Auf diesem Archivfoto aus dem Jahr 2018 liest eine Dragqueen in Amerika einer Gruppe von Kindern und Eltern aus dem Kinderbuch "Der Regenbogenfisch" vor.

Foto: AP/Dan Anderson

Wien – Die Wiener FPÖ hat eine Sondersitzung des Wiener Landtags zum Thema "Jugendschutz darf nicht durch Förderungen der Stadt Wien ausgehebelt werden!" beantragt. Hinter dem Titel verbirgt sich eine Initiative, um die Abhaltung von Dragqueen-Shows für Kinder zu verbieten. "Dieser Transgender-Irrsinn schwappt immer mehr aus den USA nach Europa", heißt es in einer Stellungnahme von Wiens FP-Chef Dominik Nepp.

Als Anlass nannte Nepp eine Veranstaltung für Kinder ab fünf Jahren im April. Dass SPÖ und Neos offenbar kein Problem damit haben, wenn als Frauen verkleidete Männer vor jungen Menschen auftreten, kritisierte der Chef der Blauen: "Eine solche Veranstaltung wurde seitens der rot-pinken Stadtregierung im Rahmen des Pride Month 2022 sogar mit dem Steuergeld der Wiener gefördert."

Vergleich mit US-Bundesstaaten

Es brauche einen "massiven Widerstand gegen diese Sexualisierungspropaganda für kleine Kinder", hielt Nepp fest. Niemand solle zu einer sexuellen Orientierung "gutmenschlich" gedrängt werden. Kinder dürften nicht mit dem "Blödsinn" indoktriniert werden, dass es mehr als zwei Geschlechter gebe und sie jederzeit ihr Geschlecht ändern könnten.

Bei der Sondersitzung will die FPÖ die Verankerung eines Verbots von Dragqueen-Shows für Kinder im Rahmen der Kinder- und Jugendschutzbestimmungen beantragen. "Einige US-Bundesstaaten wie Tennessee haben diese Kinderschutzmaßnahme bereits umgesetzt. Auch in Wien muss zum Schutz der Kinder rasch gehandelt werden." Einen Termin für den Sonderlandtag gibt es noch nicht.

Veranstalter bedauert die Tabuisierung

Ein Veranstalter von Lesungen von Dragqueens und Dragkings für Kinder ("Drag Storytime"), Stephane Magloire, versicherte gegenüber dem Onlineportal "Buzzfeed", dass kein Grund zur Panik bestehe. "Es ist bedauerlich, dass im Jahr 2023 die Queer-Gemeinschaft und unsere künstlerischen Ausdrucksformen so oft missverstanden und als Tabu bezeichnet werden, obwohl Drag historisch gesehen in allen Kunstformen auf der ganzen Welt präsent ist."

Auch der Fasching in Österreich habe immer schon die Fantasie von Kindern angeregt, "insbesondere von solchen, die mit Geschlechterfluidität" spielten. Mit dem Programm gebe man die Möglichkeit, verschiedene Vorbilder zu treffen und Spaß beim Tanzen und Singen zu haben.

Im Vorjahr sorgte in Wien auch eine rechtsextreme Aktion vor einer Bücherei für Aufsehen. Vor der Lesung einer Dragqueen war der Eingang zugemauert worden. Politische Vertreter aus Wien und dem Bund sowie die Hosi Wien hatten damals mit Entsetzen reagiert. (APA, 9.3.2023)