Die Karikatur in der "Kleinen Zeitung" erschien nach der niederösterreichischen Landtagswahl.

Foto: Faksimile/Kleine Zeitung

Wien – Eine Karikatur von Petar Pismetrovic mit dem Titel "Lektion" hat für Aufregung gesorgt – der STANDARD berichtete. Die Karikatur zeigt die Landeshauptfrau von Niederösterreich, Johanna Mikl-Leitner, wie sie vom ehemaligen Landeshauptmann Erwin Pröll geohrfeigt wird. Dem Bild ist eine Sprechblase beigefügt: "Ist das Rat oder Schlag?", fragt Mikl-Leitner ihren Vorgänger.

Für Eva-Maria Holzleitner, SPÖ-Nationalratsabgeordnete und Frauenvorsitzende der Partei, wurde mit der Karikatur eine Grenze überschritten, weil sie Gewalt gegen Frauen verharmlose. Holzleitner beschwerte sich beim Presserat darüber. Das Selbstkontrollorgan der Medienbranche hält die Karikatur zwar für "medienethisch problematisch", sieht aber von einem Verfahren gegen die "Kleine Zeitung" ab, teilte der Presserat am Freitag auf Twitter mit.

"Geeignet, in die Würde von Mikl-Leitner einzugreifen"

In einem Brief an Hubert Patterer, Chefredakteur der "Kleinen Zeitung", schreibt der Presserat: "Nach der Entscheidungspraxis der Senate ist etwa bei drastischen Gewaltdarstellungen gegen Personen von einem Eingriff in die Menschenwürde auszugehen." Und: "Vor diesem Hintergrund stuft der Senat auch die vorliegende Karikatur als medienethisch problematisch ein: Sie zeigt einen dunklen Handabdruck auf Johanna Mikl-Leitners rechter Wange, die Sternchen rund um ihr Gesicht unterstreichen den festen Schlag durch Erwin Pröll. Der Senat bewertet die Karikatur als verstörend und als geeignet, in die Würde von Mikl-Leitner einzugreifen."

Und dennoch sieht der Presserat von einem Verfahren ab, denn, so heißt es in dem Brief an Patterer: "Dabei war vor allem wesentlich, dass in einer Sonntagsausgabe Ihres Mediums ein eigener Beitrag erschienen ist, in dem Sie die Karikatur als "Missgriff" bezeichneten, die eine "verstörende Botschaft" transportiere. Außerdem erklärten Sie auch noch gegenüber einem anderen Medium, dass es sich bei der Karikatur um einen missglückten Versuch gehandelt habe, den Begriff "Ratschlag" zu ironisieren, sie aber so nicht hätte erscheinen dürfen." (red, 10.3.2023)