In Sachen Rauchverbot gehörte Italien EU-weit zu den Vorreitern – und Österreich bekanntlich zu den Nachzüglern. Zwei Jahrzehnte, nachdem in unserem Nachbarland das nach dem damaligen Gesundheitsminister Girolamo Sirchia benannte Rauchergesetz Gültigkeit erlangte (es ähnelt stark etlichen anderen Regelungen in Europa), wagt der nunmehrige Chef des Gesundheitsressorts offenbar den nächsten Schritt: Orazio Schillaci will die bestehenden, heutzutage weitgehend selbstverständlichen Verbote ausweiten und auch aufs Freie ausdehnen.

Rauchen soll laut einem Gesetzesentwurf in Italien künftig im Freien nur noch in definierten Raucherbereichen gestattet sein.
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Nach Schillacis Vorstellungen soll das Rauchen an Tischen im Freien – etwa in Bars und Restaurants sowie an Öffi-Haltestellen – nicht mehr erlaubt sein. Das Rauchen wird nur noch in definierten Raucherbereichen in Freiluftbereichen gestattet sein. Raucherräume bzw. -zellen auf Flughäfen und in geschlossenen Gastronomiebetrieben sollen gänzlich abgeschafft werden.

Zigaretten aller Art sollen daher künftig auch in Parks verboten sein, wenn es eine räumliche Nähe zu Kindern und schwangeren Frauen gibt. Außerdem sollen elektronische Zigaretten mit herkömmlichen gleichgestellt werden. Also kommen auch auf "Dampfer" Einschränkungen zu.

Den Plänen des parteiunabhängigen Gesundheitsministers im Kabinett der postfaschistischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni kann deren kleiner Koalitionspartner Matteo Salvini, Chef der rechten Lega und Minister für Infrastruktur und Verkehr, nichts abgewinnen. Schillacis Vorstellungen – der Minister ist Nuklearmediziner und vormaliger Rektor der renommierten römischen Tor-Vergata-Universität – seien übertrieben: "Elektronische Zigaretten helfen vielen Menschen dabei, mit dem Rauchen aufzuhören", wetterte der gern hemdsärmelige, polternd auftretende Salvini. "Als ehemaliger Raucher, der vor vier Jahren aufgehört hat, erscheint mir das Verbot, sie im Freien zu rauchen, übertrieben."

Überraschter Minister

Noch ist es aber nicht so weit: Das entsprechende Gesetz ist noch in Ausarbeitung, soll aber demnächst ins Begutachtungsverfahren entlassen werden. Gesundheitsminister Schillaci sorgte am Dienstag indes für Verwunderung: "Noch ist nichts entschieden, es handelt sich nur um einen Entwurf, von dem ich überrascht bin, ihn in den Medien zu entdecken", sagte er am Dienstag – um nachzusetzen: "Wir wissen, dass das Rauchen schädlich ist. In jedem Fall werden individuellen Freiheiten geschützt werden."

Dass der unfertige Gesetzesentwurf geleakt worden sein dürfte, befeuerte in Rom sogleich Vermutungen, dass dies geschehen sein könnte, um Schillaci innerkoalitionär zu schaden.

Seit 2003 ist in Italien das Rauchen in geschlossenen Räumen verboten, darunter in privaten oder nicht öffentlich zugänglichen Arbeitsstätten, Geschäften und Restaurants, Vergnügungsstätten, Fitnessstudios und Sportzentren. (Gianluca Wallisch, 9.3.2023)