Auf großem Fuß lebt im Einzelhandel derzeit keiner. Geschäfte sehen sich vor allem in Deutschland stark unter Druck.

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Mehr als zwölf Jahre ist es her, dass Josef Taus Gefallen am deutschen Einzelhandel fand. Der österreichische Industrielle und frühere ÖVP-Politiker stieg innerhalb von zwei Jahren in die Diskonter Pfennigpfeiffer und Mäc Geiz ein. Gemeinsam mit seinem Schwiegersohn Martin Waldhäusl stellte er das Geschäft mit günstigen Non-Food-Artikeln auf neue Beine. Mittlerweile setzt seine MTH-Gruppe, die auch Eigentümerin der Handelsketten Libro und Pagro ist, mit beiden Unternehmen rund 200 Millionen Euro um. In 350 Filialen sind gut 2.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Die Corona-Krise setzte Pfennigpfeiffer und Mäc Geiz wie vielen anderen Handelsketten hart zu. Beide Unternehmen werden nun kritisch evaluiert. "Der Markt konsolidiert sich. Wir prüfen derzeit alle Optionen", sagt Waldhäusl auf Anfrage des STANDARD. Ein Teilverkauf von Anteilen sei ebenso möglich wie ein gänzlicher Rückzug aus dem deutschen Diskontgeschäft. Der Ausgang der Gespräche mit strategischen Investoren sei offen. Dass die Geschäfte aufgelassen werden könnten, wie in deutschen Medien kolportiert wird, schließt Waldhäusl definitiv aus.

Schwache Kundenfrequenz

Beide Diskonter haben während der Lockdowns hohe Verluste verbucht. "Der stationäre Einzelhandel in Deutschland steht nach wie vor unter starkem Druck", zieht Waldhäusl Bilanz. Die Frequenz an Kunden gehe im Vergleich zu den Jahren vor der Pandemie stärker zurück als in Österreich und der Schweiz.

Die MTH-Gruppe ist im Einzelhandel engagiert, im Druck- und Verlagsgeschäft wie auf dem Markt für Zutrittssysteme. In Summe setzt der Konzern 1,2 Milliarden Euro um, 900 Millionen davon im Handel in drei Ländern. Pfennigpfeiffer und Mäc Geiz seien kein Kerngeschäft der Beteiligungsholding, sagt Waldhäusl. Im Gegensatz zu Österreich und der Schweiz habe man im deutschen Handel keine relevante Rolle als Marktführer.

Auf solidem Kurs sieht Waldhäusl, der den Konzern nach dem schrittweisen Rückzug von Josef Taus aus den operativen Geschäften alleine führt, Libro und Pagro. "Wir sind mit beiden Unternehmen in Österreich gut unterwegs." Während der Lockdowns hätten Pagro wie Libro jedoch unter der Ungleichbehandlung des Einzelhandels gelitten.

Während das Gros der Unternehmen geschlossen blieb, durften Drogerieriesen und Lebensmittelkonzerne ihr gesamtes Sortiment ohne Einschränkung offerieren. Proteste der Branche gegen Wettbewerbsnachteile hätten kein Gehör gefunden. (Verena Kainrath, 7.3.2023)