Die Polizei kontrolliert ein Fischerboot mit etwa 500 Migranten und Migrantinnen im süditalienischen Hafen von Crotone.

Foto: AP / Valeria Ferraro

Rom – Italien ist weiter mit starken Migrationsbewegungen konfrontiert. Zwei Schiffe mit über 1.000 Migrantinnen und Migranten sind am Samstag in Süditalien eingetroffen. In der Nacht auf Samstag traf ein Fischerboot mit circa 500 Migrantinnen und Migranten an Bord im Hafen der süditalienischen Stadt Crotone ein. Das Fischerboot in schlechtem Zustand wurde von drei Schiffen der italienischen Küstenwache in den Hafen eskortiert. An Bord befanden sich zum Großteil afghanische Geflüchtete, darunter Minderjährige.

Ein Schiff der italienischen Küstenwache mit 584 Migranten und Migrantinnen an Bord traf am Samstag im Hafen von Reggio Calabria ein. Die Geflüchteten waren von der Küstenwache bei drei Rettungseinsätzen am Samstag in Sicherheit gebracht worden. Zu ihnen zählen 70 Frauen und Kinder, teilten die Behörden mit.

Wetterlage erschwert Rettungsaktion

Die italienische Küstenwache ist seit Freitag bei mehreren Rettungseinsätzen im Mittelmeer engagiert. 1.200 Menschen rettete die Küstenwache Eigenangaben zufolge. Der Rettungseinsatz wurde vom Schiff Dattilo der Küstenwache koordiniert. Zuletzt wurden 500 Migranten und Migrantinnen an Bord von zwei Schiffen in Sicherheit gebracht. Weitere 379 Menschen befanden sich an Bord eines weiteren seeuntauglichen Boots und gingen an Bord des Marineschiffes Sirios, das in Richtung Sizilien unterwegs ist.

Hunderte Menschen würden noch an Bord von seeuntauglichen Booten auf See treiben. Die schlechte Wetterlage erschwere die Rettungsaktion. "Die Rettungsmaßnahmen sind aufgrund der großen Anzahl von Menschen an Bord der treibenden Boote besonders komplex", so die Küstenwache. Der Wetterbericht kündigte für das Wochenende starke Winde und zunehmend rauere See an.

Seit Anfang 2023 sind 17.500 Menschen nach Seefahrten über das Mittelmeer in Italien eingetroffen, im Vergleichszeitraum 2022 waren es 5.976 gewesen. Die meisten Migranten und Migrantinnen stammen aus der Cote d'Ivoire, aus Guinea, Bangladesch und Tunesien, teilte das Innenministerium in Rom mit.

Kritik an Küstenwache und neue Einwanderungsregeln

Die Küstenwache war zuletzt in die Kritik geraten, weil sie Ende Februar einem Boot mit mehr als 150 Personen zunächst nicht zu Hilfe gekommen war. Das Holzboot kenterte vor der kalabrischen Küste, mindestens 73 Menschen starben. Die Behörde und die Regierung in Rom erklärten, dass sie in der Nacht des Unfalls zunächst nicht von einer Notsituation ausgegangen waren.

Eineinhalb Wochen nach dem tragischen Bootsunglück vor Kalabrien hat die italienische Regierung neue Einwanderungsregeln beschlossen. Kernpunkte des am Donnerstag verabschiedeten Regierungsdekrets sind ein verschärftes Vorgehen gegen Schlepper und die Förderung regulärer Migration. Gebilligt wurde das Dekret bei einem Sonder-Ministerrat in Cutro in Kalabrien, vor dessen Küste im Februar mindestens 74 Personen bei dem Bootsunglück ums Leben kamen. Die Leiche eines etwa fünfjähriges Mädchen wurde am Samstag im Meer gesichtet und geborgen.

Haftstrafen von bis zu 30 Jahren sind für Schlepper vorgesehen, die den Tod von Migranten und Migrantinnen verursachen. Eingeführt wird ein neuer Straftatbestand für diejenigen, die durch Menschenhandel den Tod oder eine schwere Körperverletzung verursachen. Die Hotspots für die Rückführung von Migranten und Migrantinnen ohne Einwanderungserlaubnis in Italien sollen ausgebaut werden. (APA, 11.3.2023)