Landeshauptmann Peter Kaiser lud Erwin Angerer, den Chef der zweitstärksten Partei, der FPÖ, zu ersten Sondierungsgesprächen ein.

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Auch wenn er den sanften Landesvater gibt, als SPÖ-Chef von Kärnten lässt sich Peter Kaiser offensichtlich nicht reizen – auch nicht von seinem langjährigen treuen ÖVP-Partner in der Koalition, Martin Gruber.

Dieser hatte wohl im Überschwang seines Wahlerfolges gemeint, er werde, nachdem er mit der SPÖ sondiert habe, sofort Gespräche mit der FPÖ und dem Team Kärnten aufnehmen. Das kam in der SPÖ nicht wirklich gut an, und kurz darauf, am Mittwoch nach der erster Sondierungsrunde mit der FPÖ, der zweitstärksten Partei, zeigte sich Kaiser überaus freundlich den Blauen gegenüber.

Die zweieinhalb Stunden Sondierungsgespräche seien "wertschätzend und sehr pragmatisch" verlaufen, man habe "auch Gemeinsamkeiten erkannt". Speziell in sozialen Fragen sei man über weite Teile einer Meinung. Zwar gebe es natürlich Trennendes, wie etwa den Bereich Asyl und Migration, er wolle aber eine Koalition mit der FPÖ nicht ausschließen, sagte Kaiser. Die Tücken lägen natürlich im Detail. Beide Fraktionen seien aber zu weiteren Gesprächen über thematische Schwerpunkte bereit.

"Überraschende Wendungen"

FPÖ-Chef Erwin Angerer zeigte sich jedenfalls durchaus angetan von den Erstgesprächen. Die Chance einer Koalition mit der SPÖ sieht er bei "50:50. Na ja, man soll das jetzt nicht überbewerten. Natürlich, persönlich haben wir, der Peter Kaiser und ich, kein Problem, aber es war nur ein erstes grobes Abtasten. Da soll man jetzt nicht allzu viel hineininterpretieren", sagte Angerer im Gespräch mit dem STANDARD. Für sehr realistisch gilt eine Koalition mit der FPÖ ohnehin nicht, aber Kärnten ist dennoch immer gut für Überraschungen.

Als "Rute ins Fenster der ÖVP" wäre wohl der Gastkommentar von Gerhard Seifried in der "Kleinen Zeitung" zu lesen. Der ehemalige SPÖ-Bürgermeister von Wolfsberg meinte: "FPÖ-Chef Erwin Angerer ist alles andere als ein rechtsradikaler Rabauke. Er gäbe einen soliden Landesrat oder Landeshauptmannstellvertreter ab. Nach zehn Jahren als Landeshauptmann geht Peter Kaiser nun in die politische Overtime. In dieser Phase des Spiels kommt es oft zu überraschenden Wendungen."

Mit der ÖVP sondiert Kaiser Donnerstagvormittag, mit dem Team Kärnten am Freitag. Übers Wochenende will er die Vorgespräche intern bewerten, danach "vertiefendere" Gespräche führen. (Walter Müller, 8.3.2023)