Unauffällig ...

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Nie im Mittelpunkt ...

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Souverän ...

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Und über alle Zweifel erhaben: Schiedsrichter Danny Makkelie.

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London – Die dicke Luft war auch über den Wolken nicht verflogen. Noch auf dem mühsamen Weg zum Londoner Flughafen attackierte Hans-Joachim Watzke den niederländischen Schiedsrichter Danny Makkelie nach dem Champions-League-Aus von Borussia Dortmund mit viel Schärfe in der Stimme. Ein arroganter Selbstdarsteller – das war Watzkes vernichtendes Urteil am Tag nach dem 0:2 (0:1) im Achtelfinal-Rückspiel beim FC Chelsea.

"Man hatte immer das schlechte Gefühl, dass er der wichtigste Mann auf dem Platz sein wollte", sagte der BVB-Boss am Mittwoch. Er schimpfte: "Gestik, Mimik – der Herr Makkelie hat sich wirklich gut gefallen. Und Fingerspitzengefühl war ein Fremdwort für ihn."

Mit dieser Meinung stand Watzke allerdings beileibe nicht alleine. Ob es nun ein "handfester Skandal" sein sollte, wie Vereinsberater Matthias Sammer in seiner erstaunlichen Doppelrolle als TV-Experte gefaucht hatte, ein "Witz" oder generell die Schuld eines "sehr, sehr arroganten Menschen": Zwei an sich vertretbare Entscheidungen haben die Dortmunder aus der einlullenden Gemütlichkeit einer zehn Spiele währenden Siegesserie gerissen. Und das just vor dem Revierderby.

"Ein sehr, sehr arroganter Mensch"

Der entscheidende Handelfmeter machte die Dortmunder geradezu rasend. "Der Elfmeter und die Wiederholung – das ist ein handfester Skandal! Da braucht mir auch kein Regelhüter zu kommen", klagte Sammer bei Prime Video. Gegenüber dem Spielleiter wurde es persönlich: "Makkelie ist ein sehr, sehr arroganter Mensch."

Faktisch hatte Makkelie einen strittigen Strafstoß verhängt, weil Marius Wolf im Strafraum bei einer Flanke den Oberkörper wegdrehte, aber Arm und Hand weiter in die Flugbahn hängen ließ. Klassischer Fall von "kann man geben", selbst Watzke nannte es eine "50:50-Entscheidung" – aber eigentlich war es kein Fall für den Videobeweis.

"Dass sie dann eine Wiederholung bekommen haben, war für mich ein Witz", motzte Jude Bellingham. Kai Havertz hatte den Ball an den Pfosten geschossen, Spieler beider Mannschaften liefen zu früh in den Strafraum. Gemäß Regeltext ist somit eine erneute Ausführung anzusetzen – doch dafür hatte Emre Can nicht mal den Ansatz von Verständnis. "Der Schiri war schuld", rief er aufgebracht. "Es ist mir scheißegal, wer vorher reingelaufen ist! Er trifft den Pfosten, fertig, aus."

Auch hierbei waren der Streitpunkt das Eingreifen des VAR und Feinheiten in den Empfehlungen zur Regelauslegung – Fußball ist eben kein einfaches Spiel mehr. "Es tut extrem weh, dass wir wegen eines Schiris ausscheiden", sagte Can.

Verdient gescheitert

Doch "wegen eines Schiris", das war arg verkürzt. Über 180 Minuten ist der BVB verdient gegen eine bessere Mannschaft ausgeschieden. Der 1:0-Hinspielsieg war schmeichelhaft, am Dienstag erschien die Borussia wieder eine Halbzeit lang wie vom Glück geküsst – zum Beispiel, als sich der Ball nach einem Innenpfosten-Treffer von Havertz um das Tor ins Aus drehte. Zudem fehlte im "unfassbar bitteren" Spiel (Trainer Edin Terzic) der letzte Wille.

Großes Pech und entscheidender, potenziell sogar saisonprägend war die frühe Verletzung von Julian Brandt. Der überragende Spieler der Dortmunder griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Oberschenkel und bat nach wenigen Minuten um seine Auswechslung. Überdies war der gleichfalls herausragende Stammtorhüter Gregor Kobel (muskuläre Probleme) ausgefallen.

Dennoch: Für den Samstagabend beim ewigen Erzrivalen Schalke 04 gibt es keine Ausreden. Als die BVB-Spieler sich in der schwarzgelben Kurve ihren tröstenden Applaus abholten, bekamen sie ihre Wochenaufgabe aus Tausenden Kehlen aufgetragen: "Wir woll'n den Derbysieg!"

Brügge-Trainer entlassen

Während sich Dortmund am Schiedsrichter abarbeitete, ging Club Brügge am Mittwoch einen anderen Weg: Einen Tag nach dem CL-Ausscheiden hat sich Club Brügge von Trainer Scott Parker getrennt. Der Engländer hatte sein Amt vor etwas mehr als zwei Monaten angetreten, er holte mit dem belgischen Spitzenclub aus zwölf Partien nur zwei Siege. In der "Königsklasse" kam gegen Benfica Lissabon mit einem Gesamtscore von 7:1 das Aus. (sid, APA, red, 8.3.2023)

Update um 18 Uhr: Brügge-Trainer entlassen.