Gekocht wird im Dogenhof über offenem Feuer, und auch die ökonomische Lage ist heiß: Die Dogenhof-Betreiber verhandeln mit der Stadt Wien über Unterstützung.

Foto: Imago/Willfried Gredler

Die Beteiligungsgesellschaft der Stadt Wien, "Stolz auf Wien", könnte demnächst einen neuen Betrieb unter ihre Fittiche nehmen. Die Dogenhof Betriebs GmbH, die in der Praterstraße nahe dem Praterstern in Wien-Leopoldstadt seit 2020 ein Restaurant betreibt, interessiert sich für die Unterstützung der Stadt. Sie greift seit 2020 mit "Stolz auf Wien" Corona-geplagten Betrieben unter die Arme, mit Beteiligungen oder Genussschein-Kapital. Vorigen Herbst habe man erstmals Kontakt zu "Stolz auf Wien" gesucht und verhandle nun, erzählt Dogenhof-Geschäftsführer und 26-Prozent-Eigentümer Simon Steiner auf Anfrage des STANDARD. 46 Prozent der Gesellschaft gehören der Supersense GmbH rund um Florian Kaps.

Grund für die Probleme sind laut Steiner, der auch an einem weiteren Praterstraßenlokal beteiligt ist, die Nachwehen der Pandemie und das geänderte Konsumverhalten der Gäste. Das Feuerküchenlokal – alle Speisen werden ausschließlich über offenem Feuer zubereitet – war mit seiner Eröffnung 2020 mitten in die Pandemie geraten.

Negatives Eigenkapital

Zwar bekam die Dogenhof Betriebs GmbH laut Transparenzregister rund 300.000 Euro an Covid-19-Hilfen, für den letzten Lockdown habe es dann aber nichts mehr gegeben, so Steiner. Gemäß im Wirtschafts-Compass veröffentlichter Bilanz wies die GmbH 2021 ein negatives Eigenkapital von fast 210.000 Euro und einen Bilanzverlust von rund 245.000 Euro aus (davon 102.000 Euro Verlustvortrag).

Das negative Eigenkapital stammt laut Anmerkung aus "Anlaufverlusten" und "geringen Förderungen während der Corona-Krise" und werde "aufgrund der aktuell positiven Entwicklung mit zukünftigen Gewinnen verrechnet werden". Dogenhof-Geschäftsführer Steiner will keine aktuellen Zahlen nennen, betont aber, dass das Geschäft derzeit gut laufe, die Auslastung gut sei und die Zahlen im Jänner und Februar über Plan gelegen seien. Für heuer hoffe man auf eine konstantere Entwicklung. Die Gesellschaft passe jedenfalls genau in die Zielgruppe von "Stolz auf Wien".

"Wiener Identität"

Die "Stolz auf Wien" Beteiligungs GmbH gehört zu 80 Prozent der Wien Holding, den Rest der Anteile hält die Wirtschaftskammer Wien. Die Gesellschaft steigt mit bis zu 20 Prozent und maximal zwei Millionen Euro in Corona-geschüttelte Unternehmen ein, für maximal sieben Jahre. Oder sie lässt Genussschein-Kapital springen. Insgesamt 40 Millionen Euro gibt es zu verteilen, je die Hälfte davon kommt von Stadt Wien und Kammer.

Laut ihren Kriterien müssen die unterstützten Betriebe ein "zukunftsfähiges Geschäftsmodell" vorweisen können, ihre Erhaltung muss von "hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung" sein und "eine relevante Zahl von Arbeitsplätzen" sichern. Und: Die Betriebe müssen "Teil der Wiener Identität sein und eine entsprechende Relevanz über Wien hinaus vorweisen können" – zum Teil umstrittene Kriterien.

"Stolz auf Wien" bestätigt Verhandlungen

Wien-spezifisch ist der Dogenhof, jedenfalls das auffällige Mietshaus selbigen Namens, in dem auch das Feuerofenlokal untergebracht ist und das einst das Café Dogenhof beherbergte. Vorbild fürs denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1898 ist der Palazzo Ca’ d’Oro in Venedig. Ein Palazzo mitten in Wien: warum das? Weil im nahe gelegenen Prater damals, 1895, das Vergnügungsviertel "Venedig in Wien" eröffnet wurde, mit Campi, Palazzi und Canale: der erste Themenpark der Welt, sozusagen.

Doch zurück ins Jahr 2023: Die Geschäftsführerin von "Stolz auf Wien", Barbara Forsthuber, bestätigt, dass es Verhandlungen mit dem Dogenhof gebe, man sei gerade dabei, die Zahlen zu prüfen. Sollte alles passen und der Businessplan stimmen, würde man mit Genussschein-Kapital einspringen, einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital, das bis Ende 2028 zurückbezahlt werden müsse.

Bisher unterstützt "Stolz auf Wien" mehr als 30 Unternehmen: Industrie- und Freizeitbetriebe, Medien, vor allem aber Gastronomiebetriebe. Manche davon, wie etwa die Bäckerei Gragger oder das Ottakringer Café Ritter, mussten freilich trotz der Wiener Hilfe Insolvenz anmelden. Wenngleich ihr Betrieb (bei Gragger sind es drei Filialen) weitergeführt wird. (Renate Graber, 9.3.2023)