Christian Kerns Grundsatzrede, in der er sein als Plan A bezeichnetes Arbeitsprogramm vorstellte, ist wohl noch vielen in Erinnerung.

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  • Karl Nehammer hält am heutigen Freitag eine Rede zur "Zukunft der Nation" in einer "Eventlocation" in Wien. Diese soll gleichzeitig der Startschuss für einen Zukunftsplan "Österreich 2030" sein.

  • Alois Mock hat die "Rede zur Lage der Nation" Anfang der 1980er-Jahre erfunden. Er hatte seine Rede in der Endphase der Kreisky-Alleinregierung 1981 im Belvedere als "bürgerliche Gegen-Regierungserklärung" angelegt.

  • Wolfgang Schüssel hat dieses Format wiederbelebt und ab 2001 auch als Kanzler gepflegt. Sein Nachfolger Wilhelm Molterer behielt 2008 die Hofburg als Ort und den Termin rund um den 15. Mai – den Jahrestag der Unterzeichnung des Staatsvertrags – bei. An diese Tradition knüpfte 2012 auch Michael Spindelegger an. Ausgeschert war nur Josef Pröll, der 2009 den Termin auf den Herbst und den Ort ins Finanzministerium verlegte. Inhaltlich ist von Prölls Rede, die eine Reihe von Ankündigungen enthalten hat, vor allem das Transferkonto geblieben.

  • Werner Faymann, SPÖ-Chef und Kanzler, hielt ebenfalls im Jahr 2009 eine Rede – sie sollte die Antwort auf die Ansprache von Pröll sein. Anlass für die Ansprache am 2. Dezember in der Hofburg war ein Jahr Regierung. Große Ansagen blieben damals allerdings aus.

  • Christian Kerns Grundsatzrede in Wels ist wohl noch vielen in Erinnerung. Der Nachfolger von Faymann als SPÖ-Chef und Kanzler stellte 2017 ein als Plan A bezeichnetes Arbeitsprogramm vor. Dieses enthielt so manchen Tabubruch. Darin war etwa der Vorschlag enthalten, den Zugang zum Arbeitsmarkt für Bürgerinnen und Bürger ärmerer EU-Staaten einzuschränken.

  • Reinhold Mitterlehner wollte wenige Monate später am 15. Mai als ÖVP-Chef und Vizekanzler ebenfalls seine Rede zur Lage der Nation halten. Doch daraus wurde nichts – er gab kurz zuvor seinen Rücktritt bekannt. Tatsächlich nahm er seinen Hut dann just am 15. Mai.

  • Sebastian Kurz, Mitterlehners Nachfolger an der Parteispitze, hielt als Regierungschef zwei Kanzlerreden. Seine erste fand ein Jahr nach der Wahl am 13. Oktober 2018 statt. Eine Rede zur Lage der Nation hielt Kurz schließlich im Corona-Sommer 2020. Damals kündigte er das wirtschaftliche Comeback Österreichs für das Jahr 2021 an.

  • Pamela Rendi-Wagner, Kerns Nachfolgerin an der roten Spitze – sie hat sich in den vergangenen Wochen in Umfragen allerdings vom Einzug ins Kanzleramt entfernt –, hielt ebenfalls eine als "Kanzlerinnenrede" titulierte Grundsatzrede. In dieser stellte sie am 27. März 2022 den Anspruch, erste sozialdemokratische Bundeskanzlerin Österreichs zu werden. (Sandra Schieder, 10.3.2023)