Ziel unserer Leitlinien ist, in allen Kanälen des STANDARD eine geschlechtergerechte Sprache umzusetzen, "um die negativen Konsequenzen einer von der maskulinen Form dominierten Sprache zu vermeiden und alle Geschlechter sichtbar zu machen", wie es unsere Arbeitsgruppe formuliert hat.

Foto: imago/Eckhard Stengel

Im Transparenzblog "So sind wir" berichtet die STANDARD-Redaktion über die eigene Arbeitsweise. Nach welchen medienethischen Grundregeln handeln wir? Aus welchen Fehlern lernen wir? Wir machen unsere Selbstreflexion öffentlich.

Am Weltfrauentag möchten wir in unserem Transparenzblog erklären, wie wir es beim STANDARD eigentlich mit der geschlechtergerechten Sprache halten. Aus Gesprächen mit unseren Leserinnen und Lesern wissen wir, dass sie großen Wert auf Geschlechtergerechtigkeit legen. Zugleich ist ihnen aber auch eine gute Lesbarkeit von Texten sowie die Einhaltung der gültigen Grammatikregeln wichtig. Unsere Aufgabe ist es, beide Bedürfnisse miteinander in Einklang zu bringen.

In einer zwölfköpfigen Arbeitsgruppe haben wir 2021 ein halbes Jahr lang gemeinsam mit Sprachwissenschaftern sowie mit Expertinnen der "Initiative Genderleicht" des Deutschen Journalistinnenbundes gearbeitet. Kern unserer Leitlinien ist der Ansatz unserer Arbeitsgruppe, dass Geschlechtergerechtigkeit nicht nur die bloße Schreibweise von Wörtern umfasst, sondern vielmehr eine gemeinsame Geisteshaltung von uns als Redaktion ist: Welche Gesprächspartnerinnen zitieren wir? Welche Protagonistinnen bilden wir ab? Auf welche Themen legen wir Schwerpunkte?

Rein sprachliche Maßnahmen zu wenig

Aus unseren Gesprächen mit Leserinnen und Lesern wissen wir, dass ihnen rein sprachliche Maßnahmen zu wenig wären; sie achten sehr auf die Stimmigkeit von Berichterstattung, Gestaltung und Inhalt. Unser Leitfaden beschränkt sich daher nicht nur auf Schreibweisen, sondern umfasst auch etwa die Regel, dass wir in jeder täglichen Redaktionskonferenz reflektieren, wie sehr wir unserem Anspruch am Vortag gerecht geworden sind.

Ziel unserer Leitlinien ist, in allen Kanälen des STANDARD eine geschlechtergerechte Sprache umzusetzen, "um die negativen Konsequenzen einer von der maskulinen Form dominierten Sprache zu vermeiden und alle Geschlechter sichtbar zu machen", wie es unsere Arbeitsgruppe formuliert hat. Die Redaktion greift auf eine Kombination folgender Methoden zurück:

  • Vermeidung von generischen Maskulina ("die Studenten") und von durch Geschlechterklischees geprägten Begriffen wie "Karrierefrau"; Abweichungen aus Gründen der Sprachqualität sind möglich.
  • Substantivierung von Partizipien: die Studierenden, die Demonstrierenden, soweit die Sprachqualität darunter nicht leidet
  • Verwendung von möglichst geschlechtsneutralen Begriffen: die Einsatzkräfte, die Fachleute, das Team, die Belegschaft, das Personal
  • Einsatz der Paarform: "die Schülerinnen und Schüler", außer in Titeln
  • Eine Möglichkeit, das generische Maskulinum zu vermeiden, ist, das generische Femininum zu verwenden, solange dies keine Verwirrung stiftet.
  • Die Verwendung eines Doppelpunkts als Sonderzeichen für neutrale Geschlechtsbezeichnungen und Sonderauszeichnungen von nonbinären Personen ist bei Gastkommentaren und Interviews zulässig, wenn bei diesen Formaten Gastautorinnen und Gastautoren bzw. Interviewte darauf bestehen. Außerdem ist der Doppelpunkt in unserem Feminismus-Ressort "dieStandard.at" und bei Zitaten sowie Untertiteln von Videos zulässig.
  • In Aussagen von Interviewten wird nicht eingegriffen, also weder gegendert noch "entgendert".
  • In Audio- und Videobeiträgen kann eine stimmliche Unterbrechung (Glottisschlag) vor der weiblichen Endung die Mehrfachbedeutung erkennbar machen.

Auf derStandard.at finden Sie neben redaktionellen Texten auch Inhalte, die nicht aus der Redaktion kommen, beispielsweise Userblogs oder Mitteilungen unseres Verlags. Diese folgen anderen Regeln. Diese Leitlinien setzen wir bereits seit mehr als einem Jahr ein. Es handelt sich also um keine Neuerung.

Dennoch werden Sie bestimmt Texte finden, in denen unsere Leitlinien nicht perfekt eingehalten wurden. Dann freuen wir uns auf einen Hinweis, weil wir Tag für Tag in unserer Konferenz darüber sprechen, wo wir es hätten besser machen können. (Martin Kotynek, 8.3.2023)