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Im August 2021 lag die Aufmerksamkeit noch auf Afghanistan: Die USA zogen sich in teils chaotischer Art und Weise aus dem Land zurück, in das sie 20 Jahre zuvor im Rahmen ihres "Kriegs gegen den Terror" einmarschiert waren. Die radikalislamischen Taliban konnten die Kontrolle über das Land schnell zurückerobern, wodurch sich die Lage für Frauen und Mädchen massiv verschlechterte. Sie sind nun unter anderem stark in ihrem Recht auf Bildung, Arbeit und Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Nur wenige Wochen nach der Machtübernahme der Taliban wurde das Ministerium für Frauenangelegenheiten durch ein "Ministerium für die Förderung der Tugend und die Verhinderung des Lasters" ersetzt. Mädchen ab der sechsten Klasse (ab dem zwölften Lebensjahr) dürfen nicht mehr zur Schule gehen, Studentinnen sind von privaten und öffentlichen Universitäten ausgeschlossen. In Kabul ist Frauen seit November sogar der Besuch öffentlicher Parks, Freizeitparks und Fitnessstudios untersagt.

Proteste gegen das Hochschulverbot im Dezember in Kabul.
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Ende vergangenen Jahres wies das Wirtschaftsministerium zudem alle einheimischen und ausländischen Nichtregierungsorganisationen an, weibliche Angestellte bis auf weiteres nicht mehr zu beschäftigen. Auch Unternehmerinnen in mehreren afghanischen Provinzen wurde angeordnet, ihre Geschäfte zu schließen. Amnesty International zufolge ist Frauen nur noch in wenigen Ausnahmefällen die Ausübung ihrer Arbeit erlaubt, etwa im Gesundheitswesen. Viele Familien geraten ohne Einkommen der Frauen in finanzielle Nöte, während im Land ohnehin bereits eine Wirtschaftskrise herrscht, verstärkt durch Sanktionen gegen die Taliban. Nach UN-Angaben sind zwei Drittel der Bevölkerung dringend auf humanitäre Hilfe angewiesen. Viele Organisationen haben ihre Arbeit im Land jedoch eingestellt, nachdem die Taliban Afghaninnen untersagt hatten, bei Hilfsorganisationen zu arbeiten.

Afghanische Kinder beim Unterricht in einer UN-Einrichtung im Jänner kurz bevor sie zusperrte, weil NGO-Mitarbeiterinnen die Arbeit untersagt wurde.
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Nicht nur in Afghanistan sind Frauenrechte in Gefahr. Im Iran stehen regimetreuen Frauen zwar die höchsten politischen Ämter offen, doch zuletzt sorgten Berichte über Vergiftungen von Schülerinnen für Entrüstung. Ausgehend von der schiitischen Hochburg Ghom wurden in den vergangenen Wochen an dutzenden Schulen im gesamten Land Fälle von Vergiftungen gemeldet. Dabei soll es sich um ein Gasgemisch handeln, das Symptome wie Atemnot, Muskelschwäche, Übelkeit und Herzrasen hervorruft. Seit November haben iranische Medien über mehr als 2.400 Fälle an Mädchenschulen berichtet.

Politiker hatten angedeutet, die Schülerinnen könnten Ziel religiöser Gruppen gewesen sein, die Bildung für Mädchen ablehnen. Einige Eltern von Betroffenen machten das Regime dafür verantwortlich, auch weil angekündigte Untersuchungen bisher kaum Folgen hatten. Erst am Dienstag gab das Innenministerium fünf Festnahmen bekannt, ohne Details zu nennen. In den sozialen Medien spekulierten Kritiker, dass die Vergiftungen Rache an den Schülerinnen für deren Protest im Herbst seien.

Die Proteste im Iran waren von Beginn an von Frauen getragen.
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Mädchenschulen und Universitäten waren in den vergangenen Monaten immer wieder Schauplätze von Protestaktionen. Die Demonstrationen hatten im September begonnen, nachdem Mahsa Jina Amini nach einer Verhaftung durch die Sittenpolizei gestorben war. Der Kurdin wurde vorgeworfen, ihr Kopftuch nicht richtig getragen zu haben. Die von Beginn an von Frauen getragenen Proteste richteten sich zunächst gegen die strengen Bekleidungsvorschriften, Frauen verbrannten ihre Kopftücher, schnitten sich die Haare ab. Sie wehrten sich gegen den Kopftuchzwang und die Kontrolle des Regimes über den weiblichen Körper. Später gingen sie weit über Bekleidungsvorschriften hinaus und formierten sich mit einem Ziel: dem Sturz des Systems. (Noura Maan, 8.3.2023)