Als der Ku-Klux-Klan fünf Jahrzehnte nach dem Ende des US-amerikanischen Bürgerkriegs sein Comeback zelebrierte, wurde ein Felskoloss in der Nähe der Stadt Atlanta zum Schauplatz einer makabren Show: Stone Mountain, der Steinberg. Glatt und kahl und halbrund thront er über bewaldeten Hügeln, sodass er mit einer gewissen Vorstellungskraft an den aus dem Wasser ragenden Körper eines Nilpferds denken lässt.

Seit Jahren kocht immer wieder die Debatte über das Denkmal von Stone Mountain hoch.
Foto: IMAGO/John Arthur Brown

Auf seiner Kuppe ließen die Kapuzenmänner des Klans ein Holzkreuz in Flammen aufgehen. 1915 war das, parallel zur lokalen Premiere des Films "Birth of a Nation", mit dem sich die Wiederauferstehung des 1866 gegründeten, zwischenzeitlich de facto aufgelösten Geheimbunds verband.

US-Pathos in Form eines Denkmals

Schon deshalb sind die drei Reiterfiguren, die im Laufe von Jahrzehnten aus dem Stone Mountain gehauen wurden, gerade für schwarze Amerikanerinnen und Amerikaner, aber nicht nur für sie, eine Zumutung. Eine in Stein gemeißelte Provokation. Eine Verklärung von Zeiten, in denen fast vierzig Prozent der Bewohner Georgias Sklaven waren. Drei Männer auf Pferden, breitkrempige Hüte über den Herzen, den Blick in die imaginäre Ferne gerichtet: die Heilige Dreifaltigkeit der alten, rassistischen Südstaaten.

Der eine, Jefferson Davis, war Präsident der Konföderation, die sich von der amerikanischen Union abspaltete, um die Sklaverei über die Zeit zu retten. Die beiden anderen waren Generäle: Thomas "Stonewall" Jackson und Robert E. Lee, der Kommandant der Südstaaten-Armeen. 28 Meter hoch und 58 Meter breit ist das Relief, so groß wie ein halbes Fußballfeld.

Menschen zweiter Klasse

Dass die Idee, dem Trio an so markanter Stelle ein gewaltiges Denkmal zu setzen, in dem Moment die Runde machte, in dem sich der Ku-Klux-Klan neu formierte, dürfte kein Zufall gewesen sein. Wie so vieles, was zu Beginn des 20. Jahrhunderts im amerikanischen Süden an Monumenten aufgestellt wurde, hatte das Relief mit dem Bürgerkrieg an sich nur wenig zu tun. Weder wurde am Stone Mountain eine Schlacht ausgefochten, noch liegen dort Kriegstote begraben.

Ums Gedenken an die Gefallenen, sagt der Historiker Sheffield Hale, sei es allenfalls am Rande gegangen. "Die Botschaft war eine andere. Die Leute, die den Krieg verloren hatten, hielten die Zügel wieder fest in der Hand. Das ist es, was man zeigen wollte."

An den Machtverhältnissen in den alten Sklavenstaaten hat sich nichts geändert, Schwarze bleiben Menschen zweiter Klasse – dies sei der Kern der Botschaft gewesen.

Dokumentarfilm "Monument"

Was mit den steinernen Reitern geschehen soll? Die Debatte wogt schon seit längerem, und das von Hale geleitete Geschichtsmuseum, das Atlanta History Center, hat ihr einen kräftigen Impuls gegeben: mit dem Dokumentarfilm "Monument", der im Ergebnis sechsjähriger Recherchen entstand und der Fakten zusammenträgt, um Legenden zu zerpflücken.

Der Mythos Stone Mountain, er hat mit der romantischen Verbrämung des Bürgerkrieges zu tun. Mit Zerrbildern des alten Südens, wie sie bis heute gepflegt werden. Demnach zogen die Soldaten der Konföderation in den Kampf gegen den Norden, um für das Selbstbestimmungsrecht ihrer Staaten zu kämpfen. Wer ihnen Denkmäler setze, pflege nur das Erbe einer stolzen, eigenständigen Region.

Stone Mountain – ein Denkmal in der Größe eines halben Fußballfeldes.
Foto: Frank Herrmann

An die eigenen Wurzeln zu erinnern, das sei ja gut und schön, entgegnet Genesis Reddicks. "Es muss aber dort aufhören, wo es mit dem Trauma deiner Nachbarn verbunden ist." Reddicks, eine junge Aktivistin aus Decatur, einer Kleinstadt in der Nähe Atlantas, schildert in der Dokumentation, wie Afroamerikaner das mit der vermeintlichen Erbpflege sehen: als ein bizarres Weichzeichnen jenes Terrors, vom Sklavenregime bis zu Lynchmorden, wie er immer einherging mit weißem Überlegenheitsdünkel.

Was tun?

Doch während anderswo Konföderierten-Statuen von ihren Sockeln gehoben werden, gibt es für den Stone Mountain keine so einfache Lösung. Was es gibt, sind Lösungsvorschläge: Da wäre erstens die Idee, eine Glocke auf die Kuppe zu setzen, eine Nachbildung der Freiheitsglocke Philadelphias, und sie zu jeder vollen Stunde läuten zu lassen. Eine Verbeugung vor Martin Luther King und dessen berühmtester Rede: Im Jahr 1963, am Lincoln-Memorial in Washington, sprach der Prediger von seinem Traum, dass die Freiheitsglocke eines Tages auch vom Stone Mountain läuten werde.

Da wäre zweitens die radikale Forderung, das Ganze einfach zu sprengen.

Da wäre drittens der elegantere Vorschlag eines Stadtplaners aus Atlanta, den Kräften der Natur freien Lauf zu lassen. Statt das Relief regelmäßig zu reinigen, könnte man es mit Erde bewerfen und zusehen, wie es nach und nach von immer dichterer Vegetation bedeckt werde. Sheffield Hale findet, dass man schon neuen Schwung in die Debatte bringt, wenn man, wie in "Monument" geschehen, lückenlos die Fakten auflistet und den historischen Kontext erklärt.

Problematische Geschichte

Der Erste, der den Auftrag bekam, war 1915 Gutzon Borglum, ein Bildhauer, der mit dem Klan sympathisierte. Angesichts zermürbenden Streits um die Details gab Borglum nach zehn Jahren auf, um sich einem prestigeträchtigeren Projekt in den Rocky Mountains zuzuwenden. Während er am Mount Rushmore die Köpfe der Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Abraham Lincoln und Theodore Roosevelt in den Stein meißelte, ging es am Stone Mountain nicht mehr weiter.

Das änderte sich erst im Jahr 1954, wobei Bände spricht, was damals wie eine Initialzündung wirkte. Mit seinem Urteil im Fall Brown versus Board of Education erklärte das Oberste Gericht der USA die – im Süden durchgängig praktizierte – Rassentrennung an Schulen und Universitäten für verfassungswidrig. 57 Tage nach der Entscheidung gab Marvin Griffin, ein erklärter Anhänger der Rassentrennung, für das Gouverneursamt Georgias kandidierend, ein Wahlversprechen ab: Im Falle eines Sieges werde er für die Vollendung des Reiterbilds sorgen.

Es dauerte dann bis 1972, ehe es tatsächlich vollendet war – in den Worten des Historikers Hale nichts anderes als die Antwort des alten Südens auf die Erfolge der Bürgerrechtsbewegung. (Frank Herrmann, 21.3.2023)