Am Donnerstagabend kam es bei einer Veranstaltung der Zeugen Jehovas in Hamburg Alsterdorf zu einem Amoklauf.

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Hamburg – Die Amoktat von Hamburg hat die Debatte über schärfere Waffengesetze in den Fokus gerückt. Einen Tag nach dem Verbrechen mit acht Toten und mehreren Verletzten in den Räumen der Zeugen Jehovas kündigte Innenministerin Nancy Faeser (SPD) an, den Entwurf zur Änderung des Waffengesetzes noch einmal prüfen zu wollen. Man müsse nun überlegen, ob es noch Lücken im Gesetz gebe, sagte Faeser am Freitagabend den ARD-"Tagesthemen".

Auch wenn das Thema bisher nicht auf der Tagesordnung im Innenausschuss des Bundestages steht, dürfte es weiter für Diskussionen sorgen. Zuletzt hatte Faeser mit ihren Plänen für mehr Kontrollen und Vorschriften die Verbände der Jäger und Schützen gegen sich aufgebracht. Diese wiederum erhielten Unterstützung von der FDP. Die sagt, die von Faeser geplanten Änderungen im Waffenrecht stünden nicht im Koalitionsvertrag.

Aufarbeitung der Tat ausständig

"Psychisch kranke Personen dürfen keine Schusswaffen besitzen. Es ist gut und richtig, dass das Waffenrecht dies schon heute unmissverständlich regelt", sagte der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Konstantin Kuhle, am Samstag. Im Nachgang zu der Tat in Hamburg müsse nun aufgeklärt werden, warum die Waffenbehörde von einer Entziehung der waffenrechtlichen Erlaubnis abgesehen hatte.

"Dabei muss auch über eine bessere Ausstattung der Waffenbehörden gesprochen werden", sagte Kuhle. Ohne eine präzise Aufarbeitung der Hintergründe seien "überhastete Forderungen nach gesetzgeberischen Konsequenzen nicht angezeigt".

Der Innenexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Marcel Emmerich, sagte NDR Info, dass auch ein Verbot von halbautomatischen Pistolen für Privatleute geprüft werden müsse. "Diese schreckliche Tat hat gezeigt, dass legale Waffenbesitzer mit Waffengewalt Schlimmes anrichten können in dieser Gesellschaft", sagte Emmerich und betonte: "Weniger Waffen in privaten Händen sorgen für mehr öffentliche Sicherheit."

Über 100 Schüsse, acht Tote

Bei der Tat am Donnerstag in Hamburg starben sieben Menschen und der Täter selbst. Acht weitere Menschen wurden verletzt, vier von ihnen lebensbedrohlich.

Der mutmaßliche Täter, ein 35-Jähriger, hatte mehr als 100 Mal mit einer halbautomatischen Pistole geschossen. Seit dem 12. Dezember sei er im legalen Besitz dieser Waffe gewesen, hatte Polizeipräsident Ralf Martin Meyer bei einer Pressekonferenz gesagt. Als Extremist war der mutmaßliche Schütze nach Angaben aus Sicherheitskreisen nicht bekannt.

Der Mann war Sportschütze, hatte eine Waffenbesitzkarte und war erst kürzlich von der Waffenbehörde nach einem Hinweis auf eine psychische Erkrankung aufgesucht worden. Damals habe es keine relevanten Beanstandungen gegeben, die rechtlichen Möglichkeiten seien ausgeschöpft gewesen, sagte Meyer. Die gesamten Umstände hätten auch keinerlei Anhaltspunkte für die Beamten ergeben, "die auf eine psychische Erkrankung hätten hindeuten können".

Bei dem mutmaßlichen Täter gibt es laut bayerischem Innenministerium auch keine Hinweise auf eine frühere Drogenauffälligkeit. Das teilte ein Sprecher des Ministeriums am Samstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Es gebe keinen entsprechenden Eintrag bezüglich Drogendelikten. Zuvor hatte es Berichte über einen möglichen Drogenmissbrauch des mutmaßlichen Schützen in der Vergangenheit gegeben. (APA, 11.3.2023)