Hersteller von Generika und Biosimilars spüren Kostendruck.

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Kostensteigerungen bei Energie, Verpackungsmaterial und Rohstoffen bringen Produzenten günstiger Nachahmerpräparate zunehmend in Bedrängnis. Gleichzeitig beklagen diese einen starken Preisdruck vonseiten der Sozialversicherungen. Dieser könnte noch stärker werden, wenn nicht bald ein Umdenken erfolgt – mit absehbaren Folgen: weniger Angebot an Generika und Biosimilars und ein vergleichsweise hohes Einsparpotenzial, das nicht gehoben würde.

Worum geht es? Bei Biosimilars, Nachfolgepräparaten komplexer biologischer Arzneimittel zur Behandlung schwerer chronischer Erkrankungen, ist in Österreich seit 2017 eine Preisregelung in Kraft, die bis Ende 2023 begrenzt ist. "Die hat sich bewährt", sagt Sabine Möritz-Kaisergruber, Geschäftsführerin von Astro Pharma und Präsidentin des Österreichischen Biosimilarverbands, dem STANDARD. "Wenn die Regelung nicht in Dauerrecht übergeführt wird, läuft sie aus mit der Konsequenz, dass wir in die Generika-Preisregelung zurückfallen". Gegenüber dem Preis des Originalpräparats müsste das nachgebaute Biopharmazeutikum dann um 65 statt um 53 Prozent billiger abgegeben werden.

Weniger Anbieter

Sollte dies geschehen, geht Möritz-Kaisergruber davon aus, dass nur noch wenige Hersteller einen Antrag auf Aufnahme in den Erstattungskodex stellen, weil es sich nicht mehr lohnt. Im Zeitraum 2009 bis jetzt seien Einsparungen allein mit Biosimilars in der Höhe von 1,1 Milliarden Euro realisiert worden, die es ohne deren Markteintritt nicht gegeben hätte, verweist die Verbandspräsidentin auf entsprechende Berechnungen von IQVIA, dem Marktforschungsinstitut für Arzneimittel. In den nächsten fünf Jahren könnten demnach weitere 330 Millionen Euro gehoben werden, wenn neue Biosimilars auf den Markt kämen. Das setze eine halbwegs attraktive Preisregelung voraus.

Wolfgang Andiel ist Präsident des Österreichischen Generikaverbands und arbeitet im Brotberuf für den Generikahersteller Sandoz im Tiroler Kundl.
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In das gleiche Horn stößt auch Wolfgang Andiel, Präsident des Österreichischen Generikaverbands. Generika und Biosimilars hätten die Aufgabe, die Arzneimitteltherapiekosten zu senken und eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen. "Das ist die Idee, warum es sie überhaupt gibt", sagt Andiel. "Sie sind günstiger als die Originalprodukte vor Patentablauf, und man kann die Einsparungen verwenden, um neue, innovative Therapien zu finanzieren."

Unrentable Fertigung

Jetzt noch weiter an der Preisschraube zu drehen sei der falsche Weg, sagt Andiel. Was machbar gewesen sei, sei getan worden; nun bestehe die Gefahr, dass Generika aufgrund nicht mehr rentabler Fertigung gar nicht mehr auf den Markt kommen. Dabei werde viel über Rückführung von Produktionen nach Europa gesprochen, nicht zuletzt aufgrund der schlechten Erfahrungen während Corona im Zusammenhang mit Lieferengpässen. Dazu müsse man aber auch bereit sein, mehr zu zahlen.

Sabine Möritz-Kaisergruber ist Präsidentin des österreichischen Biosimilarverbandes und Geschäftsführerin von Astro Pharma.
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"Der Kostenunterschied zwischen Arzneimitteln, die in Europa produziert werden, und solchen aus Asien liegt gegenwärtig bei 20 bis 25 Prozent – Wirkstoff genauso wie Endprodukt", sagt Möritz-Kaisergruber. Deshalb sei es wichtig, in Europa Rahmenbedingungen zu schaffen, mit denen es weiterhin möglich ist, Wirkstoffe und Fertigarzneimittel zu produzieren und auch zu wirtschaftlichen Preisen zu vermarkten, ergänzt Andiel.

Im Gesamtpaket zu diskutieren

Und was sagt der Dachverband der Sozialversicherungsträger? "Die aktuell bestehende Preisregelung gilt bis Ende 2023. Eine Fortführung wäre im Zuge eines Gesamtpakets zu diskutieren, das die aktuellen Entwicklungen mitberücksichtigt. Die Sozialversicherung ist mit der pharmazeutischen Industrie laufend dazu in Gesprächen."

(Günther Strobl, 8.3.2023)