Papst Franziskus bei einer Generalaudienz am Petersplatz.

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Vatikanstadt – Papst Franziskus kann sich grundsätzlich vorstellen, den Zölibat für Priester aufzuheben. Das sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche dem argentinischen Nachrichtenportal "Infobae". Franziskus erinnerte in dem Interview daran, dass in der katholischen Ostkirche verheiratete Männer als Priester erlaubt seien. "Es liegt kein Widerspruch darin, dass ein Priester heiraten kann", sagte der 86-Jährige.

Franziskus wird seit Jahren immer wieder von diversen Seiten gebeten, die Ehelosigkeit für Priester aufzuheben oder zu lockern. Auf die Frage von "Infoba"e, ob der Zölibat also revidierbar sei, antwortete Franziskus mit Ja. Er erklärte, dass der Zölibat in der westlichen Kirche eine "zeitliche Vorschrift" sei und damit "provisorisch" im Gegensatz etwa zur Priesterweihe, diese sei "für immer". Dass sich mehr Männer für das Priesteramt entscheiden, wenn sie zugleich verheiratet sein dürfen, das bezweifelte Franziskus aber.

Homosexuelle Paare in Deutschland sollen Segen erhalten

Erst am Freitag hat die deutsche Synodalversammlung zur Reform der katholischen Kirche in Frankfurt/Main offizielle Segensfeiern für homosexuelle Paare beschlossen. Dafür stimmten 176 von 202 Versammlungsmitgliedern, dagegen 14. Zwölf enthielten sich. Auch die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe kam zustande. Mit dem Beschluss stellt sich die Versammlung gegen den Vatikan, der Segnungen erst vor zwei Jahren explizit untersagt hatte.

Die Feiern sollen aber erst im März 2026 eingeführt werden. Die drei Jahre bis dahin sollen genutzt werden, um unter Beteiligung der Bischöfe Formulare und die liturgische Form der Zeremonie zu erstellen. Die Zulassung von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare war eine Hauptforderung für den seit 2019 laufenden Reformprozess Synodaler Weg und galt als Prüfstein für die Veränderungsfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland. Der Vatikan hatte 2021 klargestellt, dass es "nicht erlaubt" sei, homosexuelle Partnerschaften zu segnen, da solche Verbindungen "nicht als objektiv auf die geoffenbarten Pläne Gottes hingeordnet anerkannt werden" könnten.

Die Segensfeiern werden in vielen Gemeinden heute schon praktiziert, finden aber in einer kirchenrechtlichen Grauzone statt. Genau diese Grauzone kritisierten viele der Synodalen. Es sei an der Zeit, Segensfeiern aus Wohnzimmern und heimlichen Treffen in einer Kirche herauszuholen, hieß es mehrfach. Künftig sollen die Priester, die den Segen spenden, keine Sanktionen mehr zu befürchten haben. Auch wiederverheiratete Geschiedene sollen gesegnet werden können.

Mehrere Bischöfe stimmten gegen den Antrag. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke warnte vor einer innerkirchlichen Zerrissenheit in dieser Frage, wie sie die anglikanische Kirche derzeit erlebe.

Gänswein warnt vor Kirchenspaltung

Der von Papst Franziskus ins Leben gerufene Reformprozess bewegt sich zwischen massiven Veränderungswünschen und den engen kirchenrechtlichen Vorgaben, die als weitgehend unverrückbar angesehen werden. Der langjährige Privatsekretär des verstorbenen Papstes Benedikt XVI., Georg Gänswein, warnte vor diesem Hintergrund vor einer Kirchenspaltung. "Wenn der synodale Weg seine erklärten Ziele unverändert weiterverfolgt, wird sich die römisch-katholische Kirche in Deutschland aus der Einheit der Weltkirche verabschieden", sagte Gänswein der "Augsburger Allgemeinen" vom Freitag. "Ich mache mir ernsthafte Sorgen."

Gänswein verwies auf die verschiedenen Interventionen aus dem Vatikan bis hin zu Papst Franziskus gegen den synodalen Weg. "Doch die Mehrzahl der deutschen Bischöfe scheint das nicht wahrnehmen zu wollen", sagte er. Er sei sehr gespannt, was auf der seit Donnerstag bis Samstag laufenden Versammlung verabschiedet werde. "Ich jedenfalls bin davon überzeugt, dass bestimmte Ziele, die die Synodalversammlung anstrebt, nicht gesamtkirchlich gedeckt sind – und das würde verheerende Folgen haben." (APA, red, 10.3.2023)