Was ist das für ein Staat? Was ist das für eine Gesellschaft? Seit Wochen gibt es an dutzenden Mädchenschulen im Iran massenhaft Vergiftungen durch Gas, die Atemnot, Übelkeit und Herzrasen auslösen. Die Kinder und Jugendlichen meldeten sich verzweifelt über Handy bei ihren Eltern, blieben aber zum Großteil in den Schulen eingesperrt. Es sind rund 2400 Fälle aufgetreten. Das iranische theokratische Regime versuchte die Berichte darüber zu unterdrücken und lässt sich Zeit mit der Aufklärung.

Stiller Protest: eine pakistanische Studentin verurteilt die Giftattacken auf Schülerinnen im Iran.
Foto: EPA/Jagadeesh Nv

Betroffen sind nach internationalen Berichten hauptsächlich Schulen, wo sich die Mädchen beim Protest gegen das Kopftuchgebot und gegen die geistliche Führung des Landes hervorgetan haben. Inzwischen äußerten auch iranische Politiker die Vermutung, dass die Anschläge von ultrareligiösen Gruppen ausgingen, die erstens die Befreiungsversuche der Mädchen bestrafen wollten und zweitens gegen Schulbildung für Mädchen sind.

Ein Regime, das derlei nicht energisch verfolgt, das aber erbarmungslos mit Todesstrafe und Gewalt gegen demonstrierende Frauen vorgeht, gehört zu den übelsten Erscheinungen der ultranationalistischen, ultrareligiösen, diktatorischen politischen Bewegungen, die jetzt auch auf bisher demokratische Gesellschaften zugreifen. Das ist ein Blick in eine Finsternis, an die wir nicht mehr glauben wollten. Wir haben uns aber offenbar Illusionen gemacht. (Hans Rauscher, 8.3.2023)