Kulturjournalistin und Moderatorin Lillian Moschen.

Foto: Privat

Während der Hochphase ihrer Teenage Angst mit 13 beschäftigte sie sich mit entsprechenden Fragen wie: Wer bin ich? Was mache ich hier? Wo leben wir überhaupt? Da fiel ihr zufällig ein Buch in die Hände, kein Tipp der Eltern, "die es ja auch manchmal gut meinen mit ihren Empfehlungen!", sondern: Die Mars-Chroniken von Ray Bradbury. Die lagen zu Hause wohl irgendwo herum, und sie nahm das Buch mit zum Skifahren mit Freunden. Dort begann sie darin zu lesen, "und danach", lacht sie, "wollte ich nichts mehr wissen von der realen Welt! Das Buch hat mich komplett verändert, richtig geflasht. Eine ganz, ganz spezielle Begegnung war das." Während deren sie erstmals sogar ein körperliches High spürte. "Ich habe die Welt danach wirklich anders gesehen, die Farben, die Formen ..."

Perfekter Zeitpunkt

Und tatsächlich unterscheidet sie heute "den Menschen, der ich war, bevor ich Bradbury gelesen habe, und den Menschen danach". Wobei sie etwas sehr Wahres sagt: "Hätte ich das Buch ein halbes Jahr früher oder später gelesen, hätte es vielleicht gar nichts ausgelöst in mir." So aber hat sie bald darauf auch die Sci-Fi-Filme von Tarkowsky oder Kubrick entdeckt, die sie jedoch nicht mit sich herumtragen konnte. Anders als The Martian Chronicles, die sie als englisches Taschenbuch eigentlich überallhin begleiten. Immer wieder natürlich nach Los Angeles, wohin sie als Studentin zog, in die Stadt von Charles Bukowski, den sie ebenfalls verehrt, und in der Ray Bradbury 2012 gestorben ist.

Dort hat sie sein Grab auf dem Westwood Village Memorial Park Cemetery natürlich längst besucht und ist sie den Wegen, auf denen Bukowski wandelte, oftmals gefolgt. Bradburys Holzhaus in Cheviot Hills aber, wo er 50 Jahre lang lebte und all seine Bestseller schrieb, konnte sie nicht mehr besuchen, es wurde verkauft und abgerissen. Aus den Holzresten wurden in Anspielung an Bradburys berühmten Roman Fahrenheit 451 immerhin 451 Buchstützen gefertigt, von denen sie vier Stück erwarb. Manchmal in der Früh steht sie heute vor ihnen und grüßt den verehrten Autor im Angedenken: "Good Morning, Mr. Bradbury." (Manfred Rebhandl, 11.3.2023)