Laut Wifo ist der Gender Pay Gap vor allem auf Unterschiede in der Berufserfahrung und die Wahl der Berufe zurückzuführen.

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Wien – Der Gender Pay Gap hat sich laut Berechnungen des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) weiter verringert. Der geschlechtsspezifische Lohnunterschied ist demnach von 20,5 Prozent 2005 auf 11,3 Prozent im Jahr 2021 gesunken. Anders als zu Beginn der Corona-Pandemie vom Wifo befürchtet, habe sich die Lohnlücke durch die Krise offenbar nicht vergrößert, sagte Ökonomin Christine Zulehner auf Nachfrage zur APA.

Das Forschungspapier, das am Dienstag im Vorfeld des Frauentags veröffentlicht wurde, wurde neben Zulehner von den Wifo-Ökonomen René Böheim und Marian Fink verfasst. Dass der vom Wifo berechnete Wert, der sich auf Daten der EU-SILC stützt, geringer ist als die 18,9 Prozent, die der EU-Indikator Gender Pay Gap für 2021 ausweist, liege unter anderem daran, dass dieser nur Daten des privaten Sektors verwende, die Lohnunterschiede im öffentlichen Sektor aber geringer seien. Der bereinigte Lohnunterschied habe 2021 6,4 Prozent des durchschnittlichen Frauenlohns betragen und sich damit kaum vom Jahr davor (6,2 Prozent) unterschieden, heißt es.

Fehlen von Frauen in Führungspositionen

Begründet ist der Lohnunterschied laut den Studienautorinnen und -autoren unter anderem in Unterschieden in der Berufserfahrung, die auch auf die im internationalen Vergleich langen Karenzzeiten zurückzuführen seien. Hinzu kommen Unterschiede in der Wahl der Berufe. So arbeiteten Frauen öfter im öffentlichen Sektor, in dem zwar der geschlechtsspezifische Lohnunterschied geringer sei, aber auch die durchschnittlichen Löhne geringer als in anderen Sektoren seien.

Männer seien dagegen häufiger in der Sachgüterproduktion, einem Sektor mit relativ hohen Löhnen, beschäftigt. Auch dass Frauen seltener Führungspositionen innehaben, erkläre einen Teil des Lohnunterschieds. Gestiegen ist die relative Bedeutung von "unbeobachteten Merkmalen" wie Geschlechtsstereotypen oder Unterschieden im Verhandlungsgeschick.

Eine der wichtigsten Möglichkeiten zur Verringerung der geschlechtsspezifischen Lohnlücke bestehe in gesetzlichen Maßnahmen, wird in dem Papier festgehalten. Genannt werden etwa die Einführung familienfreundlicher Arbeitsstrukturen wie flexible Arbeitszeitmodelle, umfassende Kinderbetreuungsangebote sowie Karenzregelungen, die die Dauer der Karenzzeiten der Väter erhöhen. (APA, red, 7.3.2023)