Obwohl die ITB nach der Pandemie zur Fachmesse wurde, bleibt es – wie hier am Stand der Philippinen – bunt.

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Den Kaffee gibt es noch, immerhin. Dazu wird sogar eine Mini-Manner-Schnitte gereicht. Und es lässt sich dabei in vergangenen Zeiten schwelgen.

"Vor der Pandemie waren da überall Stände, echt jede Menge, wir brauchten auch viel mehr Platz", sagt ein älterer Touristiker im Österreich-Café zu seinem jungen Gegenüber. Der schaut ungläubig, es ist seine erste ITB.

Weitere nostalgische Erinnerungen gehen in den mächtigen Klängen eines Männerchores aus Georgien unter. Auf einer Empore nebenan singt dieser, bevor die (noch) Regierende Bürgermeisterin von Berlin, Franziska Giffey (SPD), das Band zur Eröffnung durchschneidet.

"Die Reiselust und das Fernweh sind wieder da. Die Welt trifft sich in Berlin", freut sie sich. Endlich, sagen auch die weniger prominenten Besucherinnen und Besucher.

5000 Aussteller, 161 Länder

Die Internationale Tourismus-Börse Berlin (ITB), die größte Reisemesse der Welt, ist nach drei Jahren Zwangspause wegen Corona zurück. Seit dem Jahr 1966 findet sie traditionell in der ersten oder zweiten Märzwoche auf dem verschachtelten Berliner Messegelände statt.

2020 waren schon alle bereit, dann kamen Corona und eine Absage im letzten Moment. In den Folgejahren 2021 und 2022 dauerte die Pause an, man traf sich virtuell. Heuer sind wieder rund 5000 Ausstellerinnen und Aussteller aus 161 Ländern vertreten.

Und doch ist sehr vieles anders. Früher zählte die ITB nebst der Grünen Woche (mit echten Schweinen und Kühen) zu den beliebtesten Berliner Messen. Nicht nur das Fachpublikum drängte sich unter dem Funkturm.

Prospekte und müde Füße

Zehntausende private Besucherinnen und Besucher reisten an einem Tag quasi einmal um die Welt, sahen sich Tanzvorstellungen an und naschten an exotischen Schmankerln. Wer am Abend nicht mit Säcken voller Prospekten und todmüde das Gelände verließ, hatte irgendetwas falsch gemacht.

Doch für die diese Reiselustigen heißt es diesmal: Wir müssen draußen bleiben. Die ITB ist nur noch Fachmesse für Fachpublikum.

"Das ist schon ein Unterschied", sagt Sören Kliemann, Chef der Österreich-Werbung in Deutschland. "Natürlich ist es nicht mehr so bunt, aber wir freuen uns nach der langen Pause auf intensive persönliche Gespräche." Und viele auf gute Geschäfte. Die Reisebranche ist optimistisch, trotz hoher Inflation und Ukrainekriegs.

"Die Wintersaison läuft gut. Wir sind jetzt in der Halbzeit und liegen nur acht Prozent hinter dem guten Winter von 2019", sagt auch die Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (VP) aus Wien.

Mit Blick auf die kommenden Monate erklärt sie: "Ich bin auch für die Sommersaison sehr zuversichtlich, das Interesse ist in allen Bereichen sehr groß." Von einer "Trendumkehr" spricht Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbands (DRV): "Die Urlaubswilligen buchen wieder deutlich früher und nutzen die aktuellen Frühbucherermäßigungen der Reiseanbieter.

Viele Deutsche sparen

Apropos Geld: Laut einer Umfrage des ADAC planen 24 Prozent der (in Österreich besonders willkommenen) Deutschen 2023 weniger Geld für eine Reise aufzuwenden. Sie wollen an erster Stelle an Komfort und Reisedauer sparen.

"Viele interessierte Gäste müssen aufgrund der hohen Inflation nun knapper kalkulieren. Aber sie wissen, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis in Österreich sehr gut ist", sagt Kraus-Winkler.

Doch nicht nur die deutschen Gäste sind trotz der positiven Aussicht auf den Sommer kein Selbstläufer. Und somit erklärt Kraus-Winkler das Motto, das die rot-weiß-roten Touristiker auf der ITB präsentieren, so: "Urlaub österreichisch – das bedeutet, dass wir unsere Tradition mit dem Lifestyle der jungen Generation, die mit Sound of Music nichts mehr anfangen kann, verbinden." Nachsatz: "Da müssen wir noch ein paar Hausaufgaben machen."

Derweil lächelt, zumindest halb sichtbar, Kaiser Franz Joseph von der Wand des Österreich-Cafés. Schließlich sind Bad Ischl und das Salzkammergut Kulturhauptstadt 2024. Aber vor ihn hat sich das Bild einer jungen Frau geschoben. (Birgit Baumann aus Berlin, 8.3.2023)