Das Arbeitsmotto von Bettina Leidl lautet "MQ goes Green".

Foto: Stefan Olah

Schlingpflanzen wuchern über die Stiegenaufgänge empor zu den Museen, Bäume und Skulpturen spenden Schatten auf der begrünten Piazza. Auf recycelten Öko-Enzis ruhen Wiener und Touristinnen und lauschen einem Konzert. Wenn es nach Bettina Leidl geht, sieht so die nahe Zukunft im Wiener Museumsquartier (MQ) aus, dem sie seit Februar 2022 als Geschäftsführerin vorsteht. Welche konkreten Pläne sie für das Kulturareal hat, stellte sie jüngst vor – der formale und inhaltliche Schwerpunkt lautet "MQ goes Green".

Für Leidl glich die Übernahme quasi einem Nachhausekommen. Von 1997 bis 2011 war sie als kaufmännische Geschäftsführerin der im MQ beheimateten Kunsthalle Wien tätig und so auch an der Neugestaltung des Areals beteiligt. Von ihrem Vorgänger Christian Strasser habe sie nun ein erfolgreiches Quartier übernommen, das mit 4,5 Millionen jährlichen Besuchern als Vorzeigebeispiel urbaner Kulturareale gilt. Dennoch sei es noch offen für neue Projekte, sagt Leidl. Wo Verbesserungen möglich sind, wird sie an den nötigen Schrauben drehen.

Nachhaltige Aspekte

Zum einen sind es nachhaltige Aspekte, die die Kulturmanagerin bereits am Kunsthaus Wien, das sie von 2014 bis letztes Jahr leitete, verstärkt verfolgt. Aktuell findet eine Machbarkeitsstudie heraus, wie Photovoltaikanlagen im denkmalgeschützten MQ angebracht werden können. Bis Ende des Monats läuft auch ein Landschaftsarchitektur-Wettbewerb, dessen Gewinner einen Plan für die Begrünung des 90.000 Quadratmeter großen Areals samt Innenhöfen und Vorplatz umsetzen werden. Konkret könnten das zusätzliche Grünflächen und Bäume sein, gibt Leidl einen Ausblick auf den Sommer. "Obwohl wir 175 Bäume auf dem Areal haben, vermisst das Publikum die schattenspendende Begrünung." Die Öko-Enzis folgen dann 2024.

Das 90.000 Quadratmeter große Areal des MQ soll grüner werden.
Foto: Paul Bauer

Bei ihrem Antritt überraschte es Leidl allerdings, wie wenig Kunst sichtbar war. "Trotz der über 60 Kultureinrichtungen sieht man, abgesehen von den bespielten Durchgängen, wenig Kunst in den Außenflächen", findet sie. "Deshalb möchte ich auch die Höfe künstlerisch bespielen." Neben neuen Skulpturen soll ab Mai im Haupthof auch eine permanente Bühne aufgebaut werden, auf der an fünf Tagen pro Woche Programm geboten werden wird: Performances, Konzerte, Lesungen und Künstlergespräche.

Kein Foto-Schwerpunkt

Auch im Ausstellungsprogramm setzt Leidl auf das Thema Ökologie, wie die beiden neuen Präsentationen Oasis und LandRush beweisen. Den bisher zu wenig sichtbaren Kunstort "MQ Freiraum" möchte sie stärker und klarer programmieren. Als Erweiterung nahm sie den angrenzenden Raum, wo eine externe Einmietung auslief, als Ausstellungsfläche dazu. Unter dem Namen "MQ Salon" wird dort ebenfalls bei freiem Eintritt zeitgenössische Kunst gezeigt, Platz vor allem den Artists in Residence zur Verfügung gestellt. Weitere derartige Ergänzungen sollen aber nicht folgen.

Als Chefkuratorin holte Leidl ihre ehemalige Kollegin aus dem Kunsthaus, Verena Kaspar-Eisert, ins Team. Trotz deren Expertise für Fotografie wird das MQ aber "dezidiert zu keinem Foto-Standort", betont Leidl. Nachdem es am Kunsthaus unter der neuen Chefin Gerlinde Riedl keinen solchen Schwerpunkt mehr gibt, liegt der beim neu gegründeten Foto Arsenal, dessen Location sich im Umbau befindet.

"Stärkere Vernetzung" der Kunsthalle

Bevor der Standort im Arsenal im Herbst 2024 fertiggestellt sein soll, findet das jährliche Festival Foto Wien in den Ausstellungsräumen im MQ statt. Obwohl Leidl das Festival jahrelang ausrichtete, sieht sie die Foto Wien – ihr "Baby" – bei Felix Hoffmann, dem Leiter des Foto Arsenal, in guten Händen. "Wir unterstützen ihn hierbei auf unterschiedlichen Ebenen", sagt Leidl.

Genauso werde sie auch die neue Direktion der Kunsthalle unterstützen, die demnächst bekanntgegeben wird. Die MQ-Chefin wünscht sich eine "stärkere Vernetzung mit der lokalen Kunstszene" – und so zusätzlich frischen Wind fürs MQ. (Katharina Rustler, 13.3.2023)