Jenseits des Urknalls: Die Dreifaltigkeit ist bei Regisseurin Sandra Schüddekopf weiblich.

Foto: Barbara Pálffy

Wien – Regisseurin Sandra Schüddekopf hat Miroslava Svolikovas Gi3F (Gott ist drei Frauen) als österreichische Erstaufführung in der Wiener Drachengasse auf die Bühne gebracht. Drei Göttinnen philosophieren über Anfang und Ende der Welt, ohne sich einigen zu können. Die von Elisabeth Halikiopoulos verkörperte Erde versucht sich Gehör zu verschaffen. Sie fühlt sich angesichts all der Krisen von den Menschen vernachlässigt. Es herrscht Endzeitstimmung, doch die Erde will noch nicht untergehen. Jens hat als ältester Mensch alle historischen Perioden überlebt. Gibt es noch Hoffnung?

Eine Stimme durchbricht die Dunkelheit des Saals. Orgelmusik ertönt, Bibelzitate werden paraphrasiert. Man hat das Gefühl, an einer Messe teilzunehmen samt Reden von Trump, Kim Jong-un und den Simpsons. Nachdem die Göttinnen in glitzernden Bodysuits aus dem Schlaf erwacht sind, erheben sie sich. Ein vulkanförmiges, drehbares Metallgerüst in der Saalmitte symbolisiert die Erde – die Göttinnen erkennen ihr Leid, greifen aber nicht ein.

Narzisstischer Neanderthaler

Die Installation dient als Projektionsfläche für mediale Propaganda (u. a. Newsclips über Black Lives Matter). Wenn das Metallgerüst und die Zeit stillstehen, besteht Hoffnung auf Versöhnung. Mit Spiegeln bestückt, versinnbildlicht das Gerüst menschlichen Narzissmus. Paradebeispiel ist Neanderthaler Jens mit Bierbäuchlein, in Unterhose beim Workout trägt er seine Heldentaten vor.

Genial sind technische Stimmverzerrungen für die Kommunikationsversuche der Erde und die stimmliche Dissonanz der Göttinnen. Schüddekopf setzt historisch-mythologische Verflechtungen um, die dem Gesamtwerk der Autorin, Künstlerin und Musikerin Svolikova zugrunde liegen. Ohne zu polemisieren. (Christina Janousek, 8.3.2023)