent Minus hätten ihn überaus betroffen gemacht, "eine Niederlage, die sehr schmerzt". Einen Tag lang habe er "intensiv nachgedacht" und dann den Entschluss gefasst, die Letztentscheidung den Parteigremien zu überlassen. Dort war es am Montagvormittag freilich nur eine Formsache.

Dass die Vertrauensfrage mit Standing Ovations der 50 Parteivorstandsmitglieder beantwortet wurde, war vorauszusehen. Denn Kaiser sitzt auch nach der Wahlschlappe fest im Sattel. Seine Landespartei steht geschlossen hinter ihm und votierte einstimmig dafür, dass er weitermachen soll. Kaiser ist ja fast gezwungen weiterzumachen, denn es ist weit und breit niemand auszumachen, der ihm nachfolgen könnte.

"Die Partei, meine Familie"

Für ihn bedeute das Vertrauensvotum jedenfalls: "Peter, aufstehen, die Krone richten und weitermarschieren". Er werde "die Partei, meine Familie", jetzt nicht im Stich lassen. Und wohl an die Adresse an die Gesamtpartei gerichtet: "Der Teamspirit und Zusammenhalt in Kärnten gibt mir die Kraft, das schmerzliche Ergebnis zu überwinden."

Der nächste Schritt: einen Partner für eine künftige Regierung finden. Kaiser zeigt sich vorgewarnt: Es bestehe die Möglichkeit, dass sich ÖVP, FPÖ und Team Kärnten (TK) zu einer Koalition zusammenfinden, "wir haben das immer gesagt". Er werde dieses Thema natürlich bei den ersten Sondierungsgesprächen mit den Parteien, die am Mittwoch beginnen, ansprechen, sagte Kaiser.

Über die Ursachen der Wahlniederlage, das Abrutschen auf 39 Prozent, hätten er und der Parteivorstand nun ein erstes klareres Bild, das aber noch detaillierter analysiert werden müsse. Zum einen habe offenbar eine Stimmung geherrscht, wonach "der Peter es eh richtet", und so hätten viele eben "das Kreuzerl" woanders gemacht. Themen wie die Teuerung, die Energiekosten, die Impfpflicht seien auch ihm angelastet worden. Und schließlich müsse die SPÖ noch der Frage nachgehen, warum 14.000 Kärntnerinnen und Kärntner ins Nichtwähler-Lager abgewandert und 10.000 zum Team Kärnten sowie 8.000 zur FPÖ gewechselt sind.

ÖVP bekam Flügel

Der ÖVP, der bisherigen Koalitionspartnerin der SPÖ, haben das Ergebnis von 17 Prozent und der Zugewinn von 1,7 Prozent Flügel wachsen lassen. Immerhin war der Partei sogar ein Absturz unter zehn Prozent prognostiziert worden, desto steiler wurde jetzt der Höhenflug der Partei empfunden. Es war bereits davon die Rede, dass es für die SPÖ diesmal nicht so leicht werde, die ÖVP wieder ins Boot zu holen. Von Forderungen eines zusätzlichen Landesratspostens und der Funktion eines Landeshauptmann-Stellvertreters ist bereits die Rede. ÖVP-Chef Martin Gruber wollte das aber nach der Sitzung der Parteigremien nicht bestätigen. Für Donnerstag habe die SPÖ zu einem Sondierungsgespräch eingeladen. "Danach werden wir aktiv das Gespräch mit den anderen Fraktionen suchen", sagte Gruber. (Walter Müller, 7.3.2023)