Der Faserhersteller Lenzing in Oberösterreich schreibt rote Zahlen. Mit einem Kostensenkungsprogramm will man zu profitablem Wachstum zurückfinden.

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Die Lenzing AG, einer der weltweit führenden Produzenten textiler Fasern aus Zellulose, hat im Vorjahr massiven Gegenwind verspürt. Vorstandschef Stephan Sielaff sprach bei der Bilanzpräsentation am Donnerstag von einem "perfect storm", der sich in der zweiten Jahreshälfte entfaltet habe – mit Energie- und Rohstoffpreisen auf Rekordhöhen und einem ebenso raschen wie steilen Absturz der Nachfrage. Die Folge: ein Jahresverlust von 37,2 Millionen Euro nach 127,7 Millionen Gewinn im Jahr davor.

Mit einem Reorganisations- und Kostensenkungsprogramm soll das Unternehmen wieder in die Gewinnzone. Ein Teil der Maßnahmen ist die Reduktion des Personalstands. Von den weltweit 8300 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, die Ende 2022 bei Lenzing beschäftigt waren, werden an die neun Prozent wegfallen; bei den rund 2000 Angestellten dürften es etwas mehr sein – rund 15 Prozent –, von den Arbeitern und Arbeiterinnen mit rund fünf Prozent etwas weniger.

160 Stellen wackeln allein in Lenzing

Allein in Lenzing in Oberösterreich werden 160 der rund 3000 Stellen gestrichen. 60 davon entfallen auf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die entweder in Frühpension geschickt werden oder ihre reguläre Pension antreten, aber nicht nachbesetzt werden. Auch sollen Überstunden und Urlaube abgebaut und die Wochenarbeitsstunden generell angepasst werden. In Heiligenkreuz im Burgenland wurde die Kurzarbeit bis Juni verlängert, betroffen sind 300 Mitarbeiter. In Summe sollen all diese Maßnahmen 70 Millionen Euro an Einsparung bringen.

"Wir gehen selektiv vor und schauen uns Abteilung für Abteilung an, was die richtige Personalstärke in Zukunft ist", sagte Sielaff auf eine Frage des STANDARD. Lehrlinge würden weiter ausgebildet, um auch in Zukunft gute Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Unternehmen zu haben. Wie die Vergangenheit gezeigt habe, kehre der Fasermarkt nach einer Krise rasch auf Wachstumskurs zurück. Das werde diesmal nichts anders sein, erste Anzeichen für eine leichte Erholung gebe es bereits.

Dividende wird ausgesetzt

Wegen des Verlusts im Vorjahr habe man sich entschlossen, die Dividendenpolitik, die die Ausschüttung von mindestens 4,50 Euro je Aktie vorsieht, auszusetzen. Bei einem um 17 Prozent auf 2,56 Milliarden Euro erhöhten Umsatz ist das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) im Berichtsjahr um ein Drittel auf 242 Millionen Euro eingebrochen. An der Börse gab die Aktie von Lenzing teilweise um sieben Prozent nach.

Unter Voraussetzung einer weiteren Markterholung geht das Lenzing-Management heuer von einem Ebitda in der Größenordnung von 320 Millionen bis 420 Millionen Euro aus. Neu im Management ist seit 1. Jänner 2023 Nico Reiner. Er ist als Finanzvorstand Thomas Obendrauf nachgefolgt, der als Finanzchef zur Varta AG von Michael Tojner gewechselt ist.

(Günther Strobl, 10.3.2023)