Importiertes Obst weist Pestizide auf, die in der EU verboten sind. Der Mercosur-Deal mit Südamerika könnte das Problem verschärfen, befürchtet Greenpeace.

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Mangos, Papayas, Limetten und Melonen: Greenpeace hat in den letzten Wochen 16 Proben von Obst aus österreichischen Märkten genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Mehr als ein Drittel der Früchte war mit Pestizidrückständen belastet. Drei der Proben enthielten gar Stoffe, deren landwirtschaftlicher Einsatz in Europa verboten ist.

Greenpeace ortet einen fragwürdigen "Giftkreislauf". Pestizide wie der "Bienenkiller" Imidacloprid, die am eigenen Kontinent mittlerweile nicht mehr eingesetzt werden dürfen, werden nicht selten von europäischen Unternehmen produziert und nach Südamerika verschifft. Später kehren sie in Form von Rückständen auf Obst und Gemüse wieder nach Europa zurück.

Grenzwerte eingehalten

Müssen sich Verbraucher also Sorgen machen? "Schwarze Schafe können zwar leider nie ganz ausgeschlossen werden, Produkte, die in Europa auf den Markt kommen, sind für Konsumentinnen und Konsumenten aber sicher", sagt Siegrid Steinkellner, Professorin für Pflanzenschutz an der Universität für Bodenkultur Wien. Auch Greenpeace betont, dass die Grenzwerte in den Proben eingehalten wurden.

Pestizidrückstände werden auf Basis von EU-Vorgaben kontrolliert. In Österreich wird jedes Jahr ein detaillierter Probeplan erstellt, um die Situation realistisch abbilden zu können, heißt es von der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) zum STANDARD. Im Jahr 2021 lag der Anteil der gesundheitsschädlichen Proben bei 0,4 Prozent. Kritischer sieht Steinkellner die Situation in den Herkunftsländern. Menschen, die die Mittel ausbringen, seien der größten Belastung ausgesetzt. Abgesehen von Schutzkleidung brauche es bei den Anwendern viel Aufklärung.

Pestizide aus Österreich?

Dass österreichische Unternehmen Mittel nach Südamerika exportieren, die in Europa verboten sind, trifft laut der Industriegruppe Pflanzenschutz nicht zu. "Das können wir für unsere Mitglieder bestätigen", heißt es auf Anfrage. Allein der Umstand, dass ein Mittel nicht in der EU zugelassen sei, sage aber ohnehin nichts über dessen Sicherheit aus. Betriebe und Produkte unterlägen "weltweit höchsten Auflagen und Kontrollen". Dazu komme, dass gerade Landwirte im Globalen Süden auf wirksame Mittel zum Schutz ihrer Ernte angewiesen seien, da der Schädlingsdruck durch die klimatischen Bedingungen viel höher sei als in Europa.

Ähnlich sieht das die Landwirtschaftskammer Österreich. Selbst in Europa gebe es drei Zonen, in denen unterschiedliche Wirkstoffe zugelassen sind. "Pflanzenschutzmittel, die Oliven vor Krankheiten schützen, braucht in Schweden niemand", sagt Generalsekretär Ferdinand Lembacher. Es sei verständlich, dass es für bestimmte exotische Kulturen Ausnahmen gebe.

Mercosur vor Abschluss?

In Sachen Mercosur-Abkommen steht die Kammer auf der Seite von Greenpeace und Co. "Lebensmittel, die nicht den hohen Tierwohl-, Sozial- und UmweltStandards Europas gerecht werden, sollen auch nicht importiert werden", sagt Lembacher. Die Öffnung des Marktes mit Südamerika würde für österreichische Bauern einen "wesentlichen Wettbewerbsnachteil" bedeuten.

Greenpeace befürchtet jedenfalls, dass der Mercosur-Deal mit Südamerika den "Giftkreislauf" beschleunigen wird. Die EU-Kommission will das umstrittene Abkommen im Sommer abschließen. Am Donnerstag beraten die EU-Handelsminister über das Thema. (Jakob Pflügl, 8.3.2023)