Hat der stadt- wie polizeibekannte, bissige Querulant Johannes Bonifaz Hackl (Burghart Klaußner) den Motorrad fahrenden Adam Moser mit einem Laserpointer der heftigeren Sorte so geblendet, dass der, so seiner Sicht beraubt, tödlich stürzte? Den vielleicht allzu augenfälligen Anfangsverdacht untersuchen die Münchner "Tatort"-Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), längst zurück von ihrer Agatha-Christie-Zeitreise im Münchner Plattenbau-Problemviertel Hasenbergl. Eine Kameradrohne, die in der Siedlung jungen Frauen durchs Fenster beobachtet, und wer sie lenkt, wird in diesem "Tatort" auch noch eine Rolle spielen. Die Kritik wirkt – bis auf die Performance von Burghart Klaußner als Münchner Problembär unter Verdacht – nicht so richtig begeistert. Aber wie sehen Sie den "Tatort: Hackl"?

Mehr Sozialdrama als Krimi

"Dieser 'Tatort' von Dagmar Gabler (Buch) und Katharina Bischof (Regie) ist das Protokoll einer überforderten Gesellschaft, bei dem das Sozialdrama stärker ist als der Krimi.", befindet Claudia Fromme von der Münchner "Süddeutschen Zeitung": "Es geht um abgehängte Menschen in einer reichen Stadt, die sich am Ende doch selbst am nächsten sind und schnell auf einen wie den Hackl zeigen, bei dem ja wirklich ständig die Sicherungen durchbrennen. Warum, danach fragt keiner", moniert Fromme.

Im Bild: Johannes Bonifaz Hackl (Burghart Klaußner) hat Ivo Batic (Miroslav Nemec) durch den Bewurf mit Fischinnereien in Rage gebracht. Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) hält den Kollegen zurück.

Foto: ORF/BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden

Joshua Kimmich trinkt grüne Shakes

Fromme erinnert an die lange Tradition, Spitzenfußballer im "Tatort" auftreten zu lassen, seit der frühere Bundestrainer Berti Vogts 1999 in Hamburg ein entlaufenes Kaninchen seinem Besitzer mit den Worten retourniert: "Gib dem Kaninchen eine Möhre extra, es hat uns das Leben gerettet."

Diesmal ist FC-Bayern-Spieler Joshua Kimmich (Bild) am Münchner Hasenbergl dabei als Fitnesstrainer und Influencer, der bis auf große grüne Shakes eher keine tragende Rolle hat.

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Scheitern an Unbotmäßigen

STANDARD-Kritikerin Irene Brickner sieht in diesem "Tatort" eine "Parabel über das Scheitern im Umgang mit unbotmäßigen Zeitgenossen. Darüber, was passiert, wenn mit einem Außenseiter keine Kontaktaufnahme mehr möglich ist. Es ist keine schöne Perspektive", resümiert Brickner.

Im Bild: Julia Rosenheimer (Irina Kurbanova) an der Unfallstelle von Adam Moser.

Foto: ORF/BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden

Hannibal Lecter vom Hasenberg

"Spiegel"-Kritiker Christan Buß gibt dem "Tatort: Hackl" aus München nur fünf von zehn möglichen Punkten. Sein Urteil: "Letztlich verschwindet das Ensemblespiel hinter dem raumfüllenden Greinen, Toben und Beißen von Hackl" als " als bayerischen Wutbürger mit Seppelhut und Pitbullkiefer. Die Performance als körperlicher Gewaltakt." Aber: "Das Problem ist, dass wir nicht schlau daraus werden, was Hackl, diesen Hannibal Lecter vom Hasenbergl, eigentlich so wütend macht." (red, 12.3.2023)

Im Bild: Jonas Mittermaier (Lorenzo Germeno) muss im Beisein seiner Mutter Sandra (Carolin Conrad) im Präsidium einige Fragen beantworten

Und wie sehen Sie diesen "Tatort: Hackl" aus München?

Foto: ORF/BR/Tellux Film GmbH/Hendrik Heiden