Siegfried Wolf

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Das Russland-Geschäft des deutschen Auto- und Industriezulieferers Schaeffler soll einem Medienbericht zufolge an den österreichischen Unternehmer Siegfried Wolf gehen. Der "Spiegel" berichtete am Freitag, der Vertrag sei im Dezember unterzeichnet worden, russische Genehmigungen stünden noch aus. Das Konstrukt sehe vor, dass die Anteile zunächst an die russische Firma PromAvtoKonsalt gehen sollen und anschließend an Wolf, der im Aufsichtsrat von Schaeffler sitzt, weitergereicht würden. Der PromAvtoKonsalt-Geschäftsführer Roman Vovk habe Mitte Jänner um Erlaubnis für das Geschäft bei dem Wirtschaftsberater des russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten.

Dabei habe er damit geworben, dass die Schaeffler-Teile in Fahrzeugen der GAZ-Gruppe zum Einsatz kommen könnten, auch in Modellen, die vom Militär für den Transport von Truppen und schwerem Gerät eingesetzt würden. Schaeffler bestätigte dem "Spiegel", dass ein Vertrag mit PromAvtoKonsalt unterzeichnet worden sei.

Wolf: Arbeite nicht mit von Sanktionen Betroffenen

Das Geschäft ruft dem "Spiegel" zufolge zudem die ukrainische Antikorruptionsbehörde auf den Plan. Wolf steht durch seine langjährige Tätigkeit bei Magna dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska nahe, gegen den die USA und die Europäische Union Sanktionen verhängt haben. Wolf und Deripaska äußerten sich dem Magazin gegenüber nicht zum Verkauf des Schaeffler-Geschäfts.

Die ukrainische Antikorruptionsbehörde National Agency on Corruption Prevention (Nazk) bestätigte am Freitagabend auf Anfrage Untersuchungen gegen Unternehmer Siegfried Wolf. Er sei seit 2008 aktiv am russischen Markt tätig und vor der russischen Invasion eng mit Gesellschaften des Oligarchen Deripaska geschäftlich verbunden gewesen; die Behörde nennt unter anderem den Automotive-Konzern GAZ. Gemäß öffentlich zugänglichen Unterlagen habe er zwischen 2019 und 2021 mehr als eine Milliarde Rubel von der Gruppe bezogen.

Wolf für Russen "befreundeter Nicht-Ortsansässiger"

Von der Russischen Föderation sei er "in der heißen Phase der militärischen Aggression gegen die Ukraine" als "befreundeter Nicht-Ortsansässiger" eingestuft und es sei ihm deswegen erlaubt, russische Assets zu erwerben – konkret nennt die Behörde 100 Prozent der Anteile der von seinem "engen Geschäftsfreund" Roman Vovk neu gegründeten Gesellschaft Promavtokonsult. Auch Vovk sei mit GAZ verbunden. Der habe im Jänner in Russland um Erlaubnis gebeten, dass die Gesellschaft 100 Prozent des Kapitals der russischen Schaeffler übernehmen dürfe.

Die ukrainische Behörde Nazk geht laut ihrem Statement davon aus, dass letztlich Wolf die Schaeffler-Russland-Anteile übernehmen werde. Sie sehe das Risiko, dass er über diesen Weg beim Aufbau von Lieferketten für ausländische Technologien, Ausrüstung oder technische Komponentennach Russland behilflich sein könnte, die die zur Führung des Angriffskrieges gegen die Ukraine verwendet werden können.

Wolf: Es geht nicht um Militärfahrzeuge

Das stellt Wolf entschieden in Abrede. Zum STANDARD sagte Wolfs Sprecher Josef Kalina zudem, das Gaz-Fahrzeugmodell Sadko, um das es gehe, werde dafür erzeugt, landwirtschaftliche Produkte zu transportieren. Es gehe nicht um ein Militärfahrzeug. Die angedachte Transaktion mit Schaeffler stehe noch am Anfang, Wolf selbst sei in die Gespräche noch nicht involviert. Und alle Aktivitäten, die der Unternehmer entfalte, fänden in Absprache mit der US-Sanktionsbehörde OFAC statt.

Wolf ist Aufsichtsratsmitglied von Schaeffler, Porsche SE und Vitesco Technologies, einem Unternehmen, das auf Antriebe spezialisiert ist. Auf Anfrage des "Spiegel" erklärte Wolf, dass er "in keinster Weise mit Personen oder Unternehmen, welche von internationalen Sanktionen betroffen sind", geschäftlich zusammenarbeite. Er habe sich längst aus "sämtlichen früheren operativen Tätigkeiten in Russland zurückgezogen".

(Reuters, APA, gra, 10.3.2023)